Burmese Days – Pt. 1 Yangoon

18.-19.10.2017
München – Frankfurt – Bangkok – Yangon

Eine Anreise mit zwei Zwischenstops ist nur etwas für sehr sehr zähe und geduldige Menschen. Ich bin weder zäh noch geduldig, aber ich wollte nach Myanmar und da hat der Wille die Mimose überstimmt. Deswegen erspare ich euch auch das Gejammere über die Anreise mit 1h Flug, 2,5h Zwischenstop, 11h Flug, weiteren 2,5h Stopover und noch einer Stunde Flug.

Der letzte Zwischenstop in Bangkok erwies sich übrigens als wertvoll, denn beim Checken der Mails während der Wartezeit erhielt ich folgende Nachricht von einem Tour-Operator, mit dem ich mich zwecks Zahlung einiger Transfers am Abend in unserem Hotel, dem Kandawgyi Palace, treffen wollte:

Hi Craggan,
Kandawgyi Palace hotel was burnt down yesterday night and 70% were destroyed.
Hope you are safe.
Please advise how do we meet each other.
Regards,
Kyaw

Kurze Schockstarre, google, twitter und – ja, stimmt wohl. Auf youtube gibt’s Videos vom Löscheinsatz. Das Hotel, in dem wir einige Stunden später unsere geräderten Knochen zur Ruhe legen wollten, glimmte gerade vor sich hin.

Kurzerhand mit Booking.com telefoniert und eine Alternative gebucht (in der ich soeben sitze und diese Zeilen schreibe). Schöne neue Internet-Reisewelt. Noch vor nicht all zu langer Zeit hätte der Taxifahrer einen mit Gepäck sardonisch grinsend vor einem Häufchen Asche abgesetzt, weil man ihm natürlich partout nicht glauben wollte, dass das Hotel abgebrannt sei („jaja…“) und er aber eine gute Alternative wüsste („sicherlich!…).

Zum Runterkommen machten wir noch einen kurzen Spaziergang zur nahe gelegenen Rooftop-Bar des Sakura Tower auf einen Absacker. Die fantastische Sicht auf die Stadt und die beleuchtete Shwedagon Pagode machten die zu hohen Preise und die untalentierten asiatischen Karaoke-Sirenen mehr als wett. Im Vergleich zum nächtlichen Bangkok herrschte von oben betrachtet auf den Straßen Yangons ein geradezu dörflicher Verkehr. Wir waren gespannt, ob sich dieser erste Eindruck am nächsten Tag bestätigen würde.

Sofortiges Schlafkoma

20.10.
Yangon

Den 4,5 Stunden Zeitunterschied zum Trotz (wie kommt man bitte auf viereinhalb Stunden?) um 08:30 aus dem Bett gekugelt (also 4 Uhr nachts nach deutscher Zeit), raus aus dem Hotel und erst einmal gefrühstückt. Stilecht mit Fried Rice und mit Curry gefüllten Teigtaschen.

Auf direktem Weg sodann unverzüglich zur wichtigsten Sehenswürdigkeit Myanmars, der Shwedagon Pagode. Ich verzichte darauf, an dieser Stelle kulturhistorische Abhandlungen aus den diversen Reisführern zu kopieren, deswegen nur so viel: Das Ding ist ECHT beeindruckend! Eine ganze Tempellandschaft rund um eine sehr große und hohe vergoldete Stupa. Die erste Stupa übrigens, die von außen mit Blattgold verziert wurde. Was heutzutage fast schon die Regel ist, war damals absolut Neu. Eine Trendsetterin sozusagen. Die Landeshauptstadt München hat übrigens in Sachen Bauordnung auch von der Vergoldeten abgekupfert (pun intended): Kein Gebäude in Yangon darf die Shwedagon Pagode überragen.

Wir verbrachten viel Zeit mit und in dieser Ikone des Buddhismus. Teils aufgrund der vielen Sehenswürdigkeiten (ein kleiner Schrein für jeden Wochentag, eine tonnenschwere Glocke, die gewichtsbedingt im Zuge eines Diebstahlversuchs ein Schiff der Britischen Navy versenkt hat, dutzende Buddhas und kleinere Stupas), teils aufgrund der eigenen, schönen Stimmung auf dem Gelände mit vielen Einheimischen und Mönchen, teils aufgrund der immer wieder einsetzenden kurzen Regenschauer.

Die Pagode liegt recht nahe zum Lake Kandawgyi, an dem wir eigentlich hätten übernachten sollen. Deswegen haben wir noch den kurzen Abstecher gemacht, um uns wenigstens den See und die verkohlten Überreste unseres komplett aus Teakholz erbauten Hotels einmal anzusehen. Wirklich sehr sehr schade, das muss nett gewesen sein. Als wir dort waren, berichtete das örtliche Fernsehen gerade über den Vorfall.

An der Straße ein Taxi geschnappt, und ab nach Downtown. Taxen gibt es wie Sand am Meer. 4 von 5 Autos, die an einem vorbeifahren sind (gefühlt) Taxen. Die dreiviertelstündige Fahrt vom Flughafen in die Stadt kostet 10.000 Kyat – 1.000 Kyat sind ca. 60ct. Fahrten innerhalb Yangons kosten zwischen 2.000 und 3.000 KYT. Man kommt also für 1-2€ überall hin, was sehr angenehm ist. Und wenn wir schon bei der automobilen Fortbewegung sind: Autos mit Lenkrad rechts im Rechtsverkehr. Noch nie gesehen. Was soll das? Will man damit die ehemaligen britischen Besatzer ärgern?

Ein bisschen durch die von den Briten rechteckig angelegte Altstadt gewandert. Viele Märkte, die so sind, wie man sich Märkte in Asien vorstellt. Wie sie in Bangkok früher mal waren.  Keine Billigklamotten und Firlefanz, sondern Lebensmittel, Street Food (da wird bis hin zum Pansen alles verwertet) und praktische Haushaltsgegenstände.

Dann aus Daffke ein Fährticket über den Irrawaddy nach Dala gekauft und einmal hin- und her gefahren. Das Treiben auf der Fähre war die 2,50€ wert. Haufenweise fliegende Händler, die vom Wachtelei bis zum Feuerzeug alles mögliche feilbieten.

Das Dinner war nix, aber die anschließend besuchte Atlas Rooftop Bar kann was. Toller Blick über die Stadt, leckere Drinks, moderate Preise und ein Ambiente, das man eher in New York oder London erwarten würde.

Das war’s dann (vorbehaltlich der Rückreise) auch schon mit Yangon. Tolle Stadt, noch sehr relaxed im Vergleich zu Bangkok, Singapur oder Kuala Lumpur. Man spürt noch einen Hauch des einstigen britischen Kolonialismus. Downtown wohnen noch Menschen und ab und an steht zwischen den Häusern in 1a-Lage eine Ruine. Das wird sich wohl nicht mehr lange so aufrechterhalten lassen. Prenzelberg lässt grüßen.

Morgen geht es weiter nach Mrauk U (gesprochen etwa „Miau“).

 

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