Archiv der Kategorie: Music

The Delta Saints, Garage Deluxe, 13.9.2014

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Und wieder mal eine dieser Bands in der Garage Deluxe, bei denen man sich denkt. „Warum spielen die hier vor 100 Leuten? Die müssten doch locker das Olympiastadion füllen!“ – naja, guter Geschmack ist wahrscheinlich doch eher etwas Exklusives. Bayern 3 hören ja auch mehr Menschen, als Flux FM…

Die fantastischen Delta Saints aus Nashville, Tennessee waren also in der Garage und ich konnte nicht anders, als dem Besitzer derselben genau ebendiese Frage zu stellen: Wie um Himmels Willen kommst du an die Delta Saints? Romy lächelte sardonisch und meinte: „Leute kennen!“. Oder eben in Venues gehen, wo die Besitzer die richtigen Leute kennen (in diesem Fall den Tourmanager der Saints). Selbiger war natürlich auch anwesend und ich wollte wissen, auf welche Dauer denn der Gig so angelegt sei. Vertraglich vereinbart waren 75 Minuten plus (nicht vertraglich vereinbarte) Zugaben. Nun – es wurden fast zwei Stunden von allerfeinster Qualität.

Was für Musik die machen? New Orleans Swamp Blues Rock. Richtig gut. Mit Anklängen von Dixie Chicken und L.A. Woman (in der Tat hat der Keyboarder sicherlich mehr als einmal bei den Doors reingehört).

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Ein sehr charismatischer Sänger dazu, mit einer sehr eingängigen Stimme und Musiker, die ihr Handwerk wirklich beherrschen. Nach ihrem bislang wohl besten Album, Death Letter Jubilee haben die Saints soeben ein sehr geniales (auch sehr gut abgemischtes) Live-Album veröffentlicht, wenn man da reinhört, bekommt man einen ungefähren Eindruck. Ich fand das Konzert in München fast noch kraftvoller, als das Konzert auf der Konserve. Hut ab vor einer Band, die vor gut 100 Leuten einen solch genialen Gig abliefert.

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Aus den vereinbarten 75 Minuten wurde ein 90 Minuten Konzert, das Publikum tobte, es kamen noch einmal 20 Minuten Zugabe (u.a. ein sehr sehr schönes Cover von Gnarls Barkley’s „Crazy“ – ich fand’s besser, als das Original!) und dann – wohl wirklich nicht geplant – nach lang anhaltendem Toben des Publikums als letzter Song das Cover von Come Together.

Danke an die Band, für so einen kraftvollen Auftritt. Danke an Romy von der Garage für’s Herholen! Mehr Infos über die Saints bei Interesse hier auf der Website der Band

Concerts to Come (Punk Rulez OK!)

+++kleiner Werbeblog+++

In meiner kleinen Rezension über die Barb Wire Dolls schrieb ich ja schon mal kurz über den Stefan Lampertius und seine kleinen aber feinen Konzerte.

Nachdem jetzt das Programm für 2014 weitgehend steht, hier eine kurze Übersicht. Ich kann nur sagen: „Hingehen!“ – das sind alles kleine Juweleninseln im Mainstreamozean. Ihr werdet mich dann auch beim überwiegenden Teil der Konzerte treffen:

Donnerstag, 4. September um 20:00
(Die Band, die bei den Dolls als Vorgruppe gerockt hat! Unbedingt anhören)

Mittwoch, 10. September um 20:00

Mittwoch, 24. September um 20:00

Kein Lampertius-Konzert, sondern präsentiert von Visions & Vice, aber trotzdem ein Sahneschnittchen:
THE OFF @ STROM
Dienstag, 21. Oktober um 21:30

Montag, 27. Oktober um 20:00

Freitag, 31. Oktober um 20:00

Samstag, 8. November um 20:00

Donnerstag, 13. November um 20:00

Donnerstag, 4. Dezember um 20:00
(darauf freue ich mich schon besonders! The Old Farts Are united 🙂 )

Also raus aus dem Sofa und rein in den Mosh Pit! Unterstützt die Bands, die leben davon. Und unterstützt den Veranstalter, der trägt das Risiko privat

* Die Links verweisen alle auf die Münchener Facebook-Veranstaltungsseite MUFT (Musik -und Filmtreff); wird Zeit, dass sich Stefan mal eine Domain schnappt und eine eigene Website aufbaut. Das sieht ja konzerttechnisch durchaus nach Wachstum des Kommunikationsbedarfs aus

Ich mag mein Haar – mein Haar mag Guhl!

Black Label Society 24.6.2014 im Backstage

You can’t kill the metal
Metal will live on
Punk Rock tried to kill the metal
But they failed as they were smite to the ground
New Wave tried to kill the metal
But they failed as they were stricken down to the ground
Grunge tried to kill the metal
They failed as they were thrown to the ground
No one can destroy the metal
The metal will strike you down with a vicious blow
(TenaciousD, The Metal)

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Ein Metal Konzert also. Eigentlich so gar nicht mein Ding. Immer, wenn mir etwas bei einer Metal Band gefällt, sagen die eingefleischten Metalheads mir, das sei das schlimmste Stück der Band und eigentlich gar kein Metal. Mein Lieblingsstück von Motörhead ist der Whorehouse Blues, und das ist ganz definitiv kein Metal.

Aber man soll ja immer nach allen Seiten schön offen bleiben und nachdem Zakk Wylde der spirituelle Führer meines alten Kumpels Chris ist, und der auch gleich noch Tickets für die ganze Familie organisiert hat (danke, Chris!), war es eher so eine Art Familienausflug mit Vorglühen im Augustiner, da kann man schon auch mal Metal anhören, zumal der Zakk ja mal beim Ozzy gespielt hat und irgendwie sterben die alten Headbanger ja alle aus und werden von diesen AC-100BPM-Fuzzis verdrängt; von diesen austauschbaren Typen mit Föhnfrisur.

Womit wir beim eigentlichen Thema wären: Haare! Überall! Bei Allen! Im Publikum und auf der Bühne! Sie fliegen in wunderschönen Bögen zu den dröhnenden Rhythmen durch die Luft und wirbeln sprühnebelgleich kleine Schweißtropfen durch den Raum. Ganz wunderbar und überaus beeindruckend und besser als jedes künstlich hereingerauchte Trockeneis.

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Der Leadsänger und Gitarrist natürlich an allererster Stelle, aber auch sein Bassist und die zweite Gitarre standen ihm kaum nach. Nur der Drummer verweigert sich mit seinem Stoppelschnitt. Drummer scheinen da ganz eigen zu sein! Ist ja zum Beispiel bei ZZ Top auch so. Kurzhaarschnitt my Ass! Geht doch gar nicht, das zerstört die ganze Stimmung! Schämen sollten die sich!

Am besten wirken die Haare, wenn sie dekorativ wie ein Wasserfall vor dem Gesicht hängen. Ein Haarfall statt Haarausfall!

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Ob Metaller auch Extensions tragen? Ob Zakk sich von Heidi Klum umstylen ließe, um ein Foto zu kriegen? Sicher nicht! Das sind noch so knarzige Urgesteine, bei denen die Tattoos nicht aus Henna sind und in den Bärten Lebensmittelvorräte für 4 Wochen eingelagert sind.

Und diese Posen! Wahnsinn! Da sind Männer noch Männer und sie führen ihren Clan ins Konzert und geben dort alles bis zum letzten Bluts- nein Schweißtropfen.

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Gegen Ende des Konzertes, wenn die Luftfeuchtigkeit im kleinen Raum und die Ausdünstungen von Publikum und Musikern das ihre getan haben, hat man dann sogar Gelegenheit, in die erschöpften Gesichter dieser hart kämpfenden Krieger zu blicken. Wem es da nicht eiskalt den Rücken herunterläuft, der ist ein gefühlskalter Eisbrocken!

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Es war ein ganz wunderbar archaischer Abend, an den mich seit gestern 22 Uhr auch ein permanentes Pfeifen im rechten Ohr erinnert. Der Mensch am Mischpult arbeitet nämlich ganz offensichtlich nebenbei in der Kartoffelbreiküche von Pfanni und hat erfolgreich versucht, seine beiden Arbeitsplätze miteinander zu kombinieren. Hauptsache laut. Nach dem glasklaren Sound bei Rodrigo Y Gabriela vor einigen Tagen war ich schon erstaunt, was für einen Akustikquark man in exakt dem gleichen Venue produzieren kann. Chapeau!

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Zur Musik kann ich nicht so viel sagen. Das wäre unfair,  Metal ist eigentlich so gar nicht mein Ding. Ihre Instrumente haben die auf jeden Fall alle tippitoppi beherrscht und mein alter Metalhead-Kumpel Chris hatte nach dem Konzert Tränen in den Augen und beschimpfte noch auf der Heimfahrt in der S-Bahn solche Poser wie Jim Morrison und Kurt Cobain. No one can destroy the metal…

Rodrigo Y Gabriela 30.5.2014 Backstage Werk

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Habt ihr schon einmal eine Haarnadel in eine Steckdose gesteckt und euch einen tierischen elektrischen Schlag eingefangen? Ich schon. Im Alter von 4 Jahren im Badezimmer meiner Oma. Erzählungen meiner Mutter zufolge standen mir die Haare zu Berge und ich hatte Gänsehaut am ganzen Körper.

Ich hatte dieses energetische Gefühl schon fast vergessen, bis es sich gestern abend wieder einstellte. Bei Rodrigo Sánchez und Gabriela Quintero, den beiden Mexikanern, die das Gitarre Spielen neu erfunden haben. Während andere Gitarristen ihre Instrumente als Saiteninstrumente verstehen bzw. verwenden und entsprechend Akkorde greifen, ihr im Fingerpicking Style oder mit dem Bottleneck Klänge entlocken, hat man bei Rod Y Gab das Gefühl, da stünde eine Metal Band mit Percussion auf der Bühne (was wenig verwundert, spielten die beiden doch einst gemeinsam in der Thrash-Metal-Band Tierra Acida).

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Gabriela Quintero spielt nicht einfach Rhythmusgitarre – sie webt einen unglaublich kreativen Klangteppich aus Akkorden und Percussion auf dem Gitarrenkörper in einer Geschwindigkeit, die es einem unmöglich macht, zu verfolgen, was sie da eigentlich tut. Sanchez bearbeitet die Saiten ebenfalls in atemberaubender Geschwindigkeit, zupft, spielt Barré-Akkorde, bringt die Gitarre nicht nur zum Singen, sondern zum Hüpfen und Jubeln.

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Pünktlichst um 20:30 betraten die beiden die Bühne und zündeten ein zweistündiges Feuerwerk ab. Zunächst überwiegend von der neuen Scheibe, 9 Dead Alive, später auch von den älteren Alben. Glasklarer Sound (was bei zwei Gitarren wenig verwunderlich ist), laut ausgesteuert. Letzteres notwendig, um die Guitar Percussion wirken zu lassen, ohne auf Dauer die Gitarren zu zerstören. Besonders nett war es, die Interaktion der beiden untereinander zu sehen. Die hatten ganz offensichtlich sehr viel Spaß beim Spielen, haben immer wieder kleine Späßchen in ihre gemeinsamen Impros eingebaut. Das genaue Gegenteil von den derzeit gehäuft tourenden alten Säcken aus den 80ern und 90ern, die ihr Repertoire abdudeln, um die Kasse zu füllen.

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Das Münchner Publikum, über das ich ja immer wieder einmal gerne schimpfe, zeigte sich ebenfalls von seiner besten Seite. Da wurden 6/8 Rhythmen mitgeklatscht und die Akteure auf der Bühne von Song zu Song getrieben. Und in 30 Minuten Zugabe. Und Rodrigo dazu, auch einmal zu singen. Angestachelt von Gabriela und dem Publikum wurde gemeinsam Creep von Radiohead angestimmt.

Highlight der Bühnenshow für alle Gitarren-Afficionados: Über den Stegen der beiden Gitarren waren kleine Kameras angebracht, die das Fingergewusel live auf die Leinwand projiziert haben.

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Wie man in dieser Geschwindigkeit 2 Stunden non-stop Gitarre spielen kann, wird mir als Tastenquäler immer ein Geheimnis bleiben. Ich ziehe meinen Sombrero und verneige mich vor den besten Live-Solo-Gitarristen seit Di Meola, Mc Laughlin, und De Lucia

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Barb Wire Dolls in der Garage, 8.5.2014

Am Donnerstag war ich seit einer gefühlten Ewigkeit wieder einmal in einem fantastisches Punkkonzert! (dass ich das noch einmal im Jahr 2014 schreiben darf! Ein gutes Punk(!) Konzert im neuen Jahrtausend). Die Barb Wire Dolls sind so etwas wie die Zukunft des Punk, oder mindestens die Gegenwart. Hier in der OX wurde 2013 ein instruktives Interview mit der Band veröffentlicht, die zwar nicht unbedingt eine politische Mission verfolgt, aber definitiv eine musikalische: Den Punk wiederbeleben!

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Auch die Location hierfür war perfekt gewählt: Die Garage Deluxe, deren Besitzer, Romy, sich auf die Fahnen geschrieben hat, gute, viel zu unbekannte Bands nach München zu holen, für die Backstage, Strom oder Firewerk bereits zu groß sind (er hat sich natürlich auch auf die Fahnen geschrieben, guten alten, leider in der Vergessenheit versunkenen Bands wieder eine Plattform zu bieten, aber das tut hier nix zur Sache).

Nach München geholt hat die Dolls dankenswerterweise wieder einmal Stefan Lampertius, der Self-Made-Konzertveranstalter, der vor einigen Jahren noch braver Banker war und heute tolle Punk-Bands wie vor einigen Wochen 999 oder vorgestern die Dolls nach München holt. Stefan (herzlichen Glückwunsch zum im Konzert gefeierten Geburtstag noch einmal!) verfolgt die gleiche Mission, wie die Dolls: Den Punk wiederbeleben.

Gestern ist der Zusammenarbeit von Band, Location und Veranstalter genau dies gelungen! Ein ganz tolles, druckvolles Konzert, so wie es sich gehört. Pogo vor der Bühne und Bands mit sichtlichem Spaß am Spielen. Mit Isis Queen haben die Dolls eine sehr charismatische Frontfrau mit Spaß am Performen und einer kräftigen Stimme. Dass sie in ihrem kurzen Punk-Outfit zudem noch sehr gut aussieht (kennt noch jemand die Replikantin aus Blade Runner?) ist dem Gesamtbild sicherlich auch nicht abträglich. Im Vordergrund stand dennoch ganz eindeutig – auch wenn einige der Jungs mit ihrem Iro gestern wie paralysiert dastanden und die Sängerin anstarrten – die Musik!

Als Vorgruppe spielte eine stark von The Clash beeinflusste Band aus Argentinien – The Argies. „Vorgruppe“ ist hier sicherlich der falsche Ausdruck. Die Jungs spielten deutlich über eine Stunde und haben eine Bombenshow abgezogen.

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Tja: 250 EUR für die Rolling Stones Dinosaurier? 100 EUR für Black Sabbath? 4 Wellenbrecher und Light-Bier aus Pappbechern? Nein Danke! Eine ordentliche Halbe bei Romy am Tresen und dann nach dem Konzert noch mit der Band quatschen und sich die CD signieren lassen. So gehört sich das!

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Und zum Schluss noch einer für meinen Kumpel Chris: Glückliche Gäste mit glücklichen Musikern (Dolls-Gitarrist Pyn Doll)

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Du schaffst das, Lance!

Lance Lopez ist einer der besten lebenden Blues-Gitarristen (siehe meinen Konzertbericht hier im Blog). Er hatte – so steht es in seiner Biographie – lange Zeit immer wieder mit Drogenproblemen zu kämpfen, ich dachte allerdings, er habe diese nun endgültig überwunden. Falsch gedacht!

Lance ist auf Facebook und Twitter recht aktiv und lässt uns dort an seinen Konzerten und an seinem Familienleben (Frau und Kinder) teilhaben. Auf Facebook erschien heute nun folgendes Posting:

LanceFB-Post

Musik und Drogen. Eine wohl nie enden wollende traurige Beziehung. Gottseidank hat er wohl ein stabiles Umfeld, das ihn unterstützt. Ich drücke Lance beide Daumen, dass er diesen schwierigen Kampf gewinnen und uns noch viele musikalische Highlights bescheren möge!

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Update (Mai/2014): Lance ist wieder da, er hat abgenommen, sieht 5 Jahre jünger aus und spielt wieder. Ich drücke sämtliche verfügbaren Daumen, dass er jetzt die Finger von Drugs und Booze lässt. Nachdem die Summe aller Laster ja immer eine Konstante ist, kann er dann mehr Energie in Rock’n’Roll – und was auch immer noch so Spaß macht – investieren 😉

András Schiff erklärt Goldberg und Diabelli

Gestern war ich in Begleitung eines Freundes in der Carl-Friedrich von Siemens-Stiftung, piekfeiner Laden sag ich euch. Es gab Schnittchen und Sekt und viele Mumien waren da. Aber das war alles nebensächlich. Wichtig war:

András Schiff stellte im Vergleich Bachs Goldberg-Variationen und Beethovens Diabelli-Variationen vor. Zwei Werke, zwischen denen man erst einmal keinerlei Zusammenhang vermutet, zumal vollkommen unklar ist, ob Beethoven die Goldberg-Variationen jemals gehört (oder vielmehr gelesen – er war ja dann taub) hat. Schiff vermutet aufgrund diverser Anspielungen, die er auch anspielte, dass dem so sein muss und meinte, dass Baron Gottfried van Swienten, bei dem sich Ludwig van öfter aufhielt, sicherlich eine Kopie der Variationen besaß und er dort in Kontakt damit kam.

Schiff hat jetzt gerade zu seinem 60. Geburtstag in London beide Werke hintereinander aufgeführt. Bach – Pause – Beethoven. Die Euse ist wohl die einzige, die zu beurteilen weiß, was das bedeutet.

Schiff hat sowieso eine fantastische Kondition. Das Programm gestern war auf 2 Stunden angesetzt. Er wollte bewusst auf eine Pause verzichten, um die Werke in direktem Zusammenhang zu erklären. Nun ist er aber so ins Fachsimpeln gekommen (auf höchstem Niveau! Akkordlehre, Quintenzirkel & Co hat er einfach mal so vorausgesetzt) und hat immer mehr Querreferenzen von A nach B und C aufgezeigt, dass alleine die Goldberg-Variationen schon 2 Stunden brauchten. Er hat wohlgemerkt alle 30 Variationen angespielt und erläutert. Dann stand er auf, nahm einen Schluck Wasser und sagte „Und nun zu Diabelli – jetzt benutze ich dann auch das Pedal!“ (Zitat vorher „Für das rechte Pedal ist bei Bach kein Platz! Die Benutzung des Pedals fängt erst mit Beethoven an“). Er hat dann eben noch eine kurze 10-minütige Parenthese über die Entwicklung vom Cembalo ohne Pedale über das Cembalo mit Pedalen („dienen rein der Registerverschiebung“) und das Hammerklavier bis hin zum modernen Klavier eingeschoben.

Nun, es gibt 30 Goldberg-Variationen (plus Thema, plus Reprise) und 33 Diabelli-Variationen (plus dem – ziemlich doofen, wie ich finde – von Diabelli seinerzeit vorgegebenem Hauptthema). So hat die Veranstaltung – ohne Pause – dann mal locker etwas über 3 1/2 Stunden gedauert. Die Zeit ging aber vorüber wie im Flug

Meine Highlights:

  • „ich habe mühsam gelernt, dass man die Goldbergvariationen NIE mit Manschettenknöpfen spielen darf!“ (Bach schrieb für das Cembalo mit 2 Manualen, so dass sich dort die Hände problemlos kreuzen konnten. Wenn man das heute auf einem Manual spielt, muss man also die Hände teilweise über kreuz spielen, was zu Kollisionen führen kann)
  • bei der 15. Goldbergvariation hat er diverse Stellen aus den großen Messen Bachs angespielt und es war erstaunlich, welche Themen sich wo wiederfanden
  • seine Interpretation und Darstellung der dramatischen 25. Goldbergvariation („die schwarze Perle“)
  • die Erklärung der Volkslieder, die Bach in der 30. Variation anspielt, obwohl an dieser Stelle eigentlich der Kanon in der Dezime hätte kommen müssen (jede 3. Variation ist ein Kanon in aufsteigenden Intervallen, also erst in der Sekunde, dann in der Terz usw.): „Bach will, dass der Hörer wieder mit beiden Beinen zu hause ankommt!“
  • die Erklärung der ganzen Querreferenzen bei den Diabelli-Variationen zu Bach, Mozart und Haydn (speziell das Don Giovanni Zitat „Notte e giorno faticar“ als ausgestreckter Mittelfinger Beethovens ins Gesicht Diabellis)

Das war ein ganz fantastischer Abend und falls András Schiff die beiden Werke in Eurer Nähe aufführen sollte, geht am Vorabend zur Werkseinführung, das lohnt sich (geht aber vorher aufs Töpchen und trinkt wenig).

Biffy Clyro im Zenith

Drei halbnackte junge Männer auf der Bühne und ein sehr sehr textsicheres Publikum haben gestern Abend das Zenith zum Kochen gebracht. Zwei Vorgruppen. Die erste war ganz grausam und ich habe den Namen verdrängt. Danach die Walking Papers aus Seattle, die hatten schon gut was drauf, die werde ich mir mal in Ruhe anhören.

Gegen 21:30 fingen dann Biffy Clyro an, die Halle auseinanderzunehmen. Alle drei Musiker mit nacktem Oberkörper, dann hatten sie im Hintergrund noch ganz in Schwarz gekleidet, damit man sie nicht sieht, einen Gitarristen und einen Keyboarder. Das fand ich ein wenig armselig, die so zu verstecken, damit sie einem auch ja nix vom Ruhm klauen.

Im Publikum viele Vollbärte. Sehr viele Vollbärte. Man kam sich rasiert schon fast eigenartig vor.

4 von 5 Hot Whisky!

Wikipedia sagt übrigens, ich war gestern auf einem Prog-Konzert. Kann ich aber nicht bestätigen

Everlast (Dan Patlansky) – Backstage

Dan Patlansky. Was für ein Gitarrist!! Südafrikaner, hat da schon 6 Studioalben herausgebracht. Epic Blues mit rauchiger Stimme. Hat Everlast an die Wand gespielt, als Solo-Opening act.

Everlast diesmal mit einem (sehr nerdigen und sehr netten) Keyboarder. Bryan Velasquez. Lief hinterher noch durchs Backstage und hat mit den Leuten gequatscht. Patlansky stand beim Stand (Merchandising) und hat auch ewig Zeit zum Quatschen gehabt. So gehört sich das!

Hier die 3 während der Zugabe beim Jammen