Lost in the Supermarket

Ich fühle mich terrorisiert von Scannerkassen, über die die Kassiererinnen in so rasender Geschwindigkeit die Ware ziehen, dass es mir parallel zum Einpacken der Ware vollkommen unmöglich ist, nachzuvollziehen, ob auch alle Preise richtig angegeben werden. Häufig genug ist das nicht der Fall („oh – da scheint das Angebot noch nicht in der zentralen Datenbank abgelegt zu sein, mein Herr“-). Das zwingt mich theoretisch dazu, an der Kasse vor den Augen der wartenden Meute meinen Bon zu prüfen, was ich faktisch nie tun würde, weil es so spießig aussieht.

Ich fühle mich terrorisiert von halbblinden Rentnerinnen, die an der Kasse ihr gesamtes Kleingeld auf das Fließband schütten und durch die dritten Zähne zur Kassiererin nuscheln „suchen’s sich des do bittschön raus“.

Ich fühle mich generell terrorisiert von Rentnerinnen, die zwischen 17 und 19:30 einkaufen gehen, weil da so schön was im Supermarkt los ist.

An meiner Kasse dauert es IMMER am längsten.

An meiner Kasse ist IMMER die Kassenrolle alle.

An meiner Kasse geht IMMER der Scanner nicht richtig, so dass die Kassiererin 15-Stellige Zahlencodes händisch eingeben muss, was sie nicht kann, weil sie ja immer nur Waren über den Scanner zieht, weswegen sie sich vertippt und statt 0,99 EUR für den Mövenpick-Joghurt 49 EUR für Lammkoteletts auf dem Bon erscheinen, den ich nicht prüfe weil es so spießig aussieht.

An meiner Kasse steht IMMER jemand (eine Rentnerin) vor mir, der Waren dabei hat, auf denen kein Barcode ist, so dass die Kassiererin auf unbestimmte Zeit im Supermarkt verschwindet um eine Packung MIT Code zu finden.

Heute sage ich euch, meine Freunde, trotz der Schwierigkeiten von heute und morgen habe ich einen Traum. Ich habe einen Traum, dass eines Tages diese Nation sich erheben wird und der wahren Bedeutung ihres Credos gemäß leben wird: „Wir halten diese Wahrheit für selbstverständlich: dass Scannerkassen abgeschafft gehören.“

Ich habe einen Traum, dass eines Tages auf den roten Hügeln von Brandenburg die Söhne früherer Kassierer und die Söhne früherer Kunden miteinander am Tisch der Brüderlichkeit sitzen können.

Ich habe einen Traum, dass sich eines Tages selbst ALDI, ein Supermarkt, der in der Hitze der Ungerechtigkeit und Unterdrückung verschmachtet, in eine Oase der Gerechtigkeit verwandelt.
Ich habe einen Traum, dass eines Tages jedes Tal erhöht und jeder Hügel und Berg erniedrigt wird. Die rauhen Orte werden geglättet und die unebenen Orte begradigt werden. Und die Herrlichkeit des Herrn wird offenbar werden, und alles Fleisch wird es sehen.

Das ist unsere Hoffnung. Mit diesem Glauben kehre ich in die Heimat zurück.

Mit diesem Glauben werde ich fähig sein, aus dem Berg der Verzweiflung einen Stein der Hoffnung zu hauen. Mit diesem Glauben werden wir fähig sein, die schrillen Missklänge in unseren Supermärkten in eine wunderbare Symphonie der Brüderlichkeit zu verwandeln.

Hallelujah!

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