Rodrigo Y Gabriela 30.5.2014 Backstage Werk

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Habt ihr schon einmal eine Haarnadel in eine Steckdose gesteckt und euch einen tierischen elektrischen Schlag eingefangen? Ich schon. Im Alter von 4 Jahren im Badezimmer meiner Oma. Erzählungen meiner Mutter zufolge standen mir die Haare zu Berge und ich hatte Gänsehaut am ganzen Körper.

Ich hatte dieses energetische Gefühl schon fast vergessen, bis es sich gestern abend wieder einstellte. Bei Rodrigo Sánchez und Gabriela Quintero, den beiden Mexikanern, die das Gitarre Spielen neu erfunden haben. Während andere Gitarristen ihre Instrumente als Saiteninstrumente verstehen bzw. verwenden und entsprechend Akkorde greifen, ihr im Fingerpicking Style oder mit dem Bottleneck Klänge entlocken, hat man bei Rod Y Gab das Gefühl, da stünde eine Metal Band mit Percussion auf der Bühne (was wenig verwundert, spielten die beiden doch einst gemeinsam in der Thrash-Metal-Band Tierra Acida).

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Gabriela Quintero spielt nicht einfach Rhythmusgitarre – sie webt einen unglaublich kreativen Klangteppich aus Akkorden und Percussion auf dem Gitarrenkörper in einer Geschwindigkeit, die es einem unmöglich macht, zu verfolgen, was sie da eigentlich tut. Sanchez bearbeitet die Saiten ebenfalls in atemberaubender Geschwindigkeit, zupft, spielt Barré-Akkorde, bringt die Gitarre nicht nur zum Singen, sondern zum Hüpfen und Jubeln.

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Pünktlichst um 20:30 betraten die beiden die Bühne und zündeten ein zweistündiges Feuerwerk ab. Zunächst überwiegend von der neuen Scheibe, 9 Dead Alive, später auch von den älteren Alben. Glasklarer Sound (was bei zwei Gitarren wenig verwunderlich ist), laut ausgesteuert. Letzteres notwendig, um die Guitar Percussion wirken zu lassen, ohne auf Dauer die Gitarren zu zerstören. Besonders nett war es, die Interaktion der beiden untereinander zu sehen. Die hatten ganz offensichtlich sehr viel Spaß beim Spielen, haben immer wieder kleine Späßchen in ihre gemeinsamen Impros eingebaut. Das genaue Gegenteil von den derzeit gehäuft tourenden alten Säcken aus den 80ern und 90ern, die ihr Repertoire abdudeln, um die Kasse zu füllen.

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Das Münchner Publikum, über das ich ja immer wieder einmal gerne schimpfe, zeigte sich ebenfalls von seiner besten Seite. Da wurden 6/8 Rhythmen mitgeklatscht und die Akteure auf der Bühne von Song zu Song getrieben. Und in 30 Minuten Zugabe. Und Rodrigo dazu, auch einmal zu singen. Angestachelt von Gabriela und dem Publikum wurde gemeinsam Creep von Radiohead angestimmt.

Highlight der Bühnenshow für alle Gitarren-Afficionados: Über den Stegen der beiden Gitarren waren kleine Kameras angebracht, die das Fingergewusel live auf die Leinwand projiziert haben.

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Wie man in dieser Geschwindigkeit 2 Stunden non-stop Gitarre spielen kann, wird mir als Tastenquäler immer ein Geheimnis bleiben. Ich ziehe meinen Sombrero und verneige mich vor den besten Live-Solo-Gitarristen seit Di Meola, Mc Laughlin, und De Lucia

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