Burmese Days – Pt. 5 Lake Inle

29.10.
Off to Lake Inle

Abfahrt um 8:00, der Flughafen lag gottseidank nur eine Viertelstunde entfernt, und um 09:35 startete unser Flug von Bagan nach Heho. Wie alle Flüge bislang auf die Minute pünktlich. Passagiere raus, Passagiere rein und ab dafür. Umdrehzeit inkl. Tanken und Boarding keine halbe Stunde.

Heho liegt auf 1.300m im Norden des malerischen Lake Inle, der eingebettet zwischen Bergen auf ca. 500m liegt. Man fährt etwa 1h Serpentinen herab bis Nyaung Shwe, dem Backpacker-Zentrum dieser Region, die u.a. für interessante Hiking-Touren durch die Berge und einsam gelegene Dörfer bekannt ist. In Nyaung Shwe haben wir den Taxifahrer gebeten, kurz anzuhalten, um bei einem der Tour-Anbieter-Outlets die Bootstour für den kommenden Tag zu buchen. Die Hotels bieten genau die gleichen Touren auch an, verdoppeln aber immer die Preise (unsere Ganztages-Tour mit eigenem Boot kostete z.B. 25.000 ky =15€, im Hotel wurde die gleiche Tour für 35$ = 30€ angeboten).

Wir hatten ein Hotel direkt am See gebucht und mussten von Nyaung Shwe aus noch etwa 1/2h ein Stück weiter in Richtung Süden das Ostufer hinunter.

Am frühen Nachmittag angekommen, war es uns deutlich zu früh, um faul am Pool zu liegen, außerdem hatten wir hier (leider) nur 2 Nächte eingeplant. Deswegen haben wir uns einen der berühmten Lake-Inle-Einbeinruderer angeheuert, uns eine Stunde über den See zu fahren. Der kam, musterte mich und fuhr erst mal wieder ab, um ein etwas größeres Kanu zu organisieren, das dann auch etwas weniger wackelig war, als die Reispapierkonstruktion, auf der er da anfangs angerudert kam.

Man sieht überall auf dem See wirklich noch Fischer mit großen Reusen und Netzen, die auf einem Bein hinten auf ihrem Kanu balancieren, beide Hände zum Fischen frei haben und die Balance mit Hilfe des zweiten Beines, das um das Ruder geklemmt ist, halten. Stand Up Paddeling ist Kinderkacke dagegen!

Man beachte das FC Bayern Trikot

Kontrapunkt zu den idyllischen Einbeinruderern sind die Motorkanus – das Äquivalent zum ÖPNV. Es gibt regelrechte Highways auf dem See, auf denen sich die Boote mit beeindruckender Gischt hinter dem Außenborder aneinanderreihen. Leider machen die auch einen Höllenlärm. Jedes einzelne Motorboot klingt in etwa wie ein 20er Jahre Bulldog und gibt oft auch ähnlich schwarze Abgaswolken ab.

Unser einbeiniger Ausflug war auf jeden Fall schon einmal eine schöne Art, am See „anzukommen“

30.10.
Wir fahren übern See, übern See

Heute stand dann unsere Bootstour auf dem Programm. Die Tour, die jeder Reisende macht, wenn er an den Inle-See fährt:

Zunächst nach In Dein. Ein verschlafenes Nest im Südsüdwesten abseits des Sees. Man verlässt den See und fährt über ein enges Fluss-System weit in Richtung Westen quer durch schwimmende Gärten, in denen Gemüse aller Art angebaut wird.

Man durchquert Dörfer, die komplett auf Stelzen gebaut sind (es mutet ein wenig venezianisch an) und wird vom Fahrer erst einmal an einer Silberschmiede abgesetzt, wo man ja theoretisch etwas kaufen könnte, und dann an einer Weberei, wo man ja theoretisch ebenfalls etwas kaufen könnte. Sollte man aber nicht, denn den gleichen Kram bekommt man später auf den Märkten etwa 20-30% günstiger angeboten.

Der Lake Inle ist ein Schmelztigel vieler verschiedener Volksgruppen und in der besuchten Weberei arbeiteten zwei Frauen, deren Hälse mit Eisenringen auf eine beeindruckende Länge gestreckt wurden, an Tüchern mit einem ganz eigenen Design. War schon sehr interessant.

Dann ging es weiter nach In Dein. Erst einmal vor lauter Touristenbooten einen Anlegeplatz zu finden, war gar nicht so trivial. Haben wir aber auch geschafft.

Wir hatten Glück, denn der 5-Day-Market, ein Markt, der rund um den See rotiert und jeden Tag etwas weiter wandert, fand an diesem Tag genau dort statt. Der Markt besteht aus zwei Teilen: Ein großer Teil mit Tüchern, Silberwaren und Schnitzereien (Hauptprodukte der Region) – im Wesentlichen für die Touristen; sowie ein kleinerer Teil mit Lebensmitteln für die Einheimischen. Die Ansprache durch die Händlerinnen im Touristenteil ist im Vergleich zu anderen Ländern noch vergleichsweise dezent.

Eigentliche Attraktion von In Dein und Grund dafür, dass dieser Ort Pflichtprogramm ist, ist eine alte Tempelanlage, die z.T. Verfallen und überwuchert, z.T. gut in Schuss ist und sich z.T. noch im Bau befindet.

Mitten im Wald eine solche Ansammlung glänzender Stupas zu finden, ist schon überraschend.

Nach einer recht idyllischen Wanderung vom hoch gelegenen Kloster den Fluss entlang zurück zum Boot und einer kurzen Mittagspause, baten wir unseren Fahrer, uns noch zu einem Ceroot-Hersteller und zu einer Lotus-Weberei zu fahren.

Ich hatte von „Ceroots“, den einzigartigen burmesischen Zigarillos, zum ersten mal in Orwells Burmese Days (Namenspatron dieses Reisetagebuchs) gelesen und dann in meinem Lonely Planet gesehen, dass diese am Lake Inle hergestellt werden. Ganz im Süden des Sees gibt es ein „Artisan Village“ mit vielen Handwerksbetrieben, u.a. auch einer Ceroot-Manufaktur.

Der Herstellungsprozess ist anders, als bei klassischen Zigarren. Die Deckblätter werden erst gerollt und dann gestopft. Der Tabak wird u.a. mit Pfefferminze oder Banane versetzt. Ich habe Banane probiert und muss sagen: Das ist gar nicht schlecht!

Die Holde las in ihrem Führer, dass am Lake Inle Garn aus Lotusstengeln hergestellt wird und wollte das gerne einmal sehen. Wir also zum nächsten Handwerksbetrieb weitergetuckert. War hochinteressant!

Für ein Tuch aus Lotusgarn benötigt man Sage und Schreibe 8.000 bis 10.000 Lotusstengel. Diese werden alle 10-15cm aufgeschnitten und auseinandergezogen, dabei ziehen sie hauchdünne Fäden, die dann sorgsam entnommen, verdreht und verwoben werden.

Das Endprodukt ist weicher als Seide, leider aber auch teuerer als diese – ca. 300$ für ein Lotustuch war uns dann leider doch zu teuer.

Nach Silberschmiede, Weberei, Ceroot-Faktur und Lotusweberei ging es noch in eine Schmiede. Auch hier – wie überall – noch absolut archaische Produktionsprozesse. Kein Dampfhammer, sondern nur Vorschlaghämmer. Man fühlte sich in jeder einzelnen Manufaktur in längst vergangene, vorindustrielle Zeiten zurückversetzt.

Weiter ging es zu einem Tempel, in dem kleine Figuren von Buddha und seinen 3 Schülern verehrt werden. Durch die zentimeterdicken Blattgoldschichten sieht man von den ursprünglichen Formen der Figuren nichts mehr. Sie sehen eher aus wie aufeinandergeschichtete Knödel oder Nanas von Nicki de Saint Phalle.

Neben dem Tempel gab es die Royal barches zu besichtigen. Große Boote, die von Langbooten gezogen werden. Einmal im Jahr gibt es eine Parade. Fragt mich nicht, warum sie sich ausgerechnet für Hühner als Galeonsfiguren entschieden haben.

Zum Schluss dann nochmal ein Kloster auf einer Insel im See. Früher haben die Mönchen den vielen Katzen, die dort (immer noch) leben beigebracht, durch einen Ring zu springen. Nachdem im Volksmund das Kloster dann bereits „jumping cat monastery“ hieß, hat man damit aber wieder aufgehört. Ist ja schließlich immer noch ein Kloster und kein Zirkus.

War ein launiger Tag auf dem See. Sehr empfehlenswert!

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