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Work. Life. Balance?

Heute ist Karfreitag. Ich habe soeben ein WebEx Meeting beendet und bearbeite jetzt bis Ostermontag mit meinem Kundenteam auf einem Shared Doc einen Vertragsentwurf (ja, der ist schon eilig – wir haben uns alle nicht darum gerissen, um 08:00 am Rechner zu sitzen). Ich möchte nicht behaupten, dass so etwas vor Corona nicht vorgekommen ist, üblicherweise war es allerdings ein kleiner Kreis von Top-Level Leuten, die so gearbeitet haben.

Nach 2 Wochen Lockdown kontaktieren mich meine Kunden – und zwar auf allen Hierarchieebenen – mehr oder minder 24/7.

Was ist passiert?

Die arbeitstätige Bevölkerung sitzt zu Hause. Das Homeoffice ist am Küchentisch eingerichtet (sprich: Das Laptop steht da und ist online). Die Grenzen zwischen „Jobtime“ und „Private Time“ verschwimmen zunehmend. Niemand steht hinter Dir und schaut Dir über die Schulter, ob Du auch wirklich arbeitest, etwas „Produktives“ tust und ob Du das, was Du machst, auch gut genug machst.

Es ist vollkommen egal, ob Du am Wochentag mit einem Glas Wein auf dem Balkon sitzt, oder am Feiertag arbeitest. Das, was erledigt werden muss, muss in der richtigen Qualität zum richtigen Zeitpunkt erledigt sein. Der Rest ist egal. Man hört auf, zu arbeiten, wenn man merkt, dass man mental unproduktiv wird und macht stattdessen Sport. Man setzt sich mit seiner Aufgabe auch am Abend oder am Wochenende an den Tisch, wenn man gerade eine gute Idee zum Thema hat. Weil man die Freiheit hat, sich seine Arbeit und sein Privatleben zeitlich einzuteilen.

Uns langsam dämmert es einem, dass „Work Life Balance“ nicht bedeutet, dass man „schon“ um 18h das Büro verlässt, um die Kinder noch kurz zu sehen, bevor sie im Bett liegen, sondern dass es auch bedeuten kann, dass man sich seine Zeit freier und sinnvoller einteilt. Dass man ausreichend Freizeit hat und dennoch vielleicht sogar mehr und produktiver arbeitet als jemals zuvor. Und vielleicht sogar noch mehr Spaß an der Arbeit hat, als jemals zuvor.

Viele meiner Kunden – speziell große Unternehmen – haben bislang „Homeoffice“ strikt abgelehnt. Meine Hoffnung ist, dass gerade diese Unternehmen ihre Sicht auf den „produktiven Einsatz der Ressource Mensch“ zukünftig einmal grundsätzlich auf den Prüfstand stellen.

Vielleicht hatte Corona neben all dem Schrecklichen dann auch etwas Gutes.

Burmese Days – Pt. 6 Heimreise, Fazit und Reisetipps

31.10.-3.11.
Life’s a beach

Am 31.10. ging es mit dem Taxi vom Lake Inle wieder nach Heho, von dort aus pünktlichst (Abflug und Ankunft jeweils 15“ vor Schedule) nach Thandwe, dem „Strand-Flughafen“. Im Südwesten von Myanmar gibt es tolle Strände. Ngapali ist einer der bekanntesten.

Dort haben wir uns 4 Nächte eingebucht und außer Baden, Essen, Trinken undwasmansonstnochsoamstrandmacht gar nix gemacht. Ein Strand aus superfeinem Zuckersand, ohne störende Steine, eine harmonische Mischung aus Touristen und burmesischen Urlaubern, kristallblaues warmes Wasser. Das ließ echt keinerlei Wünsche offen.

 

 

4.-6.11.
Heimweg in Etappen

Am 4.11. wurden wir viel zu früh am Hotel abgeholt und zum nahe gelegenen Airport gefahren. War aber ganz gut, denn als alle da waren, sind wir einfach losgeflogen (diesmal eine gute halbe Stunde vor ETD). Noch ein Abend in Yangon in der wunderbaren Atlas Rooftop Bar den Urlaub bei einigen gut gemixten Cocktails mit Blick über die Stadt ausklingen lassen. Am 5.11. nochmal kurz zum Kandgawy Lake spaziert, unser abgebranntes Hotel von Tag Eins besichtigt, etwas am Pool gechillt und abends dann von Yangon über Bangkok und Frankfurt nach München zurück.

Eine Abreise mit zwei Zwischenstops ist nur etwas für sehr sehr zähe und geduldige Menschen. Ich bin weder zäh noch geduldig, aber ich wollte nach Hause und da hat der Wille die Mimose überstimmt. Deswegen erspare ich euch auch das Gejammere über die Heimreise mit 1h Flug, 4h Zwischenstop, 11h Flug, weiteren 2,5h Stopover und noch einer Stunde Flug.

 

Fazit und Reisetipps

Es hat sich auf jeden Fall gelohnt, nach Myanmar zu reisen! Ein wunderbares Land, das sich gerade mit viel Schwung dem Tourismus öffnet, dabei aber noch ausgesprochen ursprünglich geblieben ist und viele der üblichen Bequemlichkeiten noch nicht bietet: Kaum einer spricht verständliches Englisch, es gibt nicht an jeder Ecke einen Pub oder ein KFC, außerhalb der Tourismuszentren gibt es nur wenig Infrastruktur. Dafür wimmelt es, mit wenigen Ausnahmen, nicht überall vor Touristen, man sieht noch Ochsenkarren und Bananenblattdächer, die Händler sind nicht über Gebühr aufdringlich und nicht jeder, der einen anspricht, will einem etwas verkaufen.

Wir haben große Teile des Landes gar nicht gesehen (Myanmar ist etwa doppelt so groß wie Deutschland). Gerne wären wir z.B. Noch in den Chin State weiter in Richtung Norden gereist, oder hätten uns ganz im Süden das Mayk Atoll angesehen.

Im Großen und Ganzen würden wir wohl den Reiseablauf wieder so planen, wie wir ihn hier realisiert haben. Am ehesten kann man Mandalay auslassen. Das ist eine Großstadt und lediglich die Mahamouni-Pagode sowie das Teakholz-Kloster sind wirklich sehenswert und lohnen sich (man muss hier der guten Ordnung halber ergänzen, dass wir nicht im Süden im Ancient Kingdom und bei der U-Bein-Bridge waren. Wenn man den Reisestress etwas reduzieren will, kann man nach Mrauk U direkt von Yangon nach Bagan fliegen und die gewonnene Zeit lieber am Lake Inle investieren, da hätte es noch interessante Optionen gegeben.

Hier noch einmal für die, die es interessiert, unser Reiseplan:

Mein Highlight war bereits ganz am Anfang der Rundreise Mrauk U. So zeitraubend es war, mit Flugzeug und 5h den Fluß entlang dort hin zu reisen, so schön war die Flussfahrt. Die Tempel dort waren nicht weniger beeindruckend, als die in Bagan. Wirr waren die einzigen Touristen weit und breit und man fühlte sich wirklich in der Zeit 100 Jahre zurückversetzt. Fahrt da unbedingt hin, falls ihr mal nach Myanmar fahren solltet!

Die Reiserei an sich war überhaupt kein Problem. Wir haben ja alles selber geplant und z.T. vorab gebucht, z.T. auch vor Ort improvisiert. Von insgesamt 12 (!) Flügen in diesem Urlaub waren – mit Ausnahme der Lufthansa – alle Flüge absolut pünktlich und öfters auch überpünktlich (Abflug, wenn alle da waren, Landung dann eben 30 Minuten vor Plan). Der Sitzabstand war in allen burmesischen Airlines – Myanmar National, Yadarnapron, KBZ, FMI, … – so, dass ich mit meinen 1,92 superbequem überall sitzen konnte. Das Fluggerät war immer sehr neu (überwiegend Bombardier ATR-72). Die Taxipreise sind extrem niedrig, man sollte aber vorher den Preis vereinbaren (Yangon Airport in die Stadt 10.000 kyt, Mandalay Airport in die Stadt 30.000 kyt, Heho Airport zum See 30-40.000 kyt. Innerhalb der Städte immer zwischen 2.000 und 5.000 kyt. Mandalay ist teuerer, als Yangon).

Touren bucht man am Besten vor Ort. Im Lonely Planet steht für jeden Ort immer mindestens ein verlässlicher Tour Operator. Wir haben den Boots-Transfer nach Mrauk U über Onestop Myanmar gebucht – ich habe noch nie eine Agentur erlebt, die so schnell und kompetent arbeitet wie die. Kann ich uneingeschränkt empfehlen. Kurz: Es ist überhaupt kein Problem, sich in Myanmar auf eigene Faust durchzuschlagen und gleichzeitig den organisierten Touren der beflissenen Studiosusse und Dr. Tiggesse aus dem Weg zu gehen

Eine SIM Card bekommt man direkt am Flughafen für kleinstes Geld. 7,5 GB für 30.000 kyt. Ich hatte bei Abreise gerade mal 2 GB verbraucht, obwohl ich überall Netz hatte und viel online war (google Maps saves a lot of days!).

In den älteren Reiseführern wird darauf hingewiesen, dass man besser mit einer dicken Tasche voll Bargeld durch Myanmar reisen solle, weil es außerhalb der Großstädte keinerlei Möglichkeit gäbe, Geld abzuheben. Diese Zeiten sind definitiv vorbei. Es gibt überall ATMs, selbst auf dem Lake Inle, oder in Hotelanlagen, so dass man seinen Geldbestand immer wieder auffüllen kann (ich erinnere mich ja noch an Zeiten, in denen man mit Reiseschecks unterwegs sein musste. Dagegen ist das heute der krasse Luxus!). Zu dünn darf das Geldpolster allerdings auch nicht sein, denn Karten werden selten akzeptiert, funktionieren nur in der Hälfte der Fälle (bei meiner MasterCard kam häufig „Format Error -30“) und werden regelmäßig mit einem Aufschlag von 3-3,7% bestraft.

Ein Hinweis für die Spiegeleifanatiker und Tischkulturisten: Es ist in Myanmar vollkommen unüblich, Eier glibberfrei „well done“ zu braten. Man muss daneben stehen und sein Ei bewachen, bis es well done ist. Abgeräumt wird zum Schluss. Man sitzt vor 10 leeren Bierflaschen, Vor- Haupt- und Nachspeisetellern, bis man das Restaurant verlässt. Alles andere wird als unhöflich betrachtet. Und man bestellt – wie überall in Asien – zu seinen Hauptspeisen den Reis und ggf. Gemüse extra. Wir haben öfters entrüstete Touristen beobachtet, die vor ihrem reislosen Curry saßen und die Bedienung strafend ansahen.

Last not least noch einige Gedanken zur politischen Lage in Myanmar: Die Demokratie ist noch ein junges Pflänzchen. Myanmar war über Jahrzehnte eine unschöne Militärdiktatur und die ersten seitens der UNO als „frei“ bestätigten Wahlen haben gerade einmal 2016 stattgefunden. Die Demokratisierung findet nur statt, weil sie vom Militär geduldet wird und das Militär spielt nach wie vor eine entscheidende Rolle im Land. Als Damoklesschwert schwebt es über der gewählten Regierung und kann jederzeit wieder die Macht übernehmen. Nicht zuletzt entzieht der Militärapparat dem Land auch heute noch Geld und Intelligenz. Die gut ausgebildete Jugend macht nach wie vor dort Karriere und nicht in der freien Wirtschaft.

Das zweite große Problem des Landes neben dem Militär ist die Vielfalt der konkurrierenden Volksstämme. In Myanmar werden hunderte von Sprachen gesprochen, gibt es die unterschiedlichsten Clans und Religionen, auch wenn Buddhismus die Staatsreligion ist. In dieser komplexen Gemengelage muss man Aung Sung Su Ki bewundern, wie sie unter komplettem Verzicht auf eigene Komfortzonen mit viel Fingerspitzengefühl das Land steuert. Die aktuelle Verfolgung der Rohinja kann sie aus meiner Sicht nicht ohne weiteres unterbinden, ohne den gesamten politischen Fortschritt der vergangenen 10 Jahre wieder aufs Spiel zu stellen.

Wir hoffen sehr, dass sich Myanmar weiter öffnet und demokratisiert. Ein wunderbares Land mit fantastischen Sehenswürdigkeiten und auf jeden Fall mehr als nur eine einzige Reise wert.

Burmese Days – Pt. 5 Lake Inle

29.10.
Off to Lake Inle

Abfahrt um 8:00, der Flughafen lag gottseidank nur eine Viertelstunde entfernt, und um 09:35 startete unser Flug von Bagan nach Heho. Wie alle Flüge bislang auf die Minute pünktlich. Passagiere raus, Passagiere rein und ab dafür. Umdrehzeit inkl. Tanken und Boarding keine halbe Stunde.

Heho liegt auf 1.300m im Norden des malerischen Lake Inle, der eingebettet zwischen Bergen auf ca. 500m liegt. Man fährt etwa 1h Serpentinen herab bis Nyaung Shwe, dem Backpacker-Zentrum dieser Region, die u.a. für interessante Hiking-Touren durch die Berge und einsam gelegene Dörfer bekannt ist. In Nyaung Shwe haben wir den Taxifahrer gebeten, kurz anzuhalten, um bei einem der Tour-Anbieter-Outlets die Bootstour für den kommenden Tag zu buchen. Die Hotels bieten genau die gleichen Touren auch an, verdoppeln aber immer die Preise (unsere Ganztages-Tour mit eigenem Boot kostete z.B. 25.000 ky =15€, im Hotel wurde die gleiche Tour für 35$ = 30€ angeboten).

Wir hatten ein Hotel direkt am See gebucht und mussten von Nyaung Shwe aus noch etwa 1/2h ein Stück weiter in Richtung Süden das Ostufer hinunter.

Am frühen Nachmittag angekommen, war es uns deutlich zu früh, um faul am Pool zu liegen, außerdem hatten wir hier (leider) nur 2 Nächte eingeplant. Deswegen haben wir uns einen der berühmten Lake-Inle-Einbeinruderer angeheuert, uns eine Stunde über den See zu fahren. Der kam, musterte mich und fuhr erst mal wieder ab, um ein etwas größeres Kanu zu organisieren, das dann auch etwas weniger wackelig war, als die Reispapierkonstruktion, auf der er da anfangs angerudert kam.

Man sieht überall auf dem See wirklich noch Fischer mit großen Reusen und Netzen, die auf einem Bein hinten auf ihrem Kanu balancieren, beide Hände zum Fischen frei haben und die Balance mit Hilfe des zweiten Beines, das um das Ruder geklemmt ist, halten. Stand Up Paddeling ist Kinderkacke dagegen!

Man beachte das FC Bayern Trikot

Kontrapunkt zu den idyllischen Einbeinruderern sind die Motorkanus – das Äquivalent zum ÖPNV. Es gibt regelrechte Highways auf dem See, auf denen sich die Boote mit beeindruckender Gischt hinter dem Außenborder aneinanderreihen. Leider machen die auch einen Höllenlärm. Jedes einzelne Motorboot klingt in etwa wie ein 20er Jahre Bulldog und gibt oft auch ähnlich schwarze Abgaswolken ab.

Unser einbeiniger Ausflug war auf jeden Fall schon einmal eine schöne Art, am See „anzukommen“

30.10.
Wir fahren übern See, übern See

Heute stand dann unsere Bootstour auf dem Programm. Die Tour, die jeder Reisende macht, wenn er an den Inle-See fährt:

Zunächst nach In Dein. Ein verschlafenes Nest im Südsüdwesten abseits des Sees. Man verlässt den See und fährt über ein enges Fluss-System weit in Richtung Westen quer durch schwimmende Gärten, in denen Gemüse aller Art angebaut wird.

Man durchquert Dörfer, die komplett auf Stelzen gebaut sind (es mutet ein wenig venezianisch an) und wird vom Fahrer erst einmal an einer Silberschmiede abgesetzt, wo man ja theoretisch etwas kaufen könnte, und dann an einer Weberei, wo man ja theoretisch ebenfalls etwas kaufen könnte. Sollte man aber nicht, denn den gleichen Kram bekommt man später auf den Märkten etwa 20-30% günstiger angeboten.

Der Lake Inle ist ein Schmelztigel vieler verschiedener Volksgruppen und in der besuchten Weberei arbeiteten zwei Frauen, deren Hälse mit Eisenringen auf eine beeindruckende Länge gestreckt wurden, an Tüchern mit einem ganz eigenen Design. War schon sehr interessant.

Dann ging es weiter nach In Dein. Erst einmal vor lauter Touristenbooten einen Anlegeplatz zu finden, war gar nicht so trivial. Haben wir aber auch geschafft.

Wir hatten Glück, denn der 5-Day-Market, ein Markt, der rund um den See rotiert und jeden Tag etwas weiter wandert, fand an diesem Tag genau dort statt. Der Markt besteht aus zwei Teilen: Ein großer Teil mit Tüchern, Silberwaren und Schnitzereien (Hauptprodukte der Region) – im Wesentlichen für die Touristen; sowie ein kleinerer Teil mit Lebensmitteln für die Einheimischen. Die Ansprache durch die Händlerinnen im Touristenteil ist im Vergleich zu anderen Ländern noch vergleichsweise dezent.

Eigentliche Attraktion von In Dein und Grund dafür, dass dieser Ort Pflichtprogramm ist, ist eine alte Tempelanlage, die z.T. Verfallen und überwuchert, z.T. gut in Schuss ist und sich z.T. noch im Bau befindet.

Mitten im Wald eine solche Ansammlung glänzender Stupas zu finden, ist schon überraschend.

Nach einer recht idyllischen Wanderung vom hoch gelegenen Kloster den Fluss entlang zurück zum Boot und einer kurzen Mittagspause, baten wir unseren Fahrer, uns noch zu einem Ceroot-Hersteller und zu einer Lotus-Weberei zu fahren.

Ich hatte von „Ceroots“, den einzigartigen burmesischen Zigarillos, zum ersten mal in Orwells Burmese Days (Namenspatron dieses Reisetagebuchs) gelesen und dann in meinem Lonely Planet gesehen, dass diese am Lake Inle hergestellt werden. Ganz im Süden des Sees gibt es ein „Artisan Village“ mit vielen Handwerksbetrieben, u.a. auch einer Ceroot-Manufaktur.

Der Herstellungsprozess ist anders, als bei klassischen Zigarren. Die Deckblätter werden erst gerollt und dann gestopft. Der Tabak wird u.a. mit Pfefferminze oder Banane versetzt. Ich habe Banane probiert und muss sagen: Das ist gar nicht schlecht!

Die Holde las in ihrem Führer, dass am Lake Inle Garn aus Lotusstengeln hergestellt wird und wollte das gerne einmal sehen. Wir also zum nächsten Handwerksbetrieb weitergetuckert. War hochinteressant!

Für ein Tuch aus Lotusgarn benötigt man Sage und Schreibe 8.000 bis 10.000 Lotusstengel. Diese werden alle 10-15cm aufgeschnitten und auseinandergezogen, dabei ziehen sie hauchdünne Fäden, die dann sorgsam entnommen, verdreht und verwoben werden.

Das Endprodukt ist weicher als Seide, leider aber auch teuerer als diese – ca. 300$ für ein Lotustuch war uns dann leider doch zu teuer.

Nach Silberschmiede, Weberei, Ceroot-Faktur und Lotusweberei ging es noch in eine Schmiede. Auch hier – wie überall – noch absolut archaische Produktionsprozesse. Kein Dampfhammer, sondern nur Vorschlaghämmer. Man fühlte sich in jeder einzelnen Manufaktur in längst vergangene, vorindustrielle Zeiten zurückversetzt.

Weiter ging es zu einem Tempel, in dem kleine Figuren von Buddha und seinen 3 Schülern verehrt werden. Durch die zentimeterdicken Blattgoldschichten sieht man von den ursprünglichen Formen der Figuren nichts mehr. Sie sehen eher aus wie aufeinandergeschichtete Knödel oder Nanas von Nicki de Saint Phalle.

Neben dem Tempel gab es die Royal barches zu besichtigen. Große Boote, die von Langbooten gezogen werden. Einmal im Jahr gibt es eine Parade. Fragt mich nicht, warum sie sich ausgerechnet für Hühner als Galeonsfiguren entschieden haben.

Zum Schluss dann nochmal ein Kloster auf einer Insel im See. Früher haben die Mönchen den vielen Katzen, die dort (immer noch) leben beigebracht, durch einen Ring zu springen. Nachdem im Volksmund das Kloster dann bereits „jumping cat monastery“ hieß, hat man damit aber wieder aufgehört. Ist ja schließlich immer noch ein Kloster und kein Zirkus.

War ein launiger Tag auf dem See. Sehr empfehlenswert!

Burmese Days – Pt. 4 Bagan

27.10.
The Early Bird Catches The Sun

Bagan muss man sich als weite grüne Ebene mit Wiesen und Bäumen vorstellen, in die diverse Herrscher rund um die erste Jahrtausendwende hunderte Tempelanlagen aus Ziegelstein gebaut haben oder besser haben bauen lassen. In Summe ergibt das heute ein sehr malerisches Gesamtbild in dem man – vollkommen unabhängig vom Standort – in allen vier Himmelsrichtungen Pagoden sieht.

Viele dieser Gebäude haben bemerkenswerte Geschichten, die sich bestens für ein Game Of Thrones Prequel eignen würden. Da wurden Königreiche erobert, Könige eingesperrt, Väter, Mütter, Schwiegersöhne und natürlich Ehefrauen ermordet oder Sklaven die Arme abgehackt, wenn sie beim Mauern zu große Lücken zwischen den Steinen ließen (eine Maßnahme, die mir seinerzeit beim Bau unseres Hauses auch schon einmal in den Sinn kam).

Die meisten Tempel sind ähnlich aufgebaut: Viereckig, innen ein Rundgang, in der Mitte ein Quadrat in dem in jeder Himmelsrichtung ein Buddha sitzt und einen anlächelt. Außen 1-2 Terrassen, die heute im Wesentlichen zum Betrachten von Sonnenauf- und untergängen genutzt werden.

Vor den wichtigeren Tempeln reihen sich Stände von Souvenirverkäufern, die zwar noch nicht so aufdringlich sind wie z.B. in Ägypten, aber einem doch zunehmend auf die Nerven gehen. Der Ablauf ist immer: „Where do you come from?“ „Germany? Guten Tag!“ „let me show you this temple“ (daraufhin kleben sie wie Pech an deinen Hacken und du wirst sie nicht mehr los) und schließlich „now you have a look at my goods“. Wir sind dazu über gegangen, auf die Frage „where are you from?“ mit „Kamchatka“ zu antworten. Das hat sie etwas verwirrt und man wurde nicht mit deutschen Brocken beworfen („langsam langsam“, „Achtung Kopf“ …).

Unter den Husslern sind sehr viele Kinder, die einen mit traurigen Knopfaugen anschauen und Postkarten und selbst gemalte Bildchen verkaufen wollen. Man hat natürlich Mitleid, aber wenn man dann kauft, unterstützt man es quasi, dass sie statt zur Schule zu gehen einen schnellen Kyat machen wollen. Also Hände weg.

Es sind zwar buddhistische Tempel, aber mir ging doch irgendwann eine Bibelstelle durch den Kopf:

Dann ging Jesus in den Tempel, jagte alle Händler und Käufer hinaus, stieß die Tische der Geldwechsler und die Stände der Taubenverkäufer um und rief ihnen zu: »Ihr wisst doch, was Gott in der Heiligen Schrift sagt: ›Mein Haus soll ein Ort des Gebets sein‹, ihr aber macht eine Räuberhöhle daraus! (Matthäus 21,12)

Besonders berühmt ist Bagan für seine Sonnenauf- und Untergänge, die man sich entweder aus einem Heißluftballon (45 Minuten kosten pro Person 350 USD…) oder von einer der höheren Pagoden aus ansieht. Der Wecker klingelte also um 05:15 Uhr. Die als Geheimtip gehandelte Law Ka Oushong Pagode war um 05:40 bereits überfüllt, aber wir hatten Glück und ein einheimischer Junge aus der Gilde der Bilderverkäufer (s.o.) nahm uns mit zu einem „secret place“, eine namenlose Pagode mitten im Grünen abseits der ausgetretenen Pfade. Dort saß auch nur eine Handvoll Menschen.

Der Sonnenaufgang war fantastisch. Zuerst färbt sich der gesamte Himmel lila und rosa, dann erscheint ein glutroter Ball, der alles in rötliche Farben hüllt. Zwischen den Pagoden steigt der Nebel auf. Nach einer weile sprenkeln Heißluftballons den Himmel. Absolut einmalig.

Nach einem herzhaften Frühstück sind wir dann auf unseren E-Bikes so lange von Tempel zu Tempel gehüpft, bis uns der Kopf vor lauter Buddhas und Wandmalereien schwirrte. Nachmittags ein kurzer Abstecher an den Iryawaddy auf einen Drink.

Abends noch nach Nyaung U, das aber außer vielen Straßen-Restaurants und Hostels nicht viel zu bieten hat.

 

28.10.
Another Day in Pagodise

Ausgeschlafen und erst um 08h gefrühstückt. Das ist der pure Luxus auf so ner Bildungsreise. Die Tochter ist ja aktuell 4 Monate mit dem Rucksack in Asien unterwegs und hat ihre Aufstehzeiten hier drüben von 14:00 auf 05:30 verlagert. Abends wird es dunkel und wenn man nicht in irgendeiner Party Zone unterwegs ist (Full Moon auf Koh Phangan oder so), passt man sich relativ schnell dem Rhythmus der Einheimischen an, steht ziemlich früh auf, denn da ist es a. hell, b. noch angenehm kühl und c. das Licht ist gut zum Fotografieren (letzteres ist kein primäres Argument für die Einheimischen). Der Abend ist dafür so gegen 22-23h auch gelaufen.

Wir also in Richtung Westen nach Minnanthu, da haben wir einige der insgesamt 3.000 Pagoden noch nicht inspiziert. Mein Hauptziel war ein immer noch aktives buddhistisches Kloster, das in ein Höhlensystem hineingebaut ist. In maulwurfartig gegrabene Stollen, in denen ich nicht aufrecht stehen konnte, waren Nischen gehauen, in denen Pritschen standen. Irgendwo gab es eine Art Küche – es lag ein Haufen Zwiebeln herum und daneben ein schiefer Turm aus Steinguttellern. Willkommen im frühen Mittelalter! Relativ bald mussten wir Tag 2 abbrechen, weil 50% der 2-Personen-Reisegruppe akute Verdauungsprobleme hatten. Also Loo und Pool bis Nachmittags. War aber gar nicht so schlimm, weil wir damit der Mittagshitze gut ein Schnäppchen geschlagen haben. Gegen 16:00 dann nochmal E-Scooter gemietet und zum Sonnenuntergang-Schauen auf die Bulethi Pagode.

Als Tourist darfst Du hier – anders als überall sonst in Asien – keine 125ccm Mofas leihen, sondern nur elektrisch betriebene Scooter, die so ca. 60 km/h fahren, also ausreichend schnell, und keinerlei Lärm oder Abgase von sich geben. Damit, oder mit einem Mountainbike (kann man auch leihen, ist aber um einiges teuerer, als die E-Scooter) düst Du dann von Pagode zu Pagode. Man ist viel schneller, als in Pferdekutsche, Ochsenkarren oder auch Jeep (weil man besser um die Schlaglöcher kurven kann), hat Fahrtwind und kommt überall hin. Tolle Sache!

Wir also mit den Scootern zur Pagode, ca. eine Stunde vor Sonnenuntergang da, es war aber schon mächtig was los. Eine bunte Mischung aus Japanern, Italienern, Franzosen und anderen Nationalitäten saß harmonisch dicht an dicht. Die einzigen, die Stress gemacht haben, waren natürlich Deutsche („hey, ei waz hier först“, „ju kennot ztent zer!“, „Klaus, komm her, hier ist noch Platz!“ (da war kein Platz mehr…). Naja, ihr kennt das. Um es kurz zu machen: Der Sonnenuntergang war nix. Die Sonne verschwand vollkommen unspektakulär hinter einer Wolkenbank und ward nicht wieder gesehen.

Um den Tag abzurunden sind wir noch zu einer Pagode, die wir immer nur von oben gesehen haben und die interessant und anders aussah, als alle anderen, nämlich wie eine weiße Pyramide. Maha Bodi. Es sei „indischer Stil“ sagt Lonely Planet. Hat sich auf jeden Fall noch mal gelohnt.

Wir sind abschließend wieder auf unser Barboot, die Erawati Raft, und haben da das verdiente Feierabend-Myanmar getrunken.

Burmese Days – Pt. 3 Mandalay

 

24.10.
Road To Mandalay

Wieder ein Reisetag. Wie gesagt – der Ausflug ins Paradies muss teuer mit Reisezeit erkauft werden. Das Boot wartete pünktlich um 8 Uhr am Steg des Hotels. 13:00 Ankunft in Sittwe. Auf dem Weg zum Flughafen klingelt das Handy des Fahrers. Er dreht sich um: „did you forget something on the boat? Something small, like a telefone?“ – mein GPS wurde mir dann auf dem Moped hinterhergefahren. Ehrlicher geht’s nicht.

Es gibt keinen Flug von Sittwe nach Mandalay. Also müssen wir erst wieder in den Süden nach Yangoon, um dann wieder in den Norden nach Mandalay zu fliegen. Beide Flüge mit KBZ, Gepäck durchchecken ging aber dennoch nicht, wenn ich den Menschen am Check In Schalter richtig verstanden habe. Was schwierig war, denn 1. sprach er kein Englisch und 2. hatte er den Mund gestrichen voll mit Betelnüssen.

Der Sitzabstand in der burmesischen KBZ war deutlich weiter, als in der Deutschen Lufthansa. Meine Befürchtungen, die Flüge im Lotussitz verbringen zu müssen, war unbegründet. Ebenso wie die Befürchtung, die 90 Minuten Übergangszeit könnten knapp werden. Alles klappte wie am Schnürchen.

Um 21:00 dann endlich am Hotel. Ein gesichtsloser Bunker downtown 78. Ecke 31. Der erste Eindruck von der Stadt eher bescheiden. Beton, Verkehr, Lärm. Mal sehen, wie das bei Tageslicht wird. Burmese Days – Pt. 3 Mandalay weiterlesen

Burmese Days – Pt. 2 MraukU

21.10.
Der Weg ist das Ziel

Wer Goethes Italienische Reise gelesen hat, weiß, was ich meine. Auf einer Strecke, die unsereiner mittlerweile an einem guten halben Tag zurücklegt (außerhalb der Ferienzeit; wochentags) hatte er die Zeit, einen ganzen Bestseller zu schreiben. An unserem nächsten Zielort wird schon seit längerem ein Flughafen geplant. Bis zur Realisierung desselben ist der Ort nur beschwerlich erreichbar (nein, nicht Berlin). Deswegen besuchen Mrauk U (gesprochen etwa „Miau“) auch nur etwa 5.000 Touristen im Jahr, obwohl es eigentlich eine der Hauptsehenswürdigkeiten Myanmars ist. Immerhin war Mrauk U über lange Zeit Regierungssitz und damit auch Religionssitz des Landes, doch davon später.

Üblicherweise machen alle Myanmar-Touristen in etwa die gleiche Rundreise: Yangoon – Mandalay – Bagan – Lake Inle – Yangoon. Das ist alles touristisch einigermaßen erschlossen und man kommt recht kommod von a nach b. Alles, was abseits dieser Reise im Uhrzeigersinn liegt, wird schwierig. Mrauk U zu planen war SEHR schwierig. Es gibt nur einige Hostels (zu einfach) und ein Luxushotel (zu teuer). Die Anreise geht nur über Sittwe (Inlandsflug)und dann per Boot (Fähre nur Dienstag und Donnerstag) oder im Auto (keine befestigten Straßen). Wir haben dann zähneknirschend das Mrauk U Princess Resort gebucht (teuer, aber wie sich herausstellen sollte, sehr schön). Die bieten ab Sittwe auch einen Transfer in ihrem eigenen Boot an, der aber schlicht unbezahlbar ist (dafür aber mit Champagner…).

Um es kurz zu machen: Nach einiger Recherche habe ich eine nachgerade fantastische Agentur gefunden – Onestop Myanmar sei hiermit ausdrücklich empfohlen (ebendie, die auch auf den Brand hingewiesen haben). Diese haben uns einen Bootstransfer für weniger als 50% des Hotelbootpreises inkl. Abholung am Flughafen arrangiert (dafür aber ohne Champagner…).

Unser ursprünglich gebuchter Inlandsflug wurde erst einmal storniert („due to maintenance reasons the entire fleet will not operate in October“), wir haben dann auf die etwas solidere Myanmar Air umgebucht (es gibt hier um die 8 Airlines, von denen 6 in keinerlei Hinsicht Europäischen Sicherheitsanforderungen entsprechen. Flüge werden gerne storniert, verschoben oder fliegen früher. Reconfirmen der gebuchten Flüge ist Backpackerpflicht).

Die Myanmar Air verlangt, dass man für einen Inlandsflug ganze 2 Stunden vor Abflug am Flughafen sein muss. Also wieder einmal früh aufstehen, ohne Frühstück ins Taxi, am Flughafen gefrühstückt und rechtzeitig am Gate gewesen. Dumm nur, wenn man weder die burmesische noch die burmenglische Durchsage versteht. Wir wurden dann persönlich aufgefordert einzusteigen und hatten einen eigenen Bus zum Flugzeug, in dem auch schon alle Passagiere auf uns warteten. Geduldig. Wir sind in Asien.

Bei der Einreise in die Provinz Rakhine wartete trotz Inlandsflug bereits ein Immigration Officer auf uns, der Visum und Pässe prüft. Rakhine ist recht nah an den unsicheren und Nogo-Zonen, da behält man seine Reisenden lieber im Blick. Gottseidank wusste ich hier bereits, dass man unsere Destination komplett anders ausspricht, als man sie schreibt. Englisch spricht hier so gut wie niemand.

Transfer zum Boot. Abfahrt 14:00, Strecke ca. 60km flussaufwärts. Unser Boot hatte eine beeindruckende Größe und wir hatten den Kahn komplett für uns. Bilder von Bogart und Hepburn in African Queen standen vor meinem geistigen Auge, als wir majestätisch langsam den braunen Fluss hinauf entlang Kranichen, Wasserbüffeln und Reisfeldern fuhren. Nach 2-3 Stunden wurden die Holzstühle erstaunlich unbequem. 60 km Strecke und unser Boot fuhr im Schnitt ca. 12 km/h. Einfach zu errechnen, dass die angekündigten 3,5h Fahrtzeit nicht ganz realistisch waren. Um 18:00 wurde es stockfinster. Zum im Fluss schwimmenden Treibgut (Regenzeit…) und unmarkierten Untiefen gesellten sich unbeleuchtete Fischer in Kanus. Auch unser Boot war komplett unbeleuchtet. Vor dem geistigen Auge stand jetzt eher Martin Sheen in Apocalypse Now. Passt auch von der Region besser. Der Bootsjunge kletterte mit einer Taschenlampe aufs Dach, um die 50m vor dem Bug zu beleuchten. Dann endlich um kurz vor 20h der Steg des Hotels.

Man bekommt ein gutes Gefühl für Entfernungen, wenn man wie Goethe reist. Und der Hintern tut einem weh.

 

22.10.
A rainy day in Mrauk U

Der Oktober ist ein Risikomonat für Reisen nach Myanmar. Die alte Regenzeit in ihrer Schwäche zieht sich in raue Berge zurück, aber manchmal kommt eben doch ein Zyklon aus Indien um die Ecke, so zum Beispiel am 21. Oktober 2017. Bereits in der Nacht hat es gewittert, wie man das als Europäer höchstens noch vom Berg und von hoher See kennt. Es regnete dann auch mehr oder minder den ganzen Tag. Dumm gelaufen, denn genau heute war der Tag dessentwegen wir die beschwerliche Reise in den Nordwesten antraten. Hilft ja alles nichts, dann kommt zu Rucksack und Kameratasche eben noch der Regenschirm und man wünschte sich, man wäre eine hinduistische Gottheit und hätte 2 Arme mehr.

Über atemberaubend schlechte, von der Regenzeit zerfressene Lehmwege rumpelten wir im TukTuk zur Shittaung Paya, dem zweitgrößten erhaltenen Tempel (Übersetzt „Tempel der 80.000 Bilder“, weil dort 80.000 Buddhastatuen stehen/standen) – der größte Tempel (Kothaung Paya; Tempel der 90.000 Bilder. Competition my ass!) sei aufgrund der Straßenverhältnisse nicht erreichbar, hieß es. Die Tempelanlagen erinnern mit ihren dicken Wänden und schmalen Gängen an Zitadellen und manchmal auch an Bunkeranlagen. Nur mit mehr Buddhastatuen.

Mrauk U war vom 15. bis ins 18. Jahrhundert der Königssitz und das Machtzentrum im Großraum zwischen Indien und Burma. Wie auch in Europa gab es keine wirkliche Trennung zwischen Staat und Kirche und so überboten sich die Könige und deren Nachkommen beim Bau von Pagoden, Tempeln und Buddha-Statuen. Da kommt in 300 Jahren einiges zusammen.

Hunderte von Stupas – teils aus schwarz gewordenem Sandstein, teils goldverziert, teils noch überwachsen – schmiegen sich in die grüne Landschaft und stehen stolz vergoldet, restauriert, verfallen oder noch verschüttet in den grünen Hügeln und Tälern.

Die gesamte Szenerie wird belebt von bunt gekleideten Burmesen mit dreieckigen Hüten, die zu Fuß, auf Fahrrädern oder auf Mofas ihren täglichen Verrichtungen nachgehen. Durch den Regen und die vielen Spiegelungen und Lichtreflexe bekam das Ganze einen ganz eigenen Charakter. Zudem hatten wir seit 2 Tagen kein einziges westliches Gesicht gesehen. Ich fühlte mich zurückversetzt in eine längst vergangene Zeit.

Irgendwann waren wir dann nass und hatten keine Lust, noch nässer zu werden. Also zu Fuß zurück ins Dorf, weil die Taxidichte hier deutlich geringer ist, als in Yangoon; man könnte sagen, sie tendiert gegen Null. Kulturbeflissen auf dem Heimweg noch einen Abstecher zum alten Kaiserpalast, von dem allerdings nur noch die Grundmauern stehen. Dann im Moe Cherri (eines von 2 Restaurants hier) das verdiente Feierabendbier.

 

23.10.
I live by the river

Sonne! \o/

Um 8:00 wartete bereits der Minivan vor der Tür. Heute hatten wir ausnahmsweise einmal Guide, Fahrer und Boot vorgebucht, um den westlichen Arm des Irrawaddy (der einen eigenen Namen hat, den ich leider nicht notierte) zu erobern. Etwa 2 Stunden Nördlich von Mrauk U liegen einige Dörfer des Volksstammes der Chin, die wir besuchen wollten. Myanmar ist ein Schmelztigel aus unterschiedlichsten Völkerstämmen mit über 100 unterschiedlichen Sprachen, eigenen Traditionen und Physiognomien. Noch heute werden ethnische Minderheiten unterdrückt, können keine Staatsämter bekleiden und profitieren nicht an der Ausbeutung der reichen Bodenschätze ihrer Region.

Wir befinden uns aktuell im Rakhine State, nördlich davon liegt der sehr arme, an Bangladesh grenzende Chin State. Die Grenzlinien sind jedoch künstlich und so wohnen im nördlichen Rakhine auch bereits Chin. Wären wir auf dem Fluss konsequent weiter in Richtung Norden gefahren, hätten wir erst den Chin State durchquert, um dann nach gar nicht all zu langer Zeit in Indien anzukommen.

Die Chin-Dörfer sind ein beliebtes Ausflugsziel, denn hier wurden bis in die 50er Jahre die Mädchen im Kindesalter im Gesicht mit „tribal tattoos“ tätowiert. Im gesamten Gesicht, inkl. Augenlider, was sehr schmerzhaft sein muss, weswegen die Regierung bereits 1960 diese Tradition verbot.

Die Fahrt flußauf war malerisch und ging vorbei an Hügeln, Reisfeldern und Dörfern. Immer wieder sah man Menschen beim Wäsche waschen, baden, bei der Körperpflege oder beim Wasser holen. Frauen mit einem rund geformten Silberkrug auf dem Kopf, original so, wie man das von Mowglis Freundin aus dem Dschungelbuch kennt.

Männer mit Strohhut und nacktem Oberkörper beim Ernten, entgrünen und Bündeln von Bambus, der dann als Floß flußabwärts transportiert zum Verkauf angeboten wird.

Wir besuchten zwei Dörfer. Das erste war bereits auf Besucher eingestellt. Hier lebten noch 5 tätowierte alte Frauen, sämtlich Charakterköpfe mit teils erstaunlich nordeuropäisch anmutenden Gesichtszügen. Gegen ein kleines Entgelt darf man fotografieren. Auf einem Bambustisch werden selbst gewebte Decken zum Verkauf angeboten.

Alles wirkte hier sehr sauber, aufgeräumt und harmonisch. Myanmar gehört zu den wenigen weniger entwickelten Ländern, in denen absolute Gleichberechtigung herrscht und das merkt man überall auch am Umgang miteinander. Beim Überqueren einer kleinen maroden Holzbrücke ist eine morsche Planke unter mir zerbrochen und es war ein kleines Wunder, dass ich nicht mal einen Kratzer abbekommen habe.

Unser Highlight war das zweite Dorf, etwas weiter flußaufwärts. Hier war man noch nicht auf Touristen eingestellt. Als wir ankamen, kam eine tätowierte Frau auf uns zu und lud uns ein, mit ihr eine Pomelo zu essen und etwas zu ratschen. So saßen wir dann auf Plastikstühlen da, sie schälte die Frucht und wir unterhielten uns (der Guide übersetzte). Etwas später kam noch ihre Schwester dazu. Beide hatten einen herrlichen Humor und einen ausgeprägten Mutterwitz – um ein Haar wäre ich mit der Schwester (Witwe, 72) verkuppelt worden. Mehrfach wurde betont, wie wichtig die Schule im Dorf sei. Als ich sagte, dass ich eine Kleinigkeit für die Schule spenden wolle, geriet das halbe Dorf in Bewegung. Der Dorfälteste kam mit einem Donation book und feierlich wurden Name, Nationalität und Spende eingetragen.

Man kann nur hoffen, dass sich die Zivilisation verträglich und harmonisch an diesen entlegenen Winkel der Welt pirscht.

Wohlbehalten wieder im Dorf angekommen fragt uns unser Guide doch tatsächlich, ob wir noch eben zum Kothaung Paya fahren wollen. Das ist der Tempel, zu dem uns am Vortag der Fahrer aufgrund schlechter Straßenverhältnisse nicht bringen konnte. Nach der Fahrt dorthin hatten wir Verständnis, es lohnt sich aber auf jeden Fall, etwas durchgeschüttelt zu werden. Der größte Tempel der Region steht etwas abseits und wurde aufgrund der Weissagung eines Astrologen in nur 6 Monaten erbaut. Aus Mangel an Sandstein aus Ziegeln, weswegen er nun schneller zerfällt und bereits zu guten Teilen von der Natur zurückerobert wurde. Renovierungsarbeiten sind geplant und einerseits notwendig, andererseits werden sie leider auch etwas von der eigenen Magie dieses Ortes entfernen.

Fazit zu Mrauk U: Die Anreise ist eine beschwerliche und umständliche Tagesreise, aber gottseidank ist das so. Ganze 5.000 Touristen im Jahr, kaum einer davon im Oktober, weil es da noch regnen kann, und voraussichtlich aufgrund der Medienberichte über „Unruhen im Norden“ erst einmal noch weniger, auch wenn dieser Norden noch sehr weit entfernt von Mrauk U ist. Auch wir hatten ja kurzzeitig leichte Bedenken, die im Nachhinein vollkommen grundlos waren.

Bis auf zwei kurze Ausnahmen haben wir keine anderen Touristen gesehen. Entsprechend ursprünglich ist rund um Mrauk U alles noch und ich bin jetzt gespannt auf Bagan und Lake Inle, erwarte dort jedoch deutlich mehr touristische Infrastruktur, Taxis, laminierte Speisekarten und weniger „ursprüngliches Asien“, als hier im Norden.

Burmese Days – Pt. 1 Yangoon

18.-19.10.2017
München – Frankfurt – Bangkok – Yangon

Eine Anreise mit zwei Zwischenstops ist nur etwas für sehr sehr zähe und geduldige Menschen. Ich bin weder zäh noch geduldig, aber ich wollte nach Myanmar und da hat der Wille die Mimose überstimmt. Deswegen erspare ich euch auch das Gejammere über die Anreise mit 1h Flug, 2,5h Zwischenstop, 11h Flug, weiteren 2,5h Stopover und noch einer Stunde Flug.

Der letzte Zwischenstop in Bangkok erwies sich übrigens als wertvoll, denn beim Checken der Mails während der Wartezeit erhielt ich folgende Nachricht von einem Tour-Operator, mit dem ich mich zwecks Zahlung einiger Transfers am Abend in unserem Hotel, dem Kandawgyi Palace, treffen wollte:

Hi Craggan,
Kandawgyi Palace hotel was burnt down yesterday night and 70% were destroyed.
Hope you are safe.
Please advise how do we meet each other.
Regards,
Kyaw

Kurze Schockstarre, google, twitter und – ja, stimmt wohl. Auf youtube gibt’s Videos vom Löscheinsatz. Das Hotel, in dem wir einige Stunden später unsere geräderten Knochen zur Ruhe legen wollten, glimmte gerade vor sich hin.

Kurzerhand mit Booking.com telefoniert und eine Alternative gebucht (in der ich soeben sitze und diese Zeilen schreibe). Schöne neue Internet-Reisewelt. Noch vor nicht all zu langer Zeit hätte der Taxifahrer einen mit Gepäck sardonisch grinsend vor einem Häufchen Asche abgesetzt, weil man ihm natürlich partout nicht glauben wollte, dass das Hotel abgebrannt sei („jaja…“) und er aber eine gute Alternative wüsste („sicherlich!…).

Zum Runterkommen machten wir noch einen kurzen Spaziergang zur nahe gelegenen Rooftop-Bar des Sakura Tower auf einen Absacker. Die fantastische Sicht auf die Stadt und die beleuchtete Shwedagon Pagode machten die zu hohen Preise und die untalentierten asiatischen Karaoke-Sirenen mehr als wett. Im Vergleich zum nächtlichen Bangkok herrschte von oben betrachtet auf den Straßen Yangons ein geradezu dörflicher Verkehr. Wir waren gespannt, ob sich dieser erste Eindruck am nächsten Tag bestätigen würde.

Sofortiges Schlafkoma

20.10.
Yangon

Den 4,5 Stunden Zeitunterschied zum Trotz (wie kommt man bitte auf viereinhalb Stunden?) um 08:30 aus dem Bett gekugelt (also 4 Uhr nachts nach deutscher Zeit), raus aus dem Hotel und erst einmal gefrühstückt. Stilecht mit Fried Rice und mit Curry gefüllten Teigtaschen.

Auf direktem Weg sodann unverzüglich zur wichtigsten Sehenswürdigkeit Myanmars, der Shwedagon Pagode. Ich verzichte darauf, an dieser Stelle kulturhistorische Abhandlungen aus den diversen Reisführern zu kopieren, deswegen nur so viel: Das Ding ist ECHT beeindruckend! Eine ganze Tempellandschaft rund um eine sehr große und hohe vergoldete Stupa. Die erste Stupa übrigens, die von außen mit Blattgold verziert wurde. Was heutzutage fast schon die Regel ist, war damals absolut Neu. Eine Trendsetterin sozusagen. Die Landeshauptstadt München hat übrigens in Sachen Bauordnung auch von der Vergoldeten abgekupfert (pun intended): Kein Gebäude in Yangon darf die Shwedagon Pagode überragen.

Wir verbrachten viel Zeit mit und in dieser Ikone des Buddhismus. Teils aufgrund der vielen Sehenswürdigkeiten (ein kleiner Schrein für jeden Wochentag, eine tonnenschwere Glocke, die gewichtsbedingt im Zuge eines Diebstahlversuchs ein Schiff der Britischen Navy versenkt hat, dutzende Buddhas und kleinere Stupas), teils aufgrund der eigenen, schönen Stimmung auf dem Gelände mit vielen Einheimischen und Mönchen, teils aufgrund der immer wieder einsetzenden kurzen Regenschauer.

Die Pagode liegt recht nahe zum Lake Kandawgyi, an dem wir eigentlich hätten übernachten sollen. Deswegen haben wir noch den kurzen Abstecher gemacht, um uns wenigstens den See und die verkohlten Überreste unseres komplett aus Teakholz erbauten Hotels einmal anzusehen. Wirklich sehr sehr schade, das muss nett gewesen sein. Als wir dort waren, berichtete das örtliche Fernsehen gerade über den Vorfall.

An der Straße ein Taxi geschnappt, und ab nach Downtown. Taxen gibt es wie Sand am Meer. 4 von 5 Autos, die an einem vorbeifahren sind (gefühlt) Taxen. Die dreiviertelstündige Fahrt vom Flughafen in die Stadt kostet 10.000 Kyat – 1.000 Kyat sind ca. 60ct. Fahrten innerhalb Yangons kosten zwischen 2.000 und 3.000 KYT. Man kommt also für 1-2€ überall hin, was sehr angenehm ist. Und wenn wir schon bei der automobilen Fortbewegung sind: Autos mit Lenkrad rechts im Rechtsverkehr. Noch nie gesehen. Was soll das? Will man damit die ehemaligen britischen Besatzer ärgern?

Ein bisschen durch die von den Briten rechteckig angelegte Altstadt gewandert. Viele Märkte, die so sind, wie man sich Märkte in Asien vorstellt. Wie sie in Bangkok früher mal waren.  Keine Billigklamotten und Firlefanz, sondern Lebensmittel, Street Food (da wird bis hin zum Pansen alles verwertet) und praktische Haushaltsgegenstände.

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London, my Love

Beitrag Ergänzt 02/2017

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Es gibt Städte, die vermeidet man, wenn es geht (in dieser Klammer stand ein mit „H“ beginnendes Beispiel, das ich wieder gestrichen habe. Es war nicht Hamburg). Und es gibt Städte, bei denen man immer den Eindruck hat, man käme nach Hause. London! Seit etwas über einem Jahr darf ich diese wunderbare Stadt regelmäßig besuchen, um dort zu arbeiten. Das ist das Beste, was dir passieren kann, wenn du eine Stadt etwas näher kennen lernen möchtest. Es nimmt den Druck von der Leitung. Man muss nicht 5 Museen und 3 Märkte an einem Tag einplanen und kann sich nach dem Rhythmus der Stadt richten, einfach mitschwingen, statt die Metropole in deinen Stundenplan zu zwängen. Morgens in der überfüllten City Line (bzw. „Sauna Line“) in die Arbeit pendeln und abends ins Konzert, oder ins Theater, oder in den Pub.

Was macht dieses London aus? Der Nebel?  Die Gründerzeit-Architektur, die sich so beiläufig ins Stadtbild integriert, wie in Rom die antiken Ruinen? Die endemischen Telefonzellen, Taxis und Busse? Die Musik-, Musical- und Theaterszene? Sicher – auch das. Aber an erster Stelle kommt der Londoner. Einerseits – wie alle Hauptstädter – im gesamten Land als total durchgeknallt verschrien, andererseits weltoffen (mit einem muslimischen Bürgermeister und gegen den Brexit). In jedem Fall aber british as can be. Höflich und diszipliniert (du musst nur in die Nähe eines Zebrastreifens kommen und jeder Autofahrer bremst sofort) und gleichzeitig herrlich insubordinativ (auch in Nähe eines Polizisten käme niemand auf die Idee, an einer roten Fußgängerampel stehen zu bleiben, wenn kein Auto kommt). In London einen gebürtigen Londoner zu finden ist übrigens ähnlich schwer, wie in München einen gebürtigen Münchner. „Der Londoner“ – das ist eine bunte und gut funktionierende Mischung sämtlicher Hautfarben (mind? The Empire!).

Der Londoner ist belesen. Beim Eingang zur Underground schnappt er sich beiläufig die kostenlose Zeitschrift oder Zeitung, die ihm der Paper Boy reicht, und egal, wie voll der Zug ist, wird die dann während der Fahrt konsumiert.

Der Londoner hat Kondition, weil er zur Fortbewegung die Tube benutzt und sich deswegen den Stepper im Fitnesscenter sparen kann. Rolltreppen gibt es zwar, aber jeder Bahnsteig ist nur über 20-30 Treppenstufen zu erreichen (ein Horror für Rollstuhlfahrer). Bei der Nutzung aufwärts führender Rolltreppen ist übrigens streng darauf zu achten, dass man nur rechts steht. Links ziehen die durchtrainierteren ÖPNV-Nutzer an dir vorbei. Es gab letztens einen Aufschrei der Empörung, als Transport for London testweise an einigen Rolltreppen das beidseitige Stehen einführen wollte.

Der Londoner hat auch dann Kondition, wenn er die U-Bahn aufgrund der dort herrschenden tropischen Temperaturen und der zu Stoßzeiten gerne einmal überfüllten Züge vermeidet. Von den vorherrschenden Tiefdruckgebieten vollkommen unbeeindruckt sind im Berufsverkehr große Pulks spärlich bekleideter Radfahrer unterwegs. Die Stadt hat reagiert und einige Hauptverkehrsstraßen zu Bicycle-Highways umgebaut. London ist in den vergangenen Jahren zur Fahrrad-Stadt geworden (und auch für jeden Touristen bestens mit dem Bike erschließbar).

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Überhaupt: Dem ÖPNV-Betreiber ‚Transport for London‘ würde ich gerne den Passagierfreundlichkeitsorden am Band verleihen. Man muss nicht stundenlang verwirrt auf Landkarten mit Tarifgebieten starren und sich mit kryptisch programmierten Ticket-Automaten herumschlagen, sondern hält seine contactless-Kreditkarte an das Drehkreuz und der günstigste Tarif wird abgebucht. Züge fahren im 2-3 Minuten-Takt. Bei dem Gedanken, 20 Minuten auf eine S-Bahn warten zu müssen, entgleisen dem Londoner die Gesichtszüge. Ausgeschildert sind Himmelsrichtungen – du fährst Northbound nach Norden und Southbound nach Süden und musst nicht auf dem Netzplan die Endhaltestellen suchen. Auf den wichtigsten Strecken gibt es am Wochenende einen 24h-Service.

Teil des ÖPNV ist ein dichtes Netz an Santander-Bike-Stations. Für 2£/Tag kannst du dir mit deiner Kreditkarte an jeder beliebigen Station ein Fahrrad mieten, 30 Minuten fahren, und es dann an einer anderen Station wieder abstellen. Wenn du das Rad länger als 30 Minuten nutzt, wird eine zusätzliche Gebühr fällig, üblicherweise reicht der Halbstunden-Slot jedoch wunderbar, um vom Museum zum Pub oder vom Theater zum Hotel zu kommen. Stationen gibt es wirklich überall westlich von Greenwich und östlich von Hammersmith. Das Rad ist auch für jeden Touristen wirklich ein tolles Fortbewegungsmittel, um sich die Stadt zu erschließen. Man sollte allerdings besser die Sache mit dem Linksverkehr verinnerlicht haben.

Panorama

Bei meinen Aufenthalten habe ich ganz bewusst immer wieder einmal Unterkünfte in ganz unterschiedlichen Bezirken gebucht, um die unterschiedlichen Ecken der Stadt besser kennen zu lernen. Hängen geblieben bin ich südlich der Themse. Heute buche ich ganz gezielt in Southwark und Lambeth (mein Stamm-B&B liegt direkt neben der Kennington Station). Historisch lag der eigentliche Stadtkern nördlich der Themse zwischen Parliament und Tower, südlich des Flusses lag eine mehr oder minder rechtsfreie Zone. Hier wohnten Huren, Henker und sonstige subversive Elemente, die der brave Bürger nicht in seiner Nähe haben wollte. Auch wenn diese südlichen Boroughs mit der Olympiade, London Wheel, Shard und Jubilee Line einen ziemlichen Gentrifizierungs-Schub bekommen haben, sind sie mit ihren vollkommen untouristischen Ecken, Spätis und netten Pubs immer noch etwas archaischer, bunter und alternativer, als Soho, Westend & Co.

Links, punkig und hip war vor 10-20 Jahren auch noch das im Norden gelegene Camden, quasi das Londoner Kreuzberg. Die ehemalige Geburtsstätte des Punk ist immer noch Anziehungspunkt für Backpacker, die auf der Suche nach dem London der 80er Jahre sind, sich heute aber im Wesentlichen selber feiern. Mittlerweile findet man in Camden nur noch den ramschigen Camden Market und diverse Läden, die billige Lederimitate, Touristennepp und Junkfood verkaufen. Auf der Straße „schenken“ dir abgebrannte Musiker CDs mit selbst aufgenommener Musik, um dann nachdrücklich um eine kleine oder große Spende zu bitten. Camden könnt ihr beruhigt links liegen lassen – außer, es spielt abends eine interessante Band im Roundhouse. Tolle Location! Ein altes Bahngebäude aus dem 19. Jahrhundert, in dem Züge umgedreht wurden) , in der Underworld oder einer der anderen unzähligen immer noch guten Venues. Nur 5 Minuten entfernt von der Camden Town Tube Station liegt der Regent Park, eine wunderschöne Grünanlage und eine der teuersten Ecken Londons. Der Übergang from rag to riches ist – wie an vielen anderen Stellen der Stadt – fließend.

Momentan verlagert sich die Szene wohl nach Clapham, das liegt noch unterhalb von Southwark und Kennington und ist für die meisten Londoner quasi schon wilder Süden. Ich war leider noch nicht da (obwohl das von meiner Homebase Kennington aus nur 2 Tube-Stationen sind), aber es steht ganz oben auf meiner Liste. Allem voran Frank’s Café, eine Rooftop-Bar auf dem Dach eines alten Parkhauses. Aber auch die Clapham Craft Brewery oder das No32 The Old Town sehen sehr interessant aus. Ist ja schön, wenn man noch was auf der Liste hat.

The Pubs

The Dog House
Meine zweite Heimat. Hier werde ich mit Namen begrüßt, wenn ich reinkomme und mein London Stout steht auf dem Tresen, bevor ich sitze. Ein toller etwas alternativ angehauchter Pub mit toller Bierauswahl, netten Leuten und vor allem wahnsinnig gutem Essen. Im Dog House bekommst Du perfekt angerichtete dry aged Steaks vom Bio-Metzger, Pulled Pork, hausgemachte Pommes mit Rosmarinsalz, Lammrücken etc. etc. – und das alles zu (für Londoner Verhältnisse) sehr bezahlbaren Preisen. Nach mehreren Besuchen habe ich mal den Chef(koch) Andy angesprochen, der die Küche vor etwa einem Jahr übernommen hat. Er baut im Keller sein eigenes organisches Gemüse an, kauft nur bei lokalen Händlern und legt höchsten Wert auf Qualität. Und er kocht mit wahnsinnig viel Liebe. Hingehen!

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Nachtrag (11/16): Andy hat seinen Traum verwirklicht und ein Steakhaus (in Clapham) aufgemacht, sein Souschef hat übernommen, der hält aber die Qualität. Aktuell haben sie auch profanes Guinness, an Stelle von London Stout. Der Pub ist trotzdem toll.

Nachtrag2 (02/17): Die Karte ist jetzt eher eine Burger Karte. Essen ist immer noch gut, aber eher Pub Food. Schade!

The Black Dog
Ein netter kleiner Pub, ebenfalls mit recht guter Küche und einem kleinen Biergarten, direkt um die Ecke vom Vauxhall Pleasure Garden

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The Blackfriar
Benannt nach einem Dominikanischen Orden, der dort im 13. Jahrhundert angesiedelt war, gebaut ca. 1875 und in einem skurrilen Eck-Gebäude untergebracht, dessen Abriss vom Dichter Sir John Betjeman verhindert wurde. Wenn der Blackfriar kein Pub wäre, wäre er ein Museum. Der ideale Ort, um mit einem Pint in der Hand die Lord Mayor Parade zu verfolgen.

The Punch Tavern
An der einstigen Verlags-Hochburg, der Fleet
Street gelegen, hat sich dieser Pub auf Gin spezialisiert. Es gibt im Winter Gin-Punch (nomen est omen), und ganzjährig eine gigantische Auswahl der exotischsten Sorten. Der Barkeeper berät gerne fachkundig und als Filler verwendet man natürlich Fever Tree. Wer traditionelle englische Pies mag: Die sind hier ganz hervorragend. Allerdings weiß man nie wirklich, wann dieser Pub schließt. Uns haben sie schon mal um 22 Uhr rausgeworfen, weil nichts mehr los war.

The Ye Old Mitre
Liegt am Rande des heutigen (wenig spannenden) Finanzbezirks, ist wohl das älteste Pub Londons und du findest es nur, wenn du es aktiv suchst. Versteckt zwischen zwei modernen Hochhäusern, erreichbar nur über einen tunnelartigen Durchgang, steht in einer Art Innenhof ein altes Fachwerkhaus, in dem die Zeit stehengeblieben zu sein scheint. Alte Männer lesen bei einem Pint im Tweedanzug ihre Zeitung. Der Craftbier-Wahnsinn ist am Ye Old Mitre vorbeigegangen. Hier trinkt man seit über einem halben Jahrtausend (!) sein traditionell warmes und schaumloses Ale: “Built in 1546 for the servants of the Bishops of Ely, The Ye Olde Mitre is famous for having a cherry tree, (now supporting the front) that Queen Elizabeth once danced around with Sir Christopher Hatton. The pub was actually a part of Cambridge (Ely being in Cambridge) and the licencees used to have to go there for their licence. Set in a part of London steeped in history, it’s near where William Wallace was hung, drawn and quartered at Smithfield, along with martyers and traitors who were also killed nearby.”

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Brew Dog
Genau das Gegenteil vom Ye Old Mitre. Ein crowdfunding Brauerei-Startup, das sich prächtig entwickelt hat, eine junge Hipster Crowd bedient und mittlerweile mehrere Pubs in London sein eigen nennt. Ich war in den BrewDogs in Soho und in Shepherd’s Bush. Besser gefallen hat mir das letztere, das liegt sicherlich am etwas hipperen Bezirk und der entsprechend hipperen Crowd dort. Das Bier ist teuer, aber gut.

The Brown Derby
Das Interieur erinnert ein wenig an die 20er Jahre, es gibt eine D-Jane, die Dub-Sachen spielt, es gibt Meantime vom Fass und es ist sehr bezahlbar. Direkt an der Station Oval. Funfact: Es gibt kein Beefeater, sondern Hendricks und so. Auf meine Frage, warum das denn so sei, wo doch die Beefeater Destille direkt nebenan sei, lautete die Antwort: „deswegen“.

The Green Note
Da war ich selbst noch nicht, aber es ist eine Empfehlung einer guten Freundin, die folgendes dazu schrieb: „Wäre das Haus von Weasleys ein Pub, dann dieser, alles ist ein bißchen windschief, ein bißchen abgewetzt, ein bißchen zu klein, aber sehr gemütlich. Von Time Out zum Live Music Venue 2015 gewählt worden, also nicht mehr ganz so ein Geheimtipp, aber kein Hipstertreff. Londons Musiker haben das Ding wohl mehr oder minder besetzt, da passen keine Hipster mehr rein. Als ich da war habe ich gelernt, wie sich ein Cowboy in einer fremden Stadt beim Betreten eines Saloons gefühlt haben muss, ich habe die klirrenden Sporen an meinen Füßen vermißt, aber sonst… In dem Ding kannte an dem Abend offenbar jeder jeden, aber man kommt über den einen oder anderen Drink ja schnell ins Gespräch. Musiktechnisch gibt es Folk, Country, Blues, Jazz oder was Singer/Songwritern gerade so einfällt. Neben mir an der Bar standen unter anderem eine Backgroundsängerin von Tina Turner, der Keyboarder und Musical Director von Paul McCartney und der Sohn von Sean Connery. Sollte also jemand in Londons Künstlerszene netzwerken oder sich beim Jammen mal so richtig scheiße fühlen wollen: Hier“

Off the beaten tracks

Crossbones Garden
Ein versteckter Friedhof aus dem späten Mittelalter. Südlich der Themse, in Southwark gelegen, wurden hier all diejenigen begraben, die ein nicht so bürgerliches Leben führten, darunter viele Prostituierte. Der Friedhof wurde Mitte des 19. Jahrhunderts wegen Überfüllung geschlossen und geriet dann in Vergessenheit. Ein Lost Place, der erst vor einigen Jahren wiederentdeckt wurde, als sich Widerstand gegen Bebauungspläne bildete. Heute auch eine Gedenkstätte für ermordete Prostituierte, für die viele Kerzen aufgestellt und kleine Gedenkbilder an den Toren angebracht wurden. Auf jeden Fall einen Besuch wert.

Borough Market
Ein absolutes “Must see” oder besser “Must Eat“ in London ist der Borough Market. Hier tobt das Leben, gemeinsam mit der Markthalle in Barcelona einer der schönsten Märkte, die ich kenne. Vom hausgemachten Jamaican Jerk Spice, das die dicke Kreolenmama dich am Stand kosten lässt, über deutsches Schwarzbrot bis zum Stand mit Fasanen, Hasen und Wildschweinen bekommt man hier alles, was das Herz begehrt. Mein Lieblingsstand ist der vom Käseladen Kappacasein, an dem es die göttlichsten Grilled Cheese Sandwiches gibt, die ich je in meinem Leben aß. Wenn man aus der London Bridge-Station kommt, gleich links in der Wand. Die Käserei von Kappacasein ist übrigens nicht weit entfernt und kann Samstag Vormittag besucht werden.

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Smithfield Market
Smithfield ist kein Markt zum Bummeln, sondern der alte Fleisch-Großmarkt von London und das historische Zentrum des Fleischhandels für das gesamte United Kingdom. Sehenswert weniger als Markt, sondern in erster Linie aufgrund seiner wunderbaren victorianischen Architektur.  Wenn man alle Fotos vom Markt und den roten Telefonzellen, die es dort noch im Überfluss gibt, im Kasten hat, kann man im benachbarten Fox&Anchor noch einen Pint trinken.

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Law Court
Erinnert ihr euch noch an John Cleese in Ein Fisch namens Wanda? Vergleichbaren Damen und (überwiegend) Herren in langen schwarzen Roben und weißen Perücken begegnet ihr im Überfluss, wenn ihr einfach mal über den Law Court schlendert. Es gibt keine Möglichkeit, die Gebäude zu besichtigen (außer ihr habt vorher versucht, in den Tower einzubrechen), aber die Stimmung ist interessant und die Architektur ist beeindruckend. Danach könnt ihr auf einen Pint Ins Ye Olde Mitre, das liegt nicht weit entfernt.

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Vauxhall Green
Nicht so beeindruckend, wie der Hyde Park. Nicht so berühmte Anwohner, wie Green Park und St. Jamses Park. Einfach nur ein netter kleiner Park mit einem sehr schönen Tea House, in dem es organische Tees und selbstgemachte Kuchen gibt. Direkt an einer Santander Bike Station, also ein schöner Stopp für eine Radtour durch London. Nebenan liegt der Black Dog Pub, falls der Sinn eher nach Burger&Beer als nach Tea&Cake steht. Ich bin übrigens im Vauxhall Green durch Zufall gelandet, weil hier im Park im Herbst Theateraufführungen stattfinden. Die Stimmung war klasse und das Feuerwerk war umwerfend.

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Templar Church
Hier bin ich auch zufällig gelandet. An einem ungemütlichen Dezemberabend gab es den winzig kleinen Hinweis im Timeout, dass in der Templar Church ein Adventskonzert des London Community Gospel Choire stattfindet. Das Konzert war sehr schön, was mich aber wirklich überrascht hat, war die Kirche. Sämtliche Insignien der Templer, die man als alter Assassins Creed Gamer so kennt, sind im Überfluss vorhanden, die Kanzel steht in der Mitte des Kirchenschiffs und die Bänke auf beiden Seiten des Schiffs stehen einander gegenüber. Ich würde einen Besuch empfehlen

Beefeater Distillery
London ist die Welthauptstadt des Gin. Hier wurde das Zeug erfunden, gebrannt, ausgeschenkt und konsumiert. Die Geschichte des Gin ist untrennbar mit der Geschichte Londons verbunden – bis hin zu Gin-Gesetzen und Gin-Steuern, die zu Volksaufständen geführt haben. Heute werden die teuersten Gins im Schwarzwald oder in Asien produziert. In London selbst gibt es nur noch zwei wirkliche Traditions-Destillerien: Gordons in Clerkenwell und Beefeater in Kennington. Durch die Beefeater Destillery gibt es Führungen. Sehr interessant ist das kleine Gin-Museum, das die Gin-Geschichte Londons erzählt. Online buchen und hingehen!

The Distillery
Gerade erst im Dezember 2016 eröffnete dieses Hotel mit angeschlossener Distillerie. Also diese Distille mit Übernachtungsmöglichkeit. Bzw. dieses Restaurant mit Gin-Bar und Zimmern und einer Distillierie. Also The Distillery. Home of the nice Portobello Road Gin (gegenüber vom Joe Strummer Mural). Wir haben hier die Gin Experience mitgemacht. Nach einem Geschichtskurs in Sachen Gin lernt man die Botanicals näher kennen und stellt dann seinen eigenen Gin her (for the records: Mein ‚Gin The Mood‘ enthält neben der Standardbasis – 40% Juniper, 10% Coriander, 3% Orris, 3% Angelica – Cardamom, Pink Pepper, Cubeb, Bitter Orange, Pink Grapefruit und Lemon). Man kommt hier auf keinen Fall nüchtern raus, denn neben 3 Gin Tonic, einem Tom Collins und einem Martini verkostet man noch diverse Destillate sowie alle von ellen im Kurs hergestellten Gins. Cheers!

Meantime Brewery
Im aktuell herrschenden Craftbeer-Wahnsinn haben sich in London zwei Marken besonders gut etabliert: BrewDog (eine schottische Brauerei) und Meantime, mit Sitz auf dem Null-Meridian in Greenwich (daher auch der Name). Meantime wurde von einem in Weihenstefan ausgebildeten Braumeister gegründet und produziert sein Bier auf soliden deutschen Caspary-Anlagen. Ziemlich gutes Bier übrigens. Die eigentliche Sehenswürdigkeit der Brauereibesichtigung ist der (auch in allen Werbevideos auftauchende) dicke Tour-Guide, dessen breites Cockney selbst die teilnehmenden Engländer kaum verstanden haben und auf dessen Zwirbelbart jeder eingefleischte Wähler der Bayernpartei neidisch wäre. Online buchen und hingehen!

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Die Denmark Street
Alle rennen auf die Abbey Road, um ein Zebrastreifen-Selfie zu machen, aber kaum einer hat die Denmark Street im Blick. Hatte ich, um ehrlich zu sein, auch nicht. Aber sie lag auf meinem täglichen Arbeitsweg und so bin ich eher zufällig auf dieses mitten im Westend gelegene kleine Juwel der Musikgeschichte gestoßen. Es gibt entlang dieser nur etwa 200-300 Meter langen Straße ausschließlich Musik-Geschäfte (darunter sehr viele Gitarren, Musiknoten, Zubehör, Verstärker etc.) und in den Kellern Studios und Live-Musik Clubs. Hier saßen und sitzen auch einige der bedeutendsten Produzenten Englands.

Platform 9 ¾
Eines Morgens am Bahnhof stand ich auf dem Weg zu meinem Gleis 10 plötzlich erstaunt vor dem Gleis 9 ¾ – mir war gar nicht klar, dass der Zug nach Hogwarts hier in Kings Cross abfuhr. Es gibt dort eine Ecke (allerdings nicht zwischen Gleisen 9 und 10), an der man mit einem Gepäckwagen, der halb in der Wand verschwindet, Fotos machen kann.

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Andy & Tuly ltd, 74 Charing Cross Road
Ich habe noch nie so viele Manschettenknöpfe auf einem Haufen gesehen. In dem Laden gibt es jedes erdenkliche Objekt – vom Fußballvereinslogo über Batman bis zum Nasenbären – als Manschettenknopf. Alles so um die £30-40. Selbst wenn man keine Manschettenknöpfe trägt, definitiv einen Besuch wert.

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Walking Tours

Wenn man London besser kennen lernen will, macht man am Besten eine der vielen angebotenen Walking Tours. Wir haben bislang zwei davon gemacht und beide waren mordsmäßig gut!

Die Soho Punk Tour mit Aiden McMillan startet Tottenham Court Road und führt quer durch Soho und Westend. Aidan weiß alles, kennt jeden und Höhepunkt unserer Tour war eindeutig, dass wir mal eben in Glen Matlock – Gründungsmitglied der Sex Pistols – gerannt sind und so ein „Meet and Greet“ vor einem der alten Punkclubs hatten.

Die Streetart London Tour mit Maria Domenica war auch toll. Maria hat einen PHD in Street Art, hat für Mobstr Ausstellungen organisiert und wusste zu jedem Mural etwas zu erzählen. Die Tour startet an der Old Street Station und führt quer durch Shoredtich. Auch ganz unbedingt empfehlenswert, man sieht das Viertel danach mit komplett anderen Augen.

Shaken, not stirred

Wem der Sinn nach einem gut gemixten Cocktail steht, der ist in London allerbestens aufgehoben. Gemeinsam mit New York streitet sich London jährlich um die beste Cocktailbar der Welt. Mein Tipp hier wäre das Nightjar  (5 Minuten von Old Street Station). Eine Zeitreise in die Speakeasies der 20er Jahre – vom Mobiliar bis hin zur Jazzband ein Erlebnis. Jeden Abend gibt es auf einer kleinen Bühne Live-Musik, die zum Ambiente passt. Besser vorher reservieren, ist recht gefragt.

Nightjar

Wer sich die £20 für’s London Eye sparen will, dem sei das  Vertigo42 empfohlen. Das liegt im obersten Stockewrk des Tower 42 – eines der höchsten Hochhäuser Londons – und fast auf der gleichen Höhe, wie das London Eye. Die Bar bietet einen spektakulären Blick über die Stadt und man kann das gesparte Geld (kein Eintritt!) in ein Gläschen Schampus investieren. Geht nur mit Reservierung (wegen der Sicherheitsschleusen des Büroturms).

The world’s a stage

Damit nicht der Eindruck entsteht, die einzige Kultur, für die ich mich interessiere, sei die Hefekultur, hier noch einige Tips, die in jedem Touristenführer stehen. Ich nehme die nachfolgenden Bühnen und Museen hier auf, weil sie mir besonders gut gefallen haben.

Das Hammersmith
Früher das Hammersmith Apollo, dann Hammersmith Odeon und O2 Hammersmith, jetzt heißt es Eventim Apollo. Die europäische Konzerthalle schlechthin. The Clash mit ‚White Man in Hammersmith Palais‘, Motörhead mit ihrem Live Album ‚No sleep til Hammersmith‘, David Bowies letzter Auftritt als Ziggy Stardust, oder Neil Young, der während des Konzerts Teile der Bühne in Brand setzte. Die Zahl der Legenden, die hier aufgetreten sind, ist unendlich. Neben Wimbledon und Wembley die dritte große Kathedrale Londons und auf jeden Fall einen Besuch wert.

Club 100
Der älteste Musikclub Londons. 1946 gegründet. Hier haben von Glen Miller über die Stones bis hin zu den Pistols ALLE gespielt. Winziger Laden, kleiner als das SO36, aber alleine schon wegen der Athmo den Besuch wert. Ich habe hier die Sharks-Reunion gesehen und die waren auch sichtlich beeindruckt von dem Laden.

Donmar Warehouse
Ein sehr kleines und immer sehr ausverkauftes Theater, das große Schauspieler in Serienproduktion hervorbringt. Die kommen dann, wenn sie einmal berühmt sind, gerne mal wieder zurück und treten im Donmar auf. Auch wenn es online ausverkauft ist – einfach mal hingehen. Es gibt Stehplatzkarten für lächerliche £5 und die Inszenierungen sind meistens ganz hervorragend.

Shakespeare Globe
Wer einmal Theater erleben will, wie zu Shakespeares Zeiten, oder wie Arya Starck, der kaufe sich eine Stehplatzkarte (auch hier £5) und hoffe darauf, dass es nicht regnet.

Tate Modern
Über die tate muss ich nicht viel schreiben, das steht alles in den Guides. Nur so viel: Die Architektur (altes Heizkraftwerk) ist super beeindruckend. Die kostenlos zugängliche Dauer-Ausstellung ist toll. Die Gast-Ausstellungen sind regelmäßig der absolute Hammer. Und: Vom Balkon des Cafés im obersten Stockwerk hat man einen ganz wunderbaren Blick über London.

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Victoria&Albert
So eine Art Kolonialwarenladen. Kunst im Handwerk. Ich fand den Bau mit dem großen Innenhof nett, als ich vor 2-3 Jahren hierher kam, um mir die große David Bowie Ausstellung anzusehen. Fragt mich nicht über die Exponate aus, die habe ich nicht gesehen 😉

London Transport Museum
Ein Kleinod, das ich fand, als ich früher als erwartet aus dem Büro kam und mir noch etwas Zeit in Soho um die Ohren schlagen musste. London Transport ist einer der ältesten ÖPNV-Anbieter. Im frühen 20. JH fuhren Pferdekutschen unter der Erde. Die Zeitreise vom ersten Tunnelbau bis zur heutigen modernen Underground ist definitiv einen Besuch wert

Science Museum
Alleine die riesige Dampfmaschine direkt hinter dem Eingang hatte mich sofort. Ich kam, sah, und schmolz dahin. Ein tolles Wissenschaftsmuseum, das sogar fast mit dem Deutschen Museum mithalten kann!

Cartoon Museum
Das kleinste der hier beschriebenen Museen. Ein ganz kleines, privat betriebenes Comic-Museum mit einigen sehr schönen Lewis Carroll Exponaten. Etwas für Hardcore Comic Fans.

An App a day keeps the worries away

Hier noch einige Links und Apps, die sich für mich als nützlich erwiesen haben:

Timeout ist das Londoner Stadtmagazin und wird kostenlos an den Underground-Stationen verteilt. Sehr lesenswert! Online unter http://www.timeout.com/london findet ihr alle Infos zur Stadt, zu Konzerten, Musicals, Theatern und Events. Gibt es zwar auch als App, aber da muss man dann für den gleichen Content zahlen, also lieber einfach online gehen und nachschlagen.

Citymapper ist eine, nein es ist die allerbeste ÖPNV-App, die euch sagt, wie ihr in London (Hamburg, Berlin, Rom und einigen anderen Städten) am besten und schnellsten von A nach B kommt

Wer mit dem Santander-Bike durch die Stadt radelt, braucht Cycle Hire. Die App zeigt euch, wo die Bike-Stationen sind und wo aktuell wie viele Räder stehen, bzw. wo noch Slots offen sind, um Euer Rad abzustellen (da kann es im Herbst und Winter zu sehr langen Schlangen kommen)

Den nächsten Pub mit gutem Bier findet ihr mit der Cask Finder App, herausgegeben vom Cask Marque Trust, einer Organisation, die besonders gute Pubs mit qualitativ herausragendem Bier auszeichnet

Alle, die nicht ihr Pflichtpensum an Monty Pythons absolviert haben, und sich in die Gehirnwindungen des britischen Humors einarbeiten wollen (und allen, die alles von den Pythons gesehen haben und mehr von dieser Art des Humors suchen) sei der Twitter-Account @SoVeryBritish empfohlen

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Should I stay or should I go

London ist teuer. Meine günstigste Unterkunft war ein traumhaftes 1-Zimmer Apartment in Kennington, das mich nur 98€ die Nacht gekostet hat. Vor kurzem hatte ich wieder einmal ein vergleichbar tolles Apartment über AirBnB in Oval. Das ist aber immer Glückssache. Unter £100 findet man kaum eine einigermaßen brauchbare Bleibe, wenn man nicht bereit ist, das Zimmer im Hostel zu teilen.

Hier meine Lieblingshotels/B&B‘s:

Kennington B&B
Nettes kleines B&B direkt an der Kennington Station. Sian, die Vermieterin, ist ein Schatz.

The Tommyfield
Hotel-Pub und Restaurant mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis. Gäste zahlen im Restaurant nur die Hälfte. Hervorragendes English Breakfast an Wochenenden. Gegenüber liegt das Dog House, mein Lieblingspub in London

Fox And Anchor
Noch ein Hotel-Pub. Einen Tick zu teuer, aber immer noch im machbaren Bereich.

The Mad Hatter
Noch ‘n Hotel-Pub (merkt man, dass ich sowas lieber mag, als normale Hotels?). Leider ist dieses Hotel aktuell eine große Baustelle.

Man zahlt in allen genannten Locations nur zimmerweise und kommt vergleichsweise günstig weg, wenn man zu zweit reist.

Meine persönlichen Highlights in einem guten Jahr London:

  • Als ich das erste Mal in meinem Stammpub, dem Doghouse, mit Namen begrüßt wurde
  • Das James Taylor Quartet in der Brooklin Bowl. Vorne spielt die Band, hinten wird gebowlt, an der Bar gibt’s Meantime
  • Spontanes Gospelkonzert in der Templar Church
  • Full english Breakfast mit Black Pudding <3

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  • Harry Potter im Palace Theatre
  • Die Lord Mayor Parade bei strömendem Regen
  • Cimbeline im Shakespeare Globe
  • 5th of November auf dem Vauxhall Green
  • Spontaner  Stehplatz für £7,50 One im Donmar Warehouse (one Night In Miami)
  • Die Meantime-Brauereibesichtigung (der Guide!)
  • Der nachmittägliche Spaziergang durch den Regent’s Park
  • Den eigenen Gin in der Distillery mixen
  • Die Walking Tours durch Soho und Shoreditch
  • Quer durch Kennington bei dickstem Londoner Nebel

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Zum Abschlus hier noch meine Google Map mit vielen der oben genannten Locations:

Reisetagebuch Sumatra – Bali

Teil 2 – Bali

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26.8.

Nach der ganzen Reiserei haben wir uns mal einen komplett freien Tag am Pool gegönnt. Hier im Nordosten Balis ist ja der Hund begraben. Wieder keine Touristen (die knödeln sich alle im Südwesten) und wieder keine Infrastruktur. Aber ein schönes Haus mit Kühlschrank, Warmwasser, AC und Pool. Was will man mehr? Gleich mal das 10er Pacakge Massagen gebucht 🙂

 

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27.8.

2 Mopeds geliehen und erstmal zum nächsten Geldautomaten gedüst. War ein ganzes Stück zu fahren. Auf dem Weg stieg uns ein sehr guter Geruch in die Nase und wir haben uns einen Haufen Saté-Spieße am Straßenrand gekauft. Die netten Jungs von nebenan haben uns 2 Kästen Bintang organisiert, also müssen wir auch nicht verdursten. Aktuell wird diskutiert, was wir heute noch so machen wollen. Zur Auswahl stehen:

  • chillen
  • Tauchen
  • Schnorcheln
  • Wasserfall (10 Minuten von hier, dann nochmal 30 Min. zu Fuß)

Es wurde dann der Trip zum Wasserfall. 10 Minuten mit den Mopeds und dann noch einmal 30 Minuten zu Fuß. Belohnt wurden wir für den kurzen Aufstieg mit einem erfrischenden Bad unter der Freiluftdusche. Sehr schön!

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28.8.

Dit is mir ja selba n kleenet bisschen peinlich… Aber immer noch nix Neues. Bis auf die Feststellung, dass die Touri-Ressorts in dieser ansonsten eher einsamen Ecke zu teuere Essens- und Getränkepreise haben. Deswegen waren wir heute in einem kleinen lokalen Restaurant zum Essen. Das lag zwar nicht am Wasser, aber dafür war das Essen gut und preiswert. Ach ja, die Kids waren heute Tauchen und der Rest das Familie startet heute Nacht um 02:00 zur Tour auf den Mount Batur, um den Sonnenaufgang zu bewundern. Ich habe mich für Ausschlafen entschieden.

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29.8.

Um 2:00 in der Nachtist die Familie heute abgerauscht, um auf den Vulkan zu kraxeln und den Sonnenaufgang zu erleben. Ich erlebe den Sonnenaufgang auf dem Berg nicht einmal, wenn ich oben bei meiner Schwägerin auf der Priener Hütte übernachte und fand den Gedanken, aufzustehen, bevor ich ins Bett gegangen bin, nicht so attraktiv. Hinzu kommen eine derzeit noch anhaltende ausgeprägte Minibus-Phobie, 1,5h Fahrt, 2 Stunden Aufstieg im Dunkeln. Kurz: Ich bin zu hause geblieben.

Die Familie war dann gegen 10:00 zurück und berichtete: Bucht man die Tour in einem Hotel, so zahlt man etwa 50-60 EUR. Wir haben individuell einen Fahrer für 35 EUR gebucht und gingen davon aus, dass der Guide vor Ort dann – wie überall sonst auch – zwischen 100 und 200 IDR verlangen würde. Weit gefehlt! Am Mt. Batur hat sich eine  mafiös-gewerkschaftlich (tautologisch, ich weiß…) organisierte Berg-Guide-Vereinigung gebildet. Man gibt sich den Anstrich einer „offiziellen“ Organisation, ist aber faktisch etwa so offiziell, wie die Rosenverkäufer-Vereinigung in den Berliner Kiezkneipen.  Als Tourist hat man keine Chance, den Berg ohne Guide zu besteigen. Und die Herren verlangen dann dreist pro Person (!) 350.000 IDR. Das ist locker das Drei- bis Fünffache dessen, was ein Guide sonstwo in Indonesien verdient. Die Strukturen funktionieren also. Auch für einen Kaffee oder Tee vor Ort zahlt man Mondpreise.

Die Familie ist dann also mit dem gut situierten Führer bergan gestiegen. Allerdings nicht romantisch, alleine im Mondschein, sondern in einem langgezogenen Konvoi aus 400-500 Touristen. Zeitweise geriet der Bandwurm ins Stocken, wenn irgendow mal jemand stehen blieb. Etwa so bilden sich die Staus auf der A99. Immerhin gabe es einen Sonnenaufgang bei guter Sicht, was wohl partiell für die Rahmenbedingungen entschädigte.

Ich habe währenddessen ausgeschlafen 🙂

Mein täglicher Job ist morgens die 15minütige Mopedfahrt zum Geldautomaten.  Bargeld ist das bevorzugte und häufig einzig akzeptierte Zahlungsmittel. Auf Kreditkartenzahlungen wird grundsätzlich eine Strafgebühr von 3% aufgeschlagen, so dass die Barzahlung auch noch die günstigste Option st. Blöderweise spucken die Geldautomaten hier aber oft nur lächerliche Summen aus. Unser nächstgelegener ATM hat eine Maximalauszahlung von 1.250 IDR (das sind unter 100 EUR). Also steht ein täglicher Trip zum Supermarkt an, in dem der Geldautomat steht. Meine gebührenfreie DKB-Kreditkarte feiere ich hier täglich. Wenn ich täglich auch noch 5 EUR Strafzoll für das Abheben von Kleinstbeträgen zahlen müsste, würde ich übellaunig – die Mopedfahrt an Sich macht ja Spaß!

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30.8. – Singaraja

Liest man in den einschlägigen Reiseforen (Tripadvisor & Co), gewinnt man unweigerlich den Eindruck, der Verkehr in Indonesien sei eine der unangenehmeren Vorhöllen aus Dantes Inferno. Menschen die fragen, wo sie einen Scooter mieten können, werden ausführlich davor gewarnt, dieses zu tun, weil der Europäer unweigerlich bleibende Schäden davonträgt. Der Verlust von Körperteilen, Organen und Wahrnehmungsfähigkeit seien die kleinsten anzunehmenden Beeinträchtigungen.

Diese Fehleinschätzung resultiert daraus, dass Amerikaner, Australier und Europäer ihre Verkehrsregeln nicht wiederfinden und deswegen annehmen, es herrsche heilloses Chaos auf den Straßen. Dem ist aber nicht so! Es gibt klare Regeln, nur sind das eben andere, als außerhalb Asiens. Hier die Wichtigsten:

  1. Es herrscht Linksverkehr
  2. Eine Straße hat so viele Spuren, wie Mofas nebeneinander passen – i.d.R. sind das vier Spuren. Ein Zweirad nimmt eine Spur ein, ein Auto drei und ein LKW vier.
  3. Wer überholen will, blinkt rechts und hupt. Dann versetzt er sein Fahrzeug um genau eine Spur nach rechts und wirft einen Blick auf den Gegenverkehr. Kommt ein Auto oder LKW entgegen, wird der Überholvorgang unterbrochen. Kommt nur ein Zweirad entgegen, kann der Motorradfahrer überholen. Es sind ja dann noch drei Spuren auf der Gegenfahrbahn verfügbar. Aus diesem Grund kommen Mopeds auch deutlich schneller voran, als Autos.
  4. Relevant ist ausschließlich der vor einem liegende Verkehr, es sei denn, hinter dir wird gehupt. Das bedeutet, dass dich gleich jemand überholen will und du möglichst weit links fahren solltest. Wenn es eine sehr tiefe Hupe ist, bietet es sich an, SEHR weit links zu fahren, oder kurz anzuhalten (siehe Regel 5).
  5. LKW und Busse haben automatisch vorfahrt. Natürlich dürfen sie auch überholt werden. Wenn sie allerdings dich überholen wollen, dann lass sie einfach.
  6. Wenn Dir jemand entgegenkommt oder die Straße unübersichtlich oder eng wird, blinkst Du rechts. Dies übermittelt den Verkehrsteilnehmern hinter Dir die Botschaft, dass sie jetzt nicht überholen sollten.
  7. Hühnern, Hunden, Katzen, Wasserbüffeln und anderen tierischen Verkehrsteilnehmern ist langsam und respektvoll auszuweichen. Dabei ist zu hupen.
  8. An roten Ampeln wird gehalten. Stehen dort Autos (drei Spuren), so wird die verbleibende vierte Spur durch ein Zweirad aufgefüllt.

Die wichtigste Regel: Reg dich nicht auf und lächle!

Mit diesen wenigen, aber effektiven Regeln kommt man ganz hervorragend miteinander klar. Ich habe hier noch keinen einzigen Unfall gesehen.

Nach unseren ersten vorsichtigen Ausfahrten auf Samosir, haben wir uns gestern ins Getümmel der nach Denpasar zweitgrößten Stadt Balis, Singaraja, gestürzt. Zu Zeiten der holländischen Besatzung, war dies die größte Stadt der Insel, Handelszentrum und Regierungssitz. Heute ist es eine der saubersten Städte Asiens und insgesamt sehr nett. „Singa“ bedeutet „Löwe“ und „Raja“ heißt „König“. König der Löwen also.

Auf dem Weg nach Singaraja liegt der der Göttin Shiva gewidmete hinduistische Dalem Jagara Tempel. Das Bauwerk an sich ist wenig spektakulär, die Führung des dort lebenden ehemaligen Lehrers der gegenüber liegenden Schule war allerdings ein Highlight. Von den Kernelementen der hinduistischen Religion über einen Crashkurs der Meditation bis hin zum historischen Abriss des Tempels wurden wir ausführlichst und sehr charmant informiert.

In Singaraja dann ein Bummel über den großen Markt, ein Abstecher zum weiter westlich gelegenen Lovina-Beach und ein Besuch bei Carrefour, um den Gin-Vorrat aufzufüllen. Sehr schöne Stadt, vollkommen untouristisch und um Längen anheimelnder, als Denpasar.

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31.8.-2.9.

Komisch. Wenn man ein volles Tagesprogramm hat, kriegt man es locker hin, abends noch den Tag zusammenzufassen. Wenn man hingegen rumgammelt, wird selbst das Verfassen kurzer Texte zur unmenschlichen Kraftanstrengung.

Jetzt kriege ich natürlich nicht mehr genau zusammen, was an welchem Tag genau passiert ist, aber die Reihenfolge ist ja auch nicht immer das Entscheidende. Hier also in unsortierter Reihenfolge die Highlights der letzten 3 Tage:

  • Mehrmals hervorragend gegessen im Warung Kelapa Tejakula. U.a. (auf Vorbestellung) einen großen Thunfisch, der in Bananenblättern gegart wurde sowie ganz hervorragend gegrillte King Prawns
  • Junior hat einen kleinen Skorpion in seiner Unterwäsche entdeckt (Mantra aller Einheimischer: „macht euch keine Sorgen, wenn ihr einen großen Skorpion seht! Wirklich giftig sind nur die Kleinen“)
  • Schnorcheln an unserem Hausriff
  • Junior war mit Einheimischen fischen (Abfahrt 05:00 früh!). Erfolgsquote bei allen 3 Mitfahrern (ein angeblich professioneller  Fischer, ein Einheimischer und der Sohn): 0 (in Worten: „Null“) Fische

So weit bin ich aus dem Kopf gekommen, dann habe ich mal die Fotos nach Datum sortiert – und siehe da: Sonnenuntergänge… Na gut. Man darf ja im Urlaub auch einfach mal faul sein.

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3.9.

7:45 Abfahrt zur USS Liberty. Berühmter Wrack-Tauchplatz im Nordosten Balis. Ein Versorgungsschiff der US Army, das 1942 von den Japanern getroffen und auf Bali an Land gesetzt wurde. Nach einem Vulkanausbruch ist es dann abgerutscht und jetzt liegt es zwischen 5 und 30m Tiefe. Die Kids waren begeistert. Ich habe noch nie so viele Taucher am gleichen Tauchplatz gesehen (und ich bin schon im roten Meer getaucht…).

Nettes Wrack, aber wahrscheinlich vernünftig nur vor 7h morgens zu betauchen.

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4.9.

Nochmal 2 Mopeds dazugeliehen und zu den Sekumpul Wasserfällen gedüst. Das liegt direkt hinter dem Jagaraga-Tempel. Hätten wir das seinerzeit gewusst, hätten wir das mit eingebaut. So haben wir eben 2 Tagestrips draus gemacht, was auch OK war, weil wir alle zunehmend Blut am Zweirad geleckt haben (die Tochter fährt dann in Zukunft Moped und ich habe beschlossen, den Motorradführerschein endlich nachzuholen).

Der freundliche Nachbar, der uns den Wasserfall (zurecht) empfohlen hat, meinte noch, es sei gut, dass wir mit den Mopeds unterwegs seien, weil wir dann näher ans Ziel heranfahren könnten. Weit gefehlt! An der Zufahrt zu den Wasserfällen wurden säuberlich die Touristen (wir) von den Einheimischen (die anderen) getrennt und auf einen privaten Parkplatz verwiesen (der natürlich Parkgebühren kostete, auch wenn das umgerechnet nur 15ct pro Fahrzeug waren). Die Durchfahrt sei für Touristen verboten, „weil es so viele Unfälle gab“. Aber man könne uns einen Transfer bis zum Ende der Straße anbieten. Und ein Guide stünde selbstverständlich auch für uns bereit. Als wir beides ablehnten, sank die Laune beträchtlich und mit einem „we don’t want to talk anymore“ wurden wir grußlos weitergeschickt.

Der Weg zu den Wasserfällen ist gesäumt von kleinen privaten Gärten, in denen Gewürze und Kaffee angebaut wurden. Überwiegend werden als Nutztiere in viel zu kleinen Käfigen Fleckenmusangs (indonesisch: Luwak) gehalten, die mit Kaffeebohnen gefüttert werden, um den sündhaft teuren Kopi Luwak zu erzeugen (gefressen, fermentiert, verdaut, geröstet, schmackhaft, teuer). Außerdem gibt es die üblichen exotischen Gewürze wie Nelken, Zimt, Vanille, Safran, Chili, Hibiskusblüten, Zitronengras, usw. usw.

Nach den Gärten und kleinen privaten Restaurants erwarteten uns dann viele viele Stufen hinab zu den Becken der Wasserfälle. Große, beeindruckende Wasserfälle! Sehr, sehr hohe Wasserfälle. Im Becken unter den Wasserfällen zu baden ist fast unmöglich, weil das Wasser von oben mit Hochdruck herunterschießt und einen Gegenstrom erzeugt, der kaum zu überwinden ist. Im Tal herrscht mindestens Windstärke 4, alleine durch die Wasserfälle. Schon ausgesprochen imposant!

Der Rückweg hinauf über die vielen Stufen war dann – dank des Trainings in Phase 1 des Urlaubs – weniger schlimm, als erwartet, aber immer noch schlimm genug.

Ein unbedingter „must see“ Tip für jede/n, der/die nach Bali reist.

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5.-6.9. – Last Day und Heimreise über Singapur

(geschrieben am Flughafen Singapur)

So, das war’s dann. Schöner Urlaub! Nach einem finalen Faulenztag (also für die Familie… Ich war erst an der Tauchbasis, Schulden zahlen, dann im Warung Kelapa, Tisch reservieren und beim ATM Geld holen und dann noch beim Saté-Mann) geht es heute wieder Richtung Heimat.

A pro pos Warung Kelapa: Warung bedeutet „Restaurant“ auf Indonesisch. Wenn man die thailändische Küche kennt und liebt, ist die indonesische Kochkunst ja eher grobschlächtig. In 3 Wochen ist es uns z.B. Nicht gelungen, einen Thunfisch (hier Hauptnahrungsmittel) medium rare zu bekommen. Das Nasi Goreng hat oft nach nix geschmeckt, die Curries waren gerne mal naja. Kein Vergleich zu den Geschmacksexplosionen, die man aus Thailand so kennt. Im Warung Kelapa haben wir überdurchschnittlich gut gegessen und als ich heute Mittag da aufschlug, um den Tisch für Abends klar zu machen, fragte mich Weda, die freundliche Bedienung, worauf wir denn Lust hätten. Ich spontan: „roher Thunfisch!“. Sie: „OK!“ – ich war SEHR gespannt… Am allerletzten abend bekamen wir dann unser erstes und letztes amtliches Thunfisch-Sashimi in Indonesien. Fangfrisch, für 3,50€ pro Nase. Hätte ich mich bloß mal früher verständlich gemacht! Die King Prawns waren auch nicht übel. Alleine wegen des Essens kannste mir ja fast alles außer Asien schenken…

Heute dann Frühstück um 07:30, Abfahrt Richtung Denpasar um 08:30 (via Mount Batur und Ubud). Heute, am 6.9. ist Beginn des Galungan-Festes. Einer der wichtigsten hinduistischen Feiertage, an dem einerseits so etwas wie Erntedank oder Thanksgiving begangen wird und andererseits der Sieg des Gottes Indra über den abtrünnigen König Mayadenawa gefeiert wird. Jedes Familienoberhaupt hat in den vergangenen Tagen einen großen Bambus geschlagen und daraus eine Fahne gefertigt, an der diverse Gaben der Natur (Kokosnüsse, Reis, etc.) angebracht wurden. Diese Bambusfahnen säumen nun die Straßen und schmücken alle Dörfer von Singaraja bis Denpasar. Drei Tage lang werden Feste veranstaltet und Verwandte besucht. Eine schöne Fahrt durch geschmückte Bergdörfer.

Tja. Und nun sitze ich hier und schreibe den vorerst letzten Eintrag für das Reisetagebuch. Vielleicht kommt noch ein Fazit. Vielleicht. Weil morgen ja schon wieder die Arbeit wartet. So viel schon mal: War schön!

Reisetagebuch Sumatra – Bali

Teil 1: Singapur – Sumatra

 

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15.8. – München-Dubai-Singapur

Relaxt, an einem Montag, der auch noch Feiertag ist, um 10:40 abzufliegen. Man kann das ganze Wochenende noch rumsandeln, am Samstag die fehlende Badehose kaufen und am Sonntag Koffer packen. Dank neu erworbener Light- Reisetasche nur 19,8 kg Gepäck inkl. 2x Schwimmflossen (ja, die der Tochter auch) für über 3 Wochen. Minusrekord!

Aufgrund meiner extrem negativen Oberschenkel : Unterschenkel Beinhebelwirkung haben wir uns Business Class gegönnt. Im A380 eine feine Sache. In der 777 dann schon fast etwas enttäuschend, wenn man vorher Airbus-Luxus genossen hat.

Die Zeitverschiebung gottseidank überhaupt kein Problem und immer wieder dieses geile Gefühl, wenn Du zum ersten mal die AC Zone verlässt und dich der Temperaturunterschied voll erwischt. Das Hotel in Singapur war ein Kompromiss in der Mitte zwischen Flughafen und Downtown. Katong heißt das Viertel. aber ganz OK soweit. Kleinen Ausflug an den Strand (in den East-Park) und da erst mal kalt von den Singapuriensischen Bierpreisen erwischt worden. 8 EURO für eine Miniflasche Heinecken. Oida!

Abendessen im Satay by the Bay. Das war nett, nur Einheimische. Ein Dutzend Buden (von Satay bis Dim Sum), Campingtische in der Mitte.

Früh ins Bett – der Wecker geht um 5:30 :-/

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17.8. – Singapur-Sumatra

05:30 aufstehen ist ja eigentlich die Hölle. Aber wenn man bereits jedes Gefühl für Raum und Zeit verloren hat und um 21:00 ins Bett geht, dann ist das machbar. Vor allen Dingen dann, wenn man die Nacht zu Viert in einem 20 qm großen Familienzimmer verbracht hat, und Frau und Tochter nicht völlig geräuschlos schlafen…

Silk Air war pünktlich (06:30), bequem und freundlich. Kann ich nur empfehlen. Am Flughafen in Medan (Hauptstadt von Sumatra – 4,5 Mio. Einwohner) wartete bereits ein freundlicher Taxifahrer auf uns. Er musste etwas länger warten, weil natürlich Vater, Tochter und Sohn erst einmal an den Telkomsel Schalter gestürmt sind, um sich dort mit 4,5 GB Internet für umgerechnet 8€ einzudecken.

Der Weg nach Bukit Lawang – etwa 100 km – hat uns 4 Stunden unseres Lebens gekostet. Der 17.8. ist indonesischer Independence Day, 1945 hat man sich von den Holländern befreit (etwas, was der A8 bis heute nicht gelungen ist). Unsere Vermutung, dass aufgrund des Feiertags die Straßen menschenleer sein würden, hat sich nicht nur nicht bewahrheitet, sondern wurde Lügen gestraft. Ganz Sumatra war auf den Beinen, oder besser Rädern. Die Straßen waren proppevoll mit in Schuluniformen herausgeputzten Kindern, jungen Mädchen mit Kopftüchern, Mopeds, noch mehr Mopeds, trillerpfeifenden Polizisten, Zweitaktern und uns. Teils war die (einzige) Hauptstraße gesperrt und wir wurden mit unserem Taxi durch wilde Schlaglöcher umgeleitet. Aber wir kamen an, und das ist ja irgendwie die Hauptsache.

In Bukit Lawang angekommen erwarteten uns bereits 3 Hotelangestellte (von denen, wie sich später herausstellte, einer zum Hotel gehörte, um uns unser Gepäck abzunehmen. Vom Parkplatz bis zum Bungalow waren nämlich noch etwa 2 km Strecke und etwa 250 Stufen zu erklimmen. Ich sage mal so: Hätte ich die Strecke vorher gekannt und gewußt, dass die Jungs aus dem Dorf dafür, dass sie unser Gepäck da raufasten, umgerechnet 3,50€ haben wollen – ich hätte das auch von vornherein wegdelegiert. Junior trug seine Tasche selbst und hyperventilierte bei Ankunft.

Das Hotel on the Rocks selbst ist wunderbar. Auf dem Berg, mitten im Regenwald, sehr (!) relaxt. Hier sitze ich gerade auf dem Balkon unseres Bungalows und schreibe diesen Text. Kein Warmwasser, keine Steckdose, der Duschkopf ist eine Kokosnuss – was will man mehr?!

Morgen geht es in den Dschungel!

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18.8. – Bukit Lawang, Sumatra

Dschungel! Deswegen fährt man nach Bukit Lawang. Heimat der Orang Utans (ein indonesisches Wort. Orang bedeutet Mensch und Utan Wald). Für heute haben wir also die Dschungel-Tour gebucht. Beginn 09:00. Nachdem wir direkt am Eingang zum Nationalpark wohnen, bedeutete das, dass wir „erst“ um 8:00 beim Frühstück sein mussten. Easy! Da brauchen wir keinen Wecker! Mitten in der Nacht im Halbschlaf dann auf die Uhr geschaut und gesehen, dass es schon 7:45 ist. Der deutlich hörbare Dauerregen entpuppte sich als Wasserfall neben dem Bungalow, so dass wir dann doch aufgestanden sind, um uns in den Regenwald zu begeben.

Die Tour war ganz wunderbar. Es ging steil bergauf und bergab, Luftwurzeln und Lianen dienten als Kletterseile. Anstrengende Sache insgesamt. Und – was ja das Wichtigste ist: Primaten über Primaten. Orang Utans existieren in der freien Wildbahn überhaupt nur in Sumatra und Borneo. Auf beiden Inseln wird nach wie vor ausgewildert, um die Population zu stärken. In Bukit Lawang war bis Mitte der 90er Jahre eine Auswilderungsstation, in der die Tiere mit der Flasche aufgezogen und dann schrittweise an die freie Wildbahn gewöhnt wurden. Aufgrund der dann doch recht dichten Population wurde die Station 2006 geschlossen. Bis vor einem Jahr wurde sie noch zum Anfüttern der Tiere für Touristen genutzt. Aber die Affen haben sich jetzt alle ausgiebig mit der freien Wildbahn vertraut gemacht, finden überall im Übermaß Futter und sind einfach nicht mehr an die Futterstelle gekommen.

Wenn der Orang Utan nicht mehr an die Futterstelle kommt, muss der Mensch eben zum Orang Utan gehen, und das haben wir dann ja auch gemacht. Erfolgreich, wie ich betonen möchte. Man unterscheidet zwischen „Semi Wild“ (ausgewildert) und „Wild“. Die Spezies „Semiwild“ ist manchmal etwas zu zutraulich und wird leicht ungehalten, wenn man sie nicht füttert. Wir sind an einer Stelle an eine Art Orang-Utan-Straßensperre geraten. Eine Mutter mit Kind, die brettelbreit auf dem schmalen Weg saß und die wandernden Gefährten erwartungsfroh ansah. Mein Video bekam einen authentischen Blair Witch Charakter, nachdem wir dem Füttern nicht wunschgerecht nachkamen und das Tier uns daraufhin recht rasant entgegenkam…

Die Orangs, auf die wir dann recht oft trafen, waren sicherlich überwiegend an Menschen gewöhnt. Nichtsdestotrotz wohnen sie autark im Dschungel und sind keine zahmen Tiere. Schon eine Erlebnis! Affen hatten wir dann im Überfluss. Menschen übrigens auch, denn der Nationalpark ist in der Hauptsaison ziemlich gut besucht. Erst, als wir die eingetretenen Pfade verließen und über ziemlich abenteuerlich anmutende Klettersteige weiterliefen, wurde es menschenleer. Lunch dann über dem Wasserfall und danach ein erfrischendes Bad darunter. Sehr schön.

Den Rückweg legten wir dann auf aneinandergebundenen LKW-Schläuchen auf dem Fluss zurück. Eine ebenso abenteuerliche, wie preisgünstige und stabile Konstruktion, die unterm Strich problemlos 8 Passagiere trug. Ein echter Tipp für Isar-Abfahrten. Ich habe Fotos gemacht!

Wie viele Höhenmeter wir heute gemacht haben, ist mir noch unklar (das GPS lief aber mit. Muss ich noch nachtragen). Aber es waren viele. Und unser Hotel heißt „On The Rocks“ und ist etwa 250 Stufen vom Fluß aufwärts. Kein Aufzug! Brennende Oberschenkel. Jetzt ein Bintang. Bis morgen!

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19.8. – Bukit Lawang, Sumatra

Immer noch Dschungel! Heute beim white water rafting auf dem Sei Wampu, dem größten Fluss hier unten, der leider nur etwas wenig Wasser in der Trockenzeit führt, so dass sich in den Stromschnellen der eine oder andere Flusskiesel ins verlängerte Rückgrat bohrt.

Geplante Abfahrt war 08:15 – no pun intended. Da der Sohn sich noch ein ausgefallenes indonesisches Frühstück bestellen musste, verzögerte sich das Ganze um 45 Minuten. Am Parkplatz erwartete uns ein Fahrzeug, das jedem Mad Max Film Ehre gemacht hätte. Ein japanisches Transportfahrzeug der ersten Baureihe, aus dessen Ladebereich offene Fenster geflext wurden und in dem wir dann face to face untergebracht wurden. Wir, das sind die Holde und ich. Der Nachwuchs kam sofort der Aufforderung nach, doch auf dem Dach platz zu nehmen. Das Dach war durch eine etwa 5 cm hohe Reling „gesichert“. Diese Art des KFZ-Transports ist hier durchaus gängig und man sieht häufiger Transporte mit 10 Personen IN und weiteren 10 Personen AUF dem Fahrzeug. Die Kids waren natürlich begeistert und kamen mit einem Sonnenbrand und leichten Abschürfungen durch herabhängende Palmwedel davon. Ein Schutzengel wäre damit verbraucht…

Nach eineinhalb Stunden Fahrt auf Sumatras Buckelpisten durch schier endlose Palmölplantagen an der Abfahrtstelle des Rafting-Trips angekommen, gab es erst einmal ein ausführliches Sicherheitsbriefing verbunden mit dem Hinweis, das wir auf jeden Fall unsere Helme aufbehalten sollen (der Hinweis, dass die Kids beim Höllentrip auf dem Dach keine Helme tragen mussten ist überflüssig, oder?).

Es folgen 5 sehr relaxte Stunden auf dem Schlauchboot durch wilde Urwaldgebiete (Filme, die mir aufgrund der Umgebung durch den Kopf gingen: African Queen – nur ohne Blutegel – und Apocalypse Now – nur ohne Vietcong) mit kreischenden Affen und Orchideen am Wegesrand a.k.a. Ufer.

Nach einigen hundert Metern lag plötzlich ein penetranter Schwefelgeruch in der Luft. Hinter einer Biegung des Flusses dann ein kleiner Wasserfall, über dem eine gelbliche Glocke lag. Darunter ein natürliches, mit dem Fluss verbundenes Becken, an dem wir zum Baden stoppten (wir waren, wie so häufig, die einzigen Menschen weit und breit. Man stelle sich vor, wie heiße Quellen in touristischeren Gegenden aussehen würden…). Die Temperatur des Wassers lag am Rand locker bei 35-40 Grad. Je näher man an den Wasserfall heranschwomm, desto unerträglicher wurden Temperatur und Geruch. Bei der Weiterfahrt stellten die Damen dann fest, dass sich sämtlicher Silberschmuck golden verfärbt hatte (unser Käptn hat das in der Mittagspause mit Hilfe von Asche dann wieder behoben).

Lunch wurde vor einem kleinen Wasserfall am Fluss eingenommen. „Indonesisches Buffet“. Es gab diverse Curries, hervorragende Tofu-Gerichte, Flussspinat (Wörter mit 3 s hintereinander \o/ ), geröstete Sojasprossen, roasted chicken und ganz viel frisches Obst. Wenn ich hier wohnen würde, würde ich wahrscheinlich zum Vegetarier werden, so gut ist das Zeug ohne Fleisch.

Die Rückfahrt war dann (natürlich) deutlich kürzer und da auf dem Dach das Schlauchbot thronte, auch insgesamt etwas sicherer.

250 Stufen nach Oben zum Hotel rundeten den Tag auf wie immer anstrengende Weise ab. Jetzt sitze ich hier bei einem Kaltgetränk, warte auf die Familie und das Dinner und freue mich auf den derzeit noch programmlosen morgigen Tag.

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20.8. –Bukit Lawang, Sumatra

Ausschlafen! Nach fast einer Woche on the road und täglichem Weckruf zwischen 05:30 und 7:00 war das mal fällig. Die beiden wichtigsten und im Voraus gebuchten Programmpunkte – Dschungeltracking und Rafting – hatten wir erfolgreich absolviert, also konnten wir es heute ruhig angehen lassen.

Nach ausgiebigem Frühstück und etwas Recherche vor Ort war dann Beschlusslage, dass wir die zu Fuß erreichbaren „Bat Caves“ erobern wollten. Ein 3-teiliges Höhlensystem im benachbarten Dschungel. Corinna, die deutsche Chefin von On The Rocks, gab uns noch den wertvollen Hinweis, festes Schuhwerk anzuziehen und Wasser einzupacken. Als wir das gerade besprachen kam ihr indonesischer Mann um die Ecke, sah mich in meinem C12-T-Shirt und ratterte erst einmal die komplette Aufstellung des FC Bayern herunter. „You know Kimmich? He’s from the same village close to Stuttgart as my wife!“. Die Tour verzögerte sich also um eine halbe Stunde Bundesligafachsimpelei im primären Regenwald, dann ging es aber stramm los.

Wieder einmal hat es sich bewährt, dass ich mein gutes altes Garmin GPS mit Open Streetmap bestückt habe. Während Google Earth die Höhlen nicht kannte, waren sie auf der GPS-Karte verzeichnet und erstaunlicherweise war sogar der schlammige Pfad durch die Kautschukplantagen auf den Meter genau angegeben.

Am Eingang der Höhle saßen einige sehr entspannte Einheimische und kassierten den offiziellen Eintritt von umgerechnet 1,80€ inkl. Taschenlampe und Guide. Beides sollte, wie sich bald herausstellte, von unschätzbarem Wert für uns sein. Im Gegensatz zu den beleuchteten, mit Drahtseilen und gesicherten Wegen versehenen Höhlen in Europa oder USA, waren die Bat Caves nämlich einfach Höhlen in ihrem ursprünglichem Zustand. Alleine wären wir voraussichtlich gerade einmal bis zur Mitte der ersten Höhle vorgedrungen und hätten uns nie im Leben durch den engen Felsspalt am Ende gequetscht, um dann später auf dem Hintern einen schlammigen Stein herabzurutschen und dann von Stein zu Stein über einen Abgrund zu springen. Junior und mir ging das eine oder andere Mal Uncharted (ein Videospiel) durch den Kopf. Wir waren die einzigen Besucher und hatten viele Fledermäuse (Bat Cave!), Schwalben, giftige Tausendfüßler, Spinnen, Skorpione, Stalagmiten und einen Höllenspaß.Und eine kleine Prellung am Fuß, aber so etwas muss man in Kauf nehmen.

Hinterher gab es einen kleinen Snack und ein Belohnungsbintang in der nahe gelegenen Eco Lodge (unter den kritischen Blicken einiger Langschwanzmakkaken, die auf dem Zaun saßen und auf Abfälle lauerten). Die 250 Stufen zur Lodge (habe ich die eigentlich schon erwähnt?) erklommen wir heute etwas schneller als sonst, weil es anfing zu regnen.

Jetzt Pause und morgen dann 8 Stunden Autofahrt zum Lake Toba, auf die wir uns alle schon mächtig freuen.

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21.8. – Bukit Lawang-Lake Toba

Wenn man abseits jeglicher Zivilisation mitten im Dschungel wohnt, hört man viele eigentümliche Geräusche: Kreischen, Zischen, Zirpen, Grunzen, Plätschern. Ein Urwaldkonzert. Zu den Geräuschen, die man nicht erwartet, zählen eine Doors-Coverband, gefolgt von Techno und Rave in Lautstärke „this one goes to eleven“ und Bässen, die das Moskitonetz zum vibrieren bringen. Nachdem wir heute eine frühe Abreise hatten, gingen wir gestern alle etwas früher ins Bett und fielen damit alle gleichzeitig aus demselben, als das wöchentliche Bukit-Lawang-Disco-Event begann. Unsere Behausung lag zwar relativ weit oben am Hang (etwa 250 Stufen…), aber direkt dem Tal zugewandt. Ziemlich genau unter uns wurde ab 22 Uhr ein Festival der Ravemusik abgefeuert und das bis 4 Uhr morgens. Man glaubt gar nicht, welche subtilen Foltermethoden einem zwischen 2 und 4 Uhr morgens durch den Kopf gehen können.

Nach 2 Stunden Schlaf ging dann heute unsere Fahrt von Bukit Lawang zum Lake Tabo los. 250 Kilometer, für die man auf Sumatra etwa 9-10 Stunden kalkulieren muss. Die Straßen hier bestehen zu guten Teilen aus Schlaglöchern, in denen ganze Basketballmannschaften auf Nimmerwiedersehen versinken können (Ursache: Palmölplantagenschwerkraftfahrzeuge i.V.m. klimabedingter Erosion). Streckenweise spielt sich der gesamte Verkehr – in beiden Richtungen – auf einer breite von 50 cm ab, weil der Rest der Straße einfach nicht mehr nutzbar ist; und diese 50 cm werden dann auch noch gerne von marodierenden Herden unterernährter Rinder bevölkert.

Die uns empfohlene Route führte über das malerische, auf 1.500m ü.N.N.gelegene Bergdorf Berastasi, auf dem wir nach etwa 5 Stunden Fahrt einen Stop zum Lunch eingelegt haben. Das malerische Bergdorf entpuppte sich leider als unspektakulärer Mix von Vergnügungsparks, Stundenhotels und schäbigen Restaurants. In einem solchen aßen wir dann auch übellaunig (2 Stunden Schlaf!) mit herrlichem Blick auf die Hauptstraße zu Mittag. Das Wetter passte zur Stimmung. Es war so bewölkt, dass man die 3 umliegenden Vulkane nur erahnen konnte.

Unser sehr bemühter Fahrer legte dann noch einen Zwischenhalt am berühmten Obst- und Gemüsemarkt von Berastasi ein, der auch wirklich bunt und sehenswert war (aufgrund des Höhenklimas wachsen da oben so ziemlich alle leckeren Sachen von Kaffee über Maracuja bis hin zur Jackfruit), führte uns zu einem spektakulären Wasserfall und einem ausgedienten Königspalast. Hier wie dort fiel wieder auf, wie untouristisch Sumatra ist: Es waren nur Indonesier unterwegs, die des öfteren kichernd auf uns zukamen, um mit einem von uns (bevorzugt der langbeinigen blonden Tochter, oder dem sehr hohen und breiten Vater) vor dem Smartphone zu posieren.

Nach insgesamt 10,5 Stunden kamen wir dann um 17:30 ziemlich erledigt am Fährhafen von Parapat an, von wo uns um 18:00 die Fähre nach Tuk Tuk, der „Hauptstadt“ von Samosir übersetzen sollte. Nach dem ruckeligen Tag und der schlaflosen Nacht, war es dann ganz angenehm, dass uns die Fähre direkt am Hotelanleger abgesetzt hat und dass wir hier keine 250 Stufen zu erklimmen hatten.

Der Lake Toba ist mit einer Gesamtfläche von 1.776,5 km2 mehr als 3 mal so groß wie der Bodensee (536 km2), der größte See in Indonesien und der größte Kratersee der Erde. Die 647 km2 große Halbinsel Samosir ist größer als der Staat Singapur. Um das zu erkunden, haben wir jetzt ganze 2 Tage Zeit. Bis morgen!

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22.8. – Tuk Tuk, Samosir Island, Lake Toba, Sumatra

Das Tabo Hotel am Toba See. Da hat jemand ganz viel Humor bewiesen (vielleicht ja die deutsche Betreiberin). Da wohnen wir jedenfalls zu viert in einem traditionellen Batak-Haus mit einem an beiden Enden zipfelartig nach oben geschwungenen Dach. Es ist etwas dunkler, als ein normales Haus und alle wohnen, typisch indonesisch, in einem großen Raum. Im Gegensatz zum On the Rocks gibt es hier warmes Wasser – hurra!

Nach dem ausführlichen Frühstück wurde der Beschluss gefasst, sich Scooter auszuleihen und einfach über die Insel zu düsen. Mopeds sind das indonesische Hauptverkehrsmittel, insofern ist das die beste Art und Weise, sich unter die Bevölkerung zu mischen. Gegenüber vom Hotel ist Erics Souvenir/Telefone/Internet/Scooter Rental/Grocery Laden und dort bekamen wir für 100.000 IDR (6,80€) sehr amtliche Fahrzeuge mit etwa 70 km/h Spitze.

Zum Ausprobieren sind wir damit erst einmal rund um unser kleines Halbinsel-Dorf Tuk Tuk gefahren, das funktionierte schon recht gut. Dann sind wir die Hauptstraße Richtung Norden gefahren, um dort eigentlich das Freilichtmuseum Huta Bolon zu besichtigen. Eigentlich, weil die Tochter dann krank wurde (die war die ganze Zeit schon irgendwie schlapp und kränklich) und wir alle deswegen umdrehen mussten. Auch die zurückgelegte Strecke war aber schon herrlich. Gut geteerte Straßen, kein Verkehr, freundliche Menschen und Horden von Schulkindern, die alle schon ganz ordentlich Englisch sprachen und stolz für die Fotos posierten.

Nachdem wir Tochter und Frau (als Krankenschwester) am Hotel abgeliefert hatten, fuhren Junior und ich dann noch einmal auf der Küstenstraße Richtung Ambarita, wo wir auf Dreiviertel der Strecke am Vormittag ein sehr nett aussehendes kleines Restaurant entdeckt hatten. Weit weg von jeglicher Zivilisation, mitten im Nirvana, aber herrlich gelegen mit fantastischer Sicht über den See. Dort gab es dann auch noch hervorragendes Essen und frisch gepresste Fruchtsäfte für umgerechnet 70 ct. Auf die Frage, ob die Säfte aus der Konserve, oder frisch seien, meinte der Besitzer nur: „Look around! It all grows beside our house.“

Für den abend hatten wir bereits „Batak Feast“ (eine Auswahl lokaler Spezialitäten) für 4 Personen in einem einheimischen Restaurant („Maruba“) vorbestellt, das auf travelwiki sehr gelobt wurde, aber recht schwer zu finden war. Leider waren wir aufgrund des Ausfalls der Tochter nur zu dritt und haben nicht alles geschafft. Aber toll war’s!

Morgen geht’s mit den Mopeds auf den Berg…

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23.8. – Samosir Island, Lake Toba, Sumatra 

Während ich dies hier schreibe, wird hinter mir in der hoteleigenen kleinen Kaffeerösterei gearbeitet und ein unbeschreiblich herrlicher Kaffeeduft zieht vorbei. Aufgrund des höhenbedingt angenehmen Klimas (Lake Toba liegt auf ca. 900m N.N.) wächst hier alles im Überfluss, auch Kaffee. Man pflückt ihn, röstet ihn und trinkt ihn, so wie wir in Deutschland eine Tomate aus dem Garten holen.

Plangemäß sind wir heute mit den Mopeds (amtliche 125 ccm Fahrzeuge mit ordentlich Schwung) so weit wie möglich den Ronggurnihuta, die höchste Erhebung Samosirs, hoch gefahren. Die Wege waren ausnahmsweise weder auf Google Maps, noch auf Openstreetmap verzeichnet, so dass man auf gut Glück erforschen musste, wolang man fuhr.

Nach Angabe des Hotels würde erst ein Stück gute Straße kommen, dann wieder ein Stück sehr schlechte Straße und dann wieder gute Straße. Dies als Maßstab nehmend, sind wir immer fröhlich den Berg hinaus, bis die Straße plötzlich wieder abwärts führte. Nachdem wir das kleine Stück zwischendrin mit den Schlaglöchern nach unserer Erfahrung aus Bukit Lawang nicht wirklich als „schlechte Straße“ wahrgenommen hatten, sind wir einen kleinen Feldweg bergauf gefahren, den wir schon eher als anspruchsvoll bezeichnet hätten. Zeitweise hatte das schon Motocross-Qualität. Irgendwo in the middle of nowhere (Laut GPS 1.500 m ü. N.N.) rumpelte uns dann ein 4W-LKW entgegen, dessen Fahrer uns entgeistert fragte, wohin wir denn wollten und uns ans Herz legte, doch besser umzudrehen, weil die Straße jetzt dann doch eher schlecht werden würde.

Das taten wir dann auch, kehrten an einem herrlichen Aussichtspunkt ein, fuhren zurück nach Ambarita und besichtigten dort den ‚Stone Chair Of King Siallagan‘. Bis ins frühe 19. JH gab es dort, am Sitz des Königs, Sitzungen des Gerichts. Im Falle von Mord, Ehebruch und Spionage wurde das Todesurteil ausgesprochen. Der Delinquent wurde nach Urteilsspruch noch eine Woche lang gemästet und dann zunächst gefoltert, danach mit Gewürzen eingerieben und schließlich geköpft, zerkleinert und verzehrt. Jeder Dorfbewohner musste ein Stück Verbrecher verzehren (wer sich weigerte, wurde selbst geköpft). Der Weg aus dem Freilichtmuseum führte durch ein Labyrinth aus Touristen-Nepp-Läden und war die eigentliche Herausforderung des Tages…

Danach fuhren wir noch einmal in das nette kleine Restaurant im Nirvana von gestern, tranken da einen Fruchtsaft, aßen ein Nasi Goreng und lieferten die nörgelnde Tochter im Hotel ab. Anschließend machten wir uns dann zu Dritt noch einmal auf den Weg zum Nordzipfel der Insel.

Schee war’s! Morgen geht’s dann schon wieder zurück nach Medan. Ich halte Euch auf dem Laufenden.

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24.8. – Samosir-Medang, Sumatra

Ein Relax-Urlaub ist das bislang nicht. Nach der Horrornacht im Urwald mit Rave-Party bis um 4 Uhr morgens, hatten wir jetzt 3 Nächte mit einem Haufen notgeiler Gockel, die ab 04:30 rausgehauen haben, was geht. Jaja, ich höre euch sagen „Natur, Hajo, Natur!“ – aber die Natur kann mich mal kreuzweise, wenn sie mich jeden Morgen im Dunkeln aus dem Bett schmeißt! Um es kurz zu machen: Direkt neben unserem Hotel in Medang, in dem ich hier gerade sitze, jodelt sich ein Muezzin die Seele aus dem Leib und ich weiß aus Erfahrung, dass die Jungs auch morgens im Dunkeln wieder anfangen, den Herren zu preisen. Wehe, unser Haus in Bali liegt auch nur ansatzweise in der Nähe irgendeiner Geräuschquelle. Dann werde ich zum Tier!

Die Nacht war unruhig. Es hat geschüttet wie aus Kübeln und gestürmt wie in der Kulisse vom fliegenden Holländer. Zwischendurch musste ich aufstehen und Handtücher unter die tropfenden Dachstellen legen. Um 04:30 dann die Hähne. Der Vormittag heute war hingegen ruhig. Frühstück, Klamotten in die Tasche packen und sogar noch eine Massage war drin‘.

Dann hieß es ‚good bye, Lake Toba!‘ – der Gedanke, im größten Vulkankrater der Welt in einem Kratersee auf einer Insel zu sitzen, die einst der Kraterboden war, der nach der Eruption nach oben gedrückt wurde, ist schon beeindruckend. Die Tatsache, dass dieser gigantische Vulkanausbruch vor 70.000 Jahren die Temperatur weltweit um 3 Grad gesenkt und entscheidend zur 2. Eiszeit beigetragen hat, ebenfalls.

Mit dem Boot über den Kratersee, in der Hoffnung, dass dort unser gebuchter Fahrer auf uns warten würde. Tat er aber nicht. Ein Anruf im Hotel (über das wir den Transfer gebucht hatten) ergab, dass die es verpennt haben, den Fahrer zu organisieren.  Shit happens. Also wurde vor Ort ein Transfer organisiert. Nach anfänglichem Herumgschleiche und dem Hinweis an den Fahrer, er könne ruhig indonesisch fahren, wurde die Fahrt dann munterer und wir unterschritten die angekünndigte Fahrzeit von 5,5h um eine Stunde. Von den 4,5h Fahrzeit entfielen übrigens 45 Minuten auf die letzten 10 Kilometer in Medan. The Horror.

Sumatra ist sicherlich auch deswegen so untouristisch, weil man für das Reisen sehr viel Zeit braucht und die Infrastruktur einfach grottenschlecht ist. Im Gegensatz zu den letzten durchlöcherten 30km in Bukit Lawang war die Straße heute zwar pures Gold,,,,,, aber man hängt dauernd hinter irgendwelchen abgewrackten LKWs, an denen die Karosserieteile nur noch an durchkorridierten Stahlzügen baumeln und die große schwarze Rußwolken durch den Auspuff blasen.

Der Weg heute führte durch kilometerlange Kautschuk- und Palmölplantagen,  Mopeds umrundeten uns wie X-Fighter den imperialen Schlachtkreuzer. Manche schwer beladen mit Tieren, Lebensmitteln, oder mit einigen Tonnen Bananen. Falls ich je ein Road-Movie drehen wollte – Sumatra wäre die Kulisse!

Im Hotel „Omlandia Deli River“ angekommen, fiel als erstes die herrliche Ruhe auf. Eine grüne Oase in der Millionenstadt Medan. Herrlich. Als zweites fiel das WLAN-Password auf: hdroml88 hier und omlhdr88 dort. Die „88“ kennt man ja aus einschlägigen Kreisen und die Recherche ergab, dass „Omlandia“ eine holländische Studentenverbindung war. Honi soit, qui mal y pense…  Wir reisen ja morgen wieder ab.

Die angekündigte Fahrzeit für die 15 km zum Flughafen morgen sind 1,5 Stunden. Naja. Fahren wir eben früher los.

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25.8. – Sumatra-Bali

Teil 1 – The road movie continues

Und mal wieder ein Reisetag. Für den 40km-Transfer vom Hotel zum Flughafen brauchen wir 75 Minuten. Gebucht ist Citilink, eine Airline, die auf irgendwelchen schwarzen Listen steht und weder bei Flighttrack, noch bei Checkmytrip zu finden ist. Eigentlich aber alles ganz ordentlich hier (famous last Words? Ich schreibe das gerade an Bord). Wir fliegen Medan (Kualanamu) – Bandung (auf Java) – Bali (Denpasar) und haben aktuell 45 Minuten Verspätung. Auf Bali werden wir dann – hoffentlich – abgeholt und sind noch eine ganze Weile bis in den Norden unterwegs. Wenn ich mich richtig erinnere, locker noch einmal 3-4 Stunden.

Das war’s dann also mit Sumatra und damit dem eher abenteuerlichen Teil unseres Trips. Zeit für ein Zwischenfazit: Inklusive der Anreise via Dubai (>1 Tag), den Transfers von Medan nach Bukit Lawang (¾ Tag), von dort zum Lake Toba (1 Tag) und zurück nach Medan (½ Tag) sowie dem heutigen Reisetag waren wir jetzt 5 Tage quasi auf der Straße oder in der Luft. Den Stopover-Tag in Singapur nicht mitgerechnet. In 10 Tagen haben wir 4 Flüge, 5 Transfers und 4 verschiedene Hotels genossen.

Wer jeden Urlaubstag auch als solchen ausnutzen will, ist sicherlich mit einem einfachen Hin- und Rückflug nach Irgendwo besser bedient. Wir haben jetzt vom Minibusfahren auch erst einmal die Nase voll. Andererseits haben wir Gorillas so hautnah gesehen, dass wir vor ihnen einmal Reißaus nehmen mussten, sind durch den Dschungel und ein Höhlensystem geklettert, haben in heißen Quellen und unter Wasserfällen gebadet, auf einer Insel im größten Kratersee der Welt übernachtet, sind mit 125ccm-Mopeds bergauf und bergab gedüst und haben mehr Sachen erlebt, als bei 10 Mallorca-Urlauben. Von Land und Leuten, den Straßen und dem Drumherum ganz zu schweigen.

Vor vielen Jahren in Sulawesi (einer anderen sehenswerten Insel Indonesiens) haben wir ähnliche Erfahrungen gemacht, wurden spontan von Einheimischen zum Festmahl eingeladen und haben an einer Beerdigungszeremonie im Urwald teilgenommen, bei der alle Gäste Schweine und Rinder mitbrachten, die dann in einer eigens erbauten Bambusarena geschlachtet, vor Ort zerkleinert wurden und in Bambusrohren mit Gemüse gegart zur Bewirtung der Gäste dienten.

Für jeden, der einen Funken Marco Polo (für die Jüngeren: Das war so eine Art Indiana Jones, bevor Spielberg geboren wurde) in sich hat, ist Indonesien vor allem abseits der eigetretenen Pfade ein ganz tolles Reiseland. Das Reisen ist günstig, das essen ist gut (also nicht ganz so fein, wie in Thailand, aber immer noch sehr gut) und man kommt auch mit den einheimischen Bussen immer von A nach B und alle Menschen sind ausgesprochen freundlich und hilfsbereit. Und zwar nicht die Art Hilfsbereitschaft, die dazu geführt hat, dass ich mittlerweile arabische Länder tendenziell vermeide, weil doch oft irgendein Hintergedanke dabei ist, sondern eine ganz herzliche, offene Hilfsbereitschaft, die nicht unbedingt auf ein Trinkgeld aus ist (das man dann natürlich um so lieber gibt).

Teil 2 – Angekommen! \o/

Hallo Bali! Nach einem insgesamt erfreulich problemlosen Flug mit kurzem Stopover in Bandung (bei dem wir sitzen bleiben konnten) sind wir in Bali angekommen und wurden sogar vom Fahrer abgeholt. Denpasar war wie üblich ein einziger Stau. Alleine aus dem Flughafengelände zu kommen, dauerte 20 Minuten. Der Trip hier zur Villa dann noch einmal 3,5 Stunden (die dürft ihr zu den oben genannten Transferzeiten dazurechnen). Puh! Irgendjemand hat mitgedacht und in unserem Ferienhaus Bier in den Kühlschrank gestellt. Halleluja! Und gute Nacht