Burmese Days – Pt. 6 Heimreise, Fazit und Reisetipps

31.10.-3.11.
Life’s a beach

Am 31.10. ging es mit dem Taxi vom Lake Inle wieder nach Heho, von dort aus pünktlichst (Abflug und Ankunft jeweils 15“ vor Schedule) nach Thandwe, dem „Strand-Flughafen“. Im Südwesten von Myanmar gibt es tolle Strände. Ngapali ist einer der bekanntesten.

Dort haben wir uns 4 Nächte eingebucht und außer Baden, Essen, Trinken undwasmansonstnochsoamstrandmacht gar nix gemacht. Ein Strand aus superfeinem Zuckersand, ohne störende Steine, eine harmonische Mischung aus Touristen und burmesischen Urlaubern, kristallblaues warmes Wasser. Das ließ echt keinerlei Wünsche offen.

 

 

4.-6.11.
Heimweg in Etappen

Am 4.11. wurden wir viel zu früh am Hotel abgeholt und zum nahe gelegenen Airport gefahren. War aber ganz gut, denn als alle da waren, sind wir einfach losgeflogen (diesmal eine gute halbe Stunde vor ETD). Noch ein Abend in Yangon in der wunderbaren Atlas Rooftop Bar den Urlaub bei einigen gut gemixten Cocktails mit Blick über die Stadt ausklingen lassen. Am 5.11. nochmal kurz zum Kandgawy Lake spaziert, unser abgebranntes Hotel von Tag Eins besichtigt, etwas am Pool gechillt und abends dann von Yangon über Bangkok und Frankfurt nach München zurück.

Eine Abreise mit zwei Zwischenstops ist nur etwas für sehr sehr zähe und geduldige Menschen. Ich bin weder zäh noch geduldig, aber ich wollte nach Hause und da hat der Wille die Mimose überstimmt. Deswegen erspare ich euch auch das Gejammere über die Heimreise mit 1h Flug, 4h Zwischenstop, 11h Flug, weiteren 2,5h Stopover und noch einer Stunde Flug.

 

Fazit und Reisetipps

Es hat sich auf jeden Fall gelohnt, nach Myanmar zu reisen! Ein wunderbares Land, das sich gerade mit viel Schwung dem Tourismus öffnet, dabei aber noch ausgesprochen ursprünglich geblieben ist und viele der üblichen Bequemlichkeiten noch nicht bietet: Kaum einer spricht verständliches Englisch, es gibt nicht an jeder Ecke einen Pub oder ein KFC, außerhalb der Tourismuszentren gibt es nur wenig Infrastruktur. Dafür wimmelt es, mit wenigen Ausnahmen, nicht überall vor Touristen, man sieht noch Ochsenkarren und Bananenblattdächer, die Händler sind nicht über Gebühr aufdringlich und nicht jeder, der einen anspricht, will einem etwas verkaufen.

Wir haben große Teile des Landes gar nicht gesehen (Myanmar ist etwa doppelt so groß wie Deutschland). Gerne wären wir z.B. Noch in den Chin State weiter in Richtung Norden gereist, oder hätten uns ganz im Süden das Mayk Atoll angesehen.

Im Großen und Ganzen würden wir wohl den Reiseablauf wieder so planen, wie wir ihn hier realisiert haben. Am ehesten kann man Mandalay auslassen. Das ist eine Großstadt und lediglich die Mahamouni-Pagode sowie das Teakholz-Kloster sind wirklich sehenswert und lohnen sich (man muss hier der guten Ordnung halber ergänzen, dass wir nicht im Süden im Ancient Kingdom und bei der U-Bein-Bridge waren. Wenn man den Reisestress etwas reduzieren will, kann man nach Mrauk U direkt von Yangon nach Bagan fliegen und die gewonnene Zeit lieber am Lake Inle investieren, da hätte es noch interessante Optionen gegeben.

Hier noch einmal für die, die es interessiert, unser Reiseplan:

Mein Highlight war bereits ganz am Anfang der Rundreise Mrauk U. So zeitraubend es war, mit Flugzeug und 5h den Fluß entlang dort hin zu reisen, so schön war die Flussfahrt. Die Tempel dort waren nicht weniger beeindruckend, als die in Bagan. Wirr waren die einzigen Touristen weit und breit und man fühlte sich wirklich in der Zeit 100 Jahre zurückversetzt. Fahrt da unbedingt hin, falls ihr mal nach Myanmar fahren solltet!

Die Reiserei an sich war überhaupt kein Problem. Wir haben ja alles selber geplant und z.T. vorab gebucht, z.T. auch vor Ort improvisiert. Von insgesamt 12 (!) Flügen in diesem Urlaub waren – mit Ausnahme der Lufthansa – alle Flüge absolut pünktlich und öfters auch überpünktlich (Abflug, wenn alle da waren, Landung dann eben 30 Minuten vor Plan). Der Sitzabstand war in allen burmesischen Airlines – Myanmar National, Yadarnapron, KBZ, FMI, … – so, dass ich mit meinen 1,92 superbequem überall sitzen konnte. Das Fluggerät war immer sehr neu (überwiegend Bombardier ATR-72). Die Taxipreise sind extrem niedrig, man sollte aber vorher den Preis vereinbaren (Yangon Airport in die Stadt 10.000 kyt, Mandalay Airport in die Stadt 30.000 kyt, Heho Airport zum See 30-40.000 kyt. Innerhalb der Städte immer zwischen 2.000 und 5.000 kyt. Mandalay ist teuerer, als Yangon).

Touren bucht man am Besten vor Ort. Im Lonely Planet steht für jeden Ort immer mindestens ein verlässlicher Tour Operator. Wir haben den Boots-Transfer nach Mrauk U über Onestop Myanmar gebucht – ich habe noch nie eine Agentur erlebt, die so schnell und kompetent arbeitet wie die. Kann ich uneingeschränkt empfehlen. Kurz: Es ist überhaupt kein Problem, sich in Myanmar auf eigene Faust durchzuschlagen und gleichzeitig den organisierten Touren der beflissenen Studiosusse und Dr. Tiggesse aus dem Weg zu gehen

Eine SIM Card bekommt man direkt am Flughafen für kleinstes Geld. 7,5 GB für 30.000 kyt. Ich hatte bei Abreise gerade mal 2 GB verbraucht, obwohl ich überall Netz hatte und viel online war (google Maps saves a lot of days!).

In den älteren Reiseführern wird darauf hingewiesen, dass man besser mit einer dicken Tasche voll Bargeld durch Myanmar reisen solle, weil es außerhalb der Großstädte keinerlei Möglichkeit gäbe, Geld abzuheben. Diese Zeiten sind definitiv vorbei. Es gibt überall ATMs, selbst auf dem Lake Inle, oder in Hotelanlagen, so dass man seinen Geldbestand immer wieder auffüllen kann (ich erinnere mich ja noch an Zeiten, in denen man mit Reiseschecks unterwegs sein musste. Dagegen ist das heute der krasse Luxus!). Zu dünn darf das Geldpolster allerdings auch nicht sein, denn Karten werden selten akzeptiert, funktionieren nur in der Hälfte der Fälle (bei meiner MasterCard kam häufig „Format Error -30“) und werden regelmäßig mit einem Aufschlag von 3-3,7% bestraft.

Ein Hinweis für die Spiegeleifanatiker und Tischkulturisten: Es ist in Myanmar vollkommen unüblich, Eier glibberfrei „well done“ zu braten. Man muss daneben stehen und sein Ei bewachen, bis es well done ist. Abgeräumt wird zum Schluss. Man sitzt vor 10 leeren Bierflaschen, Vor- Haupt- und Nachspeisetellern, bis man das Restaurant verlässt. Alles andere wird als unhöflich betrachtet. Und man bestellt – wie überall in Asien – zu seinen Hauptspeisen den Reis und ggf. Gemüse extra. Wir haben öfters entrüstete Touristen beobachtet, die vor ihrem reislosen Curry saßen und die Bedienung strafend ansahen.

Last not least noch einige Gedanken zur politischen Lage in Myanmar: Die Demokratie ist noch ein junges Pflänzchen. Myanmar war über Jahrzehnte eine unschöne Militärdiktatur und die ersten seitens der UNO als „frei“ bestätigten Wahlen haben gerade einmal 2016 stattgefunden. Die Demokratisierung findet nur statt, weil sie vom Militär geduldet wird und das Militär spielt nach wie vor eine entscheidende Rolle im Land. Als Damoklesschwert schwebt es über der gewählten Regierung und kann jederzeit wieder die Macht übernehmen. Nicht zuletzt entzieht der Militärapparat dem Land auch heute noch Geld und Intelligenz. Die gut ausgebildete Jugend macht nach wie vor dort Karriere und nicht in der freien Wirtschaft.

Das zweite große Problem des Landes neben dem Militär ist die Vielfalt der konkurrierenden Volksstämme. In Myanmar werden hunderte von Sprachen gesprochen, gibt es die unterschiedlichsten Clans und Religionen, auch wenn Buddhismus die Staatsreligion ist. In dieser komplexen Gemengelage muss man Aung Sung Su Ki bewundern, wie sie unter komplettem Verzicht auf eigene Komfortzonen mit viel Fingerspitzengefühl das Land steuert. Die aktuelle Verfolgung der Rohinja kann sie aus meiner Sicht nicht ohne weiteres unterbinden, ohne den gesamten politischen Fortschritt der vergangenen 10 Jahre wieder aufs Spiel zu stellen.

Wir hoffen sehr, dass sich Myanmar weiter öffnet und demokratisiert. Ein wunderbares Land mit fantastischen Sehenswürdigkeiten und auf jeden Fall mehr als nur eine einzige Reise wert.

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