Reisetagebuch Sumatra – Bali

Teil 2 – Bali

image

26.8.

Nach der ganzen Reiserei haben wir uns mal einen komplett freien Tag am Pool gegönnt. Hier im Nordosten Balis ist ja der Hund begraben. Wieder keine Touristen (die knödeln sich alle im Südwesten) und wieder keine Infrastruktur. Aber ein schönes Haus mit Kühlschrank, Warmwasser, AC und Pool. Was will man mehr? Gleich mal das 10er Pacakge Massagen gebucht 🙂

 

image

27.8.

2 Mopeds geliehen und erstmal zum nächsten Geldautomaten gedüst. War ein ganzes Stück zu fahren. Auf dem Weg stieg uns ein sehr guter Geruch in die Nase und wir haben uns einen Haufen Saté-Spieße am Straßenrand gekauft. Die netten Jungs von nebenan haben uns 2 Kästen Bintang organisiert, also müssen wir auch nicht verdursten. Aktuell wird diskutiert, was wir heute noch so machen wollen. Zur Auswahl stehen:

  • chillen
  • Tauchen
  • Schnorcheln
  • Wasserfall (10 Minuten von hier, dann nochmal 30 Min. zu Fuß)

Es wurde dann der Trip zum Wasserfall. 10 Minuten mit den Mopeds und dann noch einmal 30 Minuten zu Fuß. Belohnt wurden wir für den kurzen Aufstieg mit einem erfrischenden Bad unter der Freiluftdusche. Sehr schön!

image

28.8.

Dit is mir ja selba n kleenet bisschen peinlich… Aber immer noch nix Neues. Bis auf die Feststellung, dass die Touri-Ressorts in dieser ansonsten eher einsamen Ecke zu teuere Essens- und Getränkepreise haben. Deswegen waren wir heute in einem kleinen lokalen Restaurant zum Essen. Das lag zwar nicht am Wasser, aber dafür war das Essen gut und preiswert. Ach ja, die Kids waren heute Tauchen und der Rest das Familie startet heute Nacht um 02:00 zur Tour auf den Mount Batur, um den Sonnenaufgang zu bewundern. Ich habe mich für Ausschlafen entschieden.

image

29.8.

Um 2:00 in der Nachtist die Familie heute abgerauscht, um auf den Vulkan zu kraxeln und den Sonnenaufgang zu erleben. Ich erlebe den Sonnenaufgang auf dem Berg nicht einmal, wenn ich oben bei meiner Schwägerin auf der Priener Hütte übernachte und fand den Gedanken, aufzustehen, bevor ich ins Bett gegangen bin, nicht so attraktiv. Hinzu kommen eine derzeit noch anhaltende ausgeprägte Minibus-Phobie, 1,5h Fahrt, 2 Stunden Aufstieg im Dunkeln. Kurz: Ich bin zu hause geblieben.

Die Familie war dann gegen 10:00 zurück und berichtete: Bucht man die Tour in einem Hotel, so zahlt man etwa 50-60 EUR. Wir haben individuell einen Fahrer für 35 EUR gebucht und gingen davon aus, dass der Guide vor Ort dann – wie überall sonst auch – zwischen 100 und 200 IDR verlangen würde. Weit gefehlt! Am Mt. Batur hat sich eine  mafiös-gewerkschaftlich (tautologisch, ich weiß…) organisierte Berg-Guide-Vereinigung gebildet. Man gibt sich den Anstrich einer „offiziellen“ Organisation, ist aber faktisch etwa so offiziell, wie die Rosenverkäufer-Vereinigung in den Berliner Kiezkneipen.  Als Tourist hat man keine Chance, den Berg ohne Guide zu besteigen. Und die Herren verlangen dann dreist pro Person (!) 350.000 IDR. Das ist locker das Drei- bis Fünffache dessen, was ein Guide sonstwo in Indonesien verdient. Die Strukturen funktionieren also. Auch für einen Kaffee oder Tee vor Ort zahlt man Mondpreise.

Die Familie ist dann also mit dem gut situierten Führer bergan gestiegen. Allerdings nicht romantisch, alleine im Mondschein, sondern in einem langgezogenen Konvoi aus 400-500 Touristen. Zeitweise geriet der Bandwurm ins Stocken, wenn irgendow mal jemand stehen blieb. Etwa so bilden sich die Staus auf der A99. Immerhin gabe es einen Sonnenaufgang bei guter Sicht, was wohl partiell für die Rahmenbedingungen entschädigte.

Ich habe währenddessen ausgeschlafen 🙂

Mein täglicher Job ist morgens die 15minütige Mopedfahrt zum Geldautomaten.  Bargeld ist das bevorzugte und häufig einzig akzeptierte Zahlungsmittel. Auf Kreditkartenzahlungen wird grundsätzlich eine Strafgebühr von 3% aufgeschlagen, so dass die Barzahlung auch noch die günstigste Option st. Blöderweise spucken die Geldautomaten hier aber oft nur lächerliche Summen aus. Unser nächstgelegener ATM hat eine Maximalauszahlung von 1.250 IDR (das sind unter 100 EUR). Also steht ein täglicher Trip zum Supermarkt an, in dem der Geldautomat steht. Meine gebührenfreie DKB-Kreditkarte feiere ich hier täglich. Wenn ich täglich auch noch 5 EUR Strafzoll für das Abheben von Kleinstbeträgen zahlen müsste, würde ich übellaunig – die Mopedfahrt an Sich macht ja Spaß!

image

30.8. – Singaraja

Liest man in den einschlägigen Reiseforen (Tripadvisor & Co), gewinnt man unweigerlich den Eindruck, der Verkehr in Indonesien sei eine der unangenehmeren Vorhöllen aus Dantes Inferno. Menschen die fragen, wo sie einen Scooter mieten können, werden ausführlich davor gewarnt, dieses zu tun, weil der Europäer unweigerlich bleibende Schäden davonträgt. Der Verlust von Körperteilen, Organen und Wahrnehmungsfähigkeit seien die kleinsten anzunehmenden Beeinträchtigungen.

Diese Fehleinschätzung resultiert daraus, dass Amerikaner, Australier und Europäer ihre Verkehrsregeln nicht wiederfinden und deswegen annehmen, es herrsche heilloses Chaos auf den Straßen. Dem ist aber nicht so! Es gibt klare Regeln, nur sind das eben andere, als außerhalb Asiens. Hier die Wichtigsten:

  1. Es herrscht Linksverkehr
  2. Eine Straße hat so viele Spuren, wie Mofas nebeneinander passen – i.d.R. sind das vier Spuren. Ein Zweirad nimmt eine Spur ein, ein Auto drei und ein LKW vier.
  3. Wer überholen will, blinkt rechts und hupt. Dann versetzt er sein Fahrzeug um genau eine Spur nach rechts und wirft einen Blick auf den Gegenverkehr. Kommt ein Auto oder LKW entgegen, wird der Überholvorgang unterbrochen. Kommt nur ein Zweirad entgegen, kann der Motorradfahrer überholen. Es sind ja dann noch drei Spuren auf der Gegenfahrbahn verfügbar. Aus diesem Grund kommen Mopeds auch deutlich schneller voran, als Autos.
  4. Relevant ist ausschließlich der vor einem liegende Verkehr, es sei denn, hinter dir wird gehupt. Das bedeutet, dass dich gleich jemand überholen will und du möglichst weit links fahren solltest. Wenn es eine sehr tiefe Hupe ist, bietet es sich an, SEHR weit links zu fahren, oder kurz anzuhalten (siehe Regel 5).
  5. LKW und Busse haben automatisch vorfahrt. Natürlich dürfen sie auch überholt werden. Wenn sie allerdings dich überholen wollen, dann lass sie einfach.
  6. Wenn Dir jemand entgegenkommt oder die Straße unübersichtlich oder eng wird, blinkst Du rechts. Dies übermittelt den Verkehrsteilnehmern hinter Dir die Botschaft, dass sie jetzt nicht überholen sollten.
  7. Hühnern, Hunden, Katzen, Wasserbüffeln und anderen tierischen Verkehrsteilnehmern ist langsam und respektvoll auszuweichen. Dabei ist zu hupen.
  8. An roten Ampeln wird gehalten. Stehen dort Autos (drei Spuren), so wird die verbleibende vierte Spur durch ein Zweirad aufgefüllt.

Die wichtigste Regel: Reg dich nicht auf und lächle!

Mit diesen wenigen, aber effektiven Regeln kommt man ganz hervorragend miteinander klar. Ich habe hier noch keinen einzigen Unfall gesehen.

Nach unseren ersten vorsichtigen Ausfahrten auf Samosir, haben wir uns gestern ins Getümmel der nach Denpasar zweitgrößten Stadt Balis, Singaraja, gestürzt. Zu Zeiten der holländischen Besatzung, war dies die größte Stadt der Insel, Handelszentrum und Regierungssitz. Heute ist es eine der saubersten Städte Asiens und insgesamt sehr nett. „Singa“ bedeutet „Löwe“ und „Raja“ heißt „König“. König der Löwen also.

Auf dem Weg nach Singaraja liegt der der Göttin Shiva gewidmete hinduistische Dalem Jagara Tempel. Das Bauwerk an sich ist wenig spektakulär, die Führung des dort lebenden ehemaligen Lehrers der gegenüber liegenden Schule war allerdings ein Highlight. Von den Kernelementen der hinduistischen Religion über einen Crashkurs der Meditation bis hin zum historischen Abriss des Tempels wurden wir ausführlichst und sehr charmant informiert.

In Singaraja dann ein Bummel über den großen Markt, ein Abstecher zum weiter westlich gelegenen Lovina-Beach und ein Besuch bei Carrefour, um den Gin-Vorrat aufzufüllen. Sehr schöne Stadt, vollkommen untouristisch und um Längen anheimelnder, als Denpasar.

Processed with Snapseed.

31.8.-2.9.

Komisch. Wenn man ein volles Tagesprogramm hat, kriegt man es locker hin, abends noch den Tag zusammenzufassen. Wenn man hingegen rumgammelt, wird selbst das Verfassen kurzer Texte zur unmenschlichen Kraftanstrengung.

Jetzt kriege ich natürlich nicht mehr genau zusammen, was an welchem Tag genau passiert ist, aber die Reihenfolge ist ja auch nicht immer das Entscheidende. Hier also in unsortierter Reihenfolge die Highlights der letzten 3 Tage:

  • Mehrmals hervorragend gegessen im Warung Kelapa Tejakula. U.a. (auf Vorbestellung) einen großen Thunfisch, der in Bananenblättern gegart wurde sowie ganz hervorragend gegrillte King Prawns
  • Junior hat einen kleinen Skorpion in seiner Unterwäsche entdeckt (Mantra aller Einheimischer: „macht euch keine Sorgen, wenn ihr einen großen Skorpion seht! Wirklich giftig sind nur die Kleinen“)
  • Schnorcheln an unserem Hausriff
  • Junior war mit Einheimischen fischen (Abfahrt 05:00 früh!). Erfolgsquote bei allen 3 Mitfahrern (ein angeblich professioneller  Fischer, ein Einheimischer und der Sohn): 0 (in Worten: „Null“) Fische

So weit bin ich aus dem Kopf gekommen, dann habe ich mal die Fotos nach Datum sortiert – und siehe da: Sonnenuntergänge… Na gut. Man darf ja im Urlaub auch einfach mal faul sein.

image

3.9.

7:45 Abfahrt zur USS Liberty. Berühmter Wrack-Tauchplatz im Nordosten Balis. Ein Versorgungsschiff der US Army, das 1942 von den Japanern getroffen und auf Bali an Land gesetzt wurde. Nach einem Vulkanausbruch ist es dann abgerutscht und jetzt liegt es zwischen 5 und 30m Tiefe. Die Kids waren begeistert. Ich habe noch nie so viele Taucher am gleichen Tauchplatz gesehen (und ich bin schon im roten Meer getaucht…).

Nettes Wrack, aber wahrscheinlich vernünftig nur vor 7h morgens zu betauchen.

image

4.9.

Nochmal 2 Mopeds dazugeliehen und zu den Sekumpul Wasserfällen gedüst. Das liegt direkt hinter dem Jagaraga-Tempel. Hätten wir das seinerzeit gewusst, hätten wir das mit eingebaut. So haben wir eben 2 Tagestrips draus gemacht, was auch OK war, weil wir alle zunehmend Blut am Zweirad geleckt haben (die Tochter fährt dann in Zukunft Moped und ich habe beschlossen, den Motorradführerschein endlich nachzuholen).

Der freundliche Nachbar, der uns den Wasserfall (zurecht) empfohlen hat, meinte noch, es sei gut, dass wir mit den Mopeds unterwegs seien, weil wir dann näher ans Ziel heranfahren könnten. Weit gefehlt! An der Zufahrt zu den Wasserfällen wurden säuberlich die Touristen (wir) von den Einheimischen (die anderen) getrennt und auf einen privaten Parkplatz verwiesen (der natürlich Parkgebühren kostete, auch wenn das umgerechnet nur 15ct pro Fahrzeug waren). Die Durchfahrt sei für Touristen verboten, „weil es so viele Unfälle gab“. Aber man könne uns einen Transfer bis zum Ende der Straße anbieten. Und ein Guide stünde selbstverständlich auch für uns bereit. Als wir beides ablehnten, sank die Laune beträchtlich und mit einem „we don’t want to talk anymore“ wurden wir grußlos weitergeschickt.

Der Weg zu den Wasserfällen ist gesäumt von kleinen privaten Gärten, in denen Gewürze und Kaffee angebaut wurden. Überwiegend werden als Nutztiere in viel zu kleinen Käfigen Fleckenmusangs (indonesisch: Luwak) gehalten, die mit Kaffeebohnen gefüttert werden, um den sündhaft teuren Kopi Luwak zu erzeugen (gefressen, fermentiert, verdaut, geröstet, schmackhaft, teuer). Außerdem gibt es die üblichen exotischen Gewürze wie Nelken, Zimt, Vanille, Safran, Chili, Hibiskusblüten, Zitronengras, usw. usw.

Nach den Gärten und kleinen privaten Restaurants erwarteten uns dann viele viele Stufen hinab zu den Becken der Wasserfälle. Große, beeindruckende Wasserfälle! Sehr, sehr hohe Wasserfälle. Im Becken unter den Wasserfällen zu baden ist fast unmöglich, weil das Wasser von oben mit Hochdruck herunterschießt und einen Gegenstrom erzeugt, der kaum zu überwinden ist. Im Tal herrscht mindestens Windstärke 4, alleine durch die Wasserfälle. Schon ausgesprochen imposant!

Der Rückweg hinauf über die vielen Stufen war dann – dank des Trainings in Phase 1 des Urlaubs – weniger schlimm, als erwartet, aber immer noch schlimm genug.

Ein unbedingter „must see“ Tip für jede/n, der/die nach Bali reist.

Processed with Snapseed.

5.-6.9. – Last Day und Heimreise über Singapur

(geschrieben am Flughafen Singapur)

So, das war’s dann. Schöner Urlaub! Nach einem finalen Faulenztag (also für die Familie… Ich war erst an der Tauchbasis, Schulden zahlen, dann im Warung Kelapa, Tisch reservieren und beim ATM Geld holen und dann noch beim Saté-Mann) geht es heute wieder Richtung Heimat.

A pro pos Warung Kelapa: Warung bedeutet „Restaurant“ auf Indonesisch. Wenn man die thailändische Küche kennt und liebt, ist die indonesische Kochkunst ja eher grobschlächtig. In 3 Wochen ist es uns z.B. Nicht gelungen, einen Thunfisch (hier Hauptnahrungsmittel) medium rare zu bekommen. Das Nasi Goreng hat oft nach nix geschmeckt, die Curries waren gerne mal naja. Kein Vergleich zu den Geschmacksexplosionen, die man aus Thailand so kennt. Im Warung Kelapa haben wir überdurchschnittlich gut gegessen und als ich heute Mittag da aufschlug, um den Tisch für Abends klar zu machen, fragte mich Weda, die freundliche Bedienung, worauf wir denn Lust hätten. Ich spontan: „roher Thunfisch!“. Sie: „OK!“ – ich war SEHR gespannt… Am allerletzten abend bekamen wir dann unser erstes und letztes amtliches Thunfisch-Sashimi in Indonesien. Fangfrisch, für 3,50€ pro Nase. Hätte ich mich bloß mal früher verständlich gemacht! Die King Prawns waren auch nicht übel. Alleine wegen des Essens kannste mir ja fast alles außer Asien schenken…

Heute dann Frühstück um 07:30, Abfahrt Richtung Denpasar um 08:30 (via Mount Batur und Ubud). Heute, am 6.9. ist Beginn des Galungan-Festes. Einer der wichtigsten hinduistischen Feiertage, an dem einerseits so etwas wie Erntedank oder Thanksgiving begangen wird und andererseits der Sieg des Gottes Indra über den abtrünnigen König Mayadenawa gefeiert wird. Jedes Familienoberhaupt hat in den vergangenen Tagen einen großen Bambus geschlagen und daraus eine Fahne gefertigt, an der diverse Gaben der Natur (Kokosnüsse, Reis, etc.) angebracht wurden. Diese Bambusfahnen säumen nun die Straßen und schmücken alle Dörfer von Singaraja bis Denpasar. Drei Tage lang werden Feste veranstaltet und Verwandte besucht. Eine schöne Fahrt durch geschmückte Bergdörfer.

Tja. Und nun sitze ich hier und schreibe den vorerst letzten Eintrag für das Reisetagebuch. Vielleicht kommt noch ein Fazit. Vielleicht. Weil morgen ja schon wieder die Arbeit wartet. So viel schon mal: War schön!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert