Flatraten in Togo

Immer mehr endemische Tierarten in bis dato von der Natur fein abgegrenzten Biotopen sind ja durch sogenannte Bioinvasoren bedroht. Fremde Tierarten, die teils absichtlich eingeführt wurden (wie die Karnickel in Australien), oder die sich teils im Bilgewasser der großen Pötte eingeschlichen haben und dann die heimischen Krebse und Fischlein schlicht verdrängen.

Ähnliches passiert seit Jahren mit der deutschen Sprache. Wir bekommen morgens unseren Wake Up Call, futtern mittags fröhlich unseren Hämbörger, rechnen nachmittags Business Pläne und chillen abends in der Lounge. Wenn ich mal wieder drohe aus der Haut zu fahren, weil Junior wieder mal mit Strafarbeit und Verweis vor der Tür steht, kommt überigens auch regelmäßig ein gelangweiltes „chill mal!“.

Schön und gut. Das ist aus meiner Sicht alles noch kein wirklicher Grund zur Beunruhigung. Sollte Herr Sarrazin Recht behalten, dann gibt es ja auf Sicht sowieso kaum noch Deutsche mit deutschem Hintergrund und wir reden irgendwann eine muntere Melange aus Türkisch, Arabisch und Englisch. Check? Check!

Aber gestern, auf dem Weg zur Wiesn, mitten in München (zugegebenermaßen im Untergrund) sah ich große Plakate der Marke BASE (sprich Bäyz), die übrigens der deutschen Firma E-Plus gehört, die wiederum aber schon seit einer Weile in holländischem Besitz ist (das nur am Rande). Da wurde in großen Lettern mitgeteilt, dass man bei BASE die besten Flats bekäme. So etwa:

Man lese das unvermittelt als Deutschsprachiger einmal laut. Bei Base bekomme ich die besten Flats. Kopfschuss, oder? Ich fand schon vor einiger Zeit das muntere Flatraten als Nachfolger von Robert Lemkes Beruferaten interessant und dachte einen kurzen Augenblick lang, dass die Flatraten ein friesischer Volksstamm gewesen seien. Aber die Flatraten sind jetzt dann ja auch ausgestorben. Verdrängt von den Flats. Flats? Flats! Das ist das Geräusch, das ein Eier-/Pfannkuchen macht, der beim Versuch des coolen Wendens mittels aus der Pfanne mit einem Ruck in die Luft werfens, eine unvorhergesehene Flugbahn einnimmt und auf dem Fußboden landet. Flats! Aber doch bitte kein Produkt, das man kaufen kann. Flats ist der Sohn der Mutter Tarif und des Vaters Gebühr. So eine Art Kevin Patrick der Produktfamilie. Brauchen wir sowas? Armes Deutschland.

Und wenn ich schon mal dabei bin: Ist euch eigentlich aufgefallen, dass immer mehr Produkte in Deutschland aus Westafrika kommen. Vom Golf von Guinea, genauer gesagt, aus dem schönen kleinen Staat Togo. Schaut mal genauer hin. Bei Starbucks (!) zum Beispiel, aber mittlerweile auch bei Rackl’s Backstube, gibt es den leckeren Kaffee Togo. Ich wusste bislang gar nicht, dass dort auch Kaffee angebaut wird. Aber nicht nur das – beim Frisör, verzeihung, beim Coiffeur und beim Hairstylisten gibt es für 10 EUR den Cut Togo (der Afrikaner ist ja bekannt für seinen filigranen Umgang mit der Friseurschere – oder ist es ein Cut a la Togo? Kommt der Afrolook wieder?). Und bei Mac Donalds und Burger King (Bürgerkönig) werden wir gefragt: „Hier essen oder Togo?“ (wegen der Mehrwertsteuer übrigens, die im einen Fall 7%, im Anderen 19% beträgt. Also bitte immer schön „Hier essen“ sagen, dann mindert Ihr die Rendite von diesem US-imperialistischen Bratlingkonzern). „Hier essen oder Togo?“ werden wir also gefragt… Ich meine, bis ich in Togo bin, ist der Fleischklops doch schon kalt und schimmelig. Wie kommen die auf sowas?

Ich glaube, ich mach mir jetzt erst mal einen schönen Kaffee Togo und chill mal!

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